Relaunch der CEBIT: IT-Branche schaut sich das "Business-Festival 2018" genau an

Bemisst man die Wertigkeit eines Events daran, ob sich die Bundeskanzlerin die Ehre gibt, dann ist die CEBIT 2018 in der Hierarchie zurückgefallen. Anders als die Eröffnungen der Hannover Messe und der Internationalen Tourismus Börse sagte Angela Merkel die CEBIT aus „terminlichen Gründen“ ab. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier wird am 11. Juni in Hannover vor Ort sein. Die CEBIT erlebte einen Relaunch und will jetzt ein Business-Festival sein. Wie relevant ist das Event? Was sagen Unternehmen?

Technische Spielereien bleiben ein Markenzeichen der CEBIT. (© Deutsche Messe)

Fand die CEBIT in früheren Jahren immer im März statt, versucht die mit mehr als 800.000 Besuchern ehemals größte Computermesse der Welt jetzt im Frühsommer Aussteller und Publikum nach Hannover zu locken. Privatbesucher sollen vom 11. bis 15. Juni wieder stärker im Mittelpunkt stehen, wenngleich es laut Webseite auch weiterhin um Business und „Leads, Leads, Leads“ gehen soll. „Die neue CEBIT ist Messe, Konferenz und Networking in einem und macht so Digitalisierung zum Erlebnis", erklärte Oliver Frese, Vorstand des Veranstalters Deutsche Messe, auf der Vorab-Pressekonferenz.

Digitalisierung in vier Strängen

Die Pressemitteilung der CEBIT geizt nicht mit Schlagworten. Künstliche Intelligenz, Blockchain, Security, Internet of Things, 5G, Human Robotics, VR/AR, Drones, Collaboration & Workspace 4.0 und Future Mobility sollen diskutiert werden. d!conomy, d!tec, d!talk und d!campus heißen die vier CEBIT-Stränge. Fast 2.800 Unternehmen aus rund 70 Ländern sowie 350 Start-ups hätten sich angekündigt. Bei der Besucherzahl will der Veranstalter keine Schätzung abgeben, da es sich um eine komplett andere Veranstaltung als in den Vorjahren handele.

Zusätzlich wird es ähnlich wie auf der South by Southwest (SXSW) in Austin, der re:publica in Berlin und den Online Marketing Rockstars in Hamburg ein Musik-Programm geben. Unter anderem haben sich Mando Diao, Jan Delay und Digitalism angesagt. Viel „tanzbarer Sound“ wird versprochen und dazu spielt die „Jägermeister Blaskapelle“. Natürlich dürfen Influencer nicht fehlen. Mehr als 1.000 würden zur Influencer-Konferenz CEBIT!signals erwartet.

Viele sind da, andere nicht

Zahlreiche der führenden Tech-Konzerne kommen nach Hannover. Huawei, IBM, Salesforce, Vodafone, Intel, Oracle und Facebook hätten zugesagt. SAP baut ein 60 Meter hohes Riesenrad auf. Es sind eher die Etablierten und nicht die gehypten Überflieger wie Uber, Tesla und Netflix, die vor Ort sein werden. Auch fehlen Tech-Celebrities auf der Rednerliste. Jeff Bezos von Amazon, Elon Musk von Tesla, Mark Zuckerberg von Facebook oder Bill Gates sucht man vergeblich. Ginni Rometty, President & CEO von IBM, ist wohl der prominenteste Name.

Microsoft und Telekom beobachten die Entwicklung

Mickeleit Thomas KomChef Microsoft 2018Überraschend: Microsoft als größter Softwarehersteller der Welt wird weder mit einem eigenen Stand noch mit Partnern präsent sein. „Wir finden das neue Konzept der CEBIT sehr interessant und werden uns genau anschauen, ob und wie die CEBIT für uns künftig wieder eine unverzichtbare Plattform sein könnte. Tatsache ist auch: Wir können nicht überall dabei sein“, erklärt Thomas Mickeleit, Director of Communications bei Microsoft Deutschland. Man habe sich dieses Jahr „soweit es um Business-Kunden geht“ auf die Hannover Messe konzentriert.

„Auf der Hannover Messe treffen wir Kunden als Aussteller und Partner der digitalen Transformation. Sie wird derzeit nirgendwo sichtbarer als dort“, meint Mickeleit. Zudem werde es Stände von Microsoft auf der IFA in Berlin, der dmexco und der Didacta geben. Microsoft setzt wie viele andere Tech-Konzerne auf eigene Events.

Auch die Deutsche Telekom verzichtet auf einen Stand, beteiligt sich aber am Konferenzformat. Das Wording ähnelt dem von Microsoft: „Die Telekom begleitet den Prozess der Neupositionierung der CEBIT weiter konstruktiv“, erklärt Harald Lindlar, Vice President Corporate Communications. „Wir werden uns auf dem ‚Campus‘ der Messe zeigen, aber nicht in dem gewohnt üppigen Format. Stattdessen bringen wir unsere Geschäftskundensparte stärker in Veranstaltungen ein, wo unsere Kunden und Partner sind, beziehungsweise die von diesen ausgerichtet werden.“ T-Systems und Telekom Deutschland würden einen „Digitalisierungstag“ ausrichten. Der neue CEO von T-Systems, Adel Al-Saleh, hält eine Keynote.

Old Economy will Digitalexpertise unterstreichen

Ein Unternehmen wie die Deutsche Bank will die CEBIT nutzen, um ihre Digitalisierungskompetenz zu untermauern. Sie stellt die Programmierschnittstelle Deutsche Bank API (API=Application Programming Interface) vor, die es Unternehmen ermögliche, Bankdaten in digitalen Anwendungen zu nutzen.

„Die CEBIT ist in Deutschland die Leitmesse für IT und Technologie, so dass man dort in Kontakt mit den relevanten Entscheidern kommt. Das API-Team möchte auf der CEBIT neue Partner gewinnen“, sagt Communications Specialist Markus Dahlem. Der Deutschen Bank gehe es darum, „Bewusstsein dafür zu schaffen, was mit Bankdaten alles möglich ist.“ Wie geht die Deutsche Bank kommunikativ mit der Digitalisierung um? „Wir wollen ein wichtiger Akteur in der digitalen Welt sein und sind auf dem Weg, ein technologieorientiertes Unternehmen zu werden“, erklärt Dahlem. Storytelling und Social-Media-Formate wie die Videoreihe „Economy Views“, in der Spezialisten aus der Bank aktuelle Entwicklungen vorstellen, oder die „Economy Stories“ mit Fokus auf Testimonials sollen dabei helfen.

Was erwarten Repräsentanten der Agenturszene von der CEBIT? Michael Grupe, Vorstand bei Fink & Fuchs, hält die Cebit für eine „spannende Plattform“. „Es ist eine Gelegenheit, Kunden sprechen zu lassen und mit anderen ins Gespräch zu kommen. Als Business-Festival und Recruiting-Messe sehe ich gute Chancen, dass sie erfolgreich ist.“ Christoph Schwartz, Gründer und Geschäftsführer von Schwartz Public Relations, sieht es pragmatisch: „Ein Drittel unserer Kunden geht hin, ein Drittel wartet ab, wie die neue CEBIT ankommt, und ein Drittel geht nicht hin.“

Video: Pressesprecher Hartwig von Saß erklärt die „neue“ CEBIT.

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In der Unternehmenswelt stehen Kommunikatorinnen und Kommunikatoren oft vor der Herausforderung, ihre Erfolge anhand von Kennzahlen wie Reichweite, Tonalität oder Share of Voice zu messen. Diese Metriken sind in der Kommunikationsbranche gängig und bieten Einblicke in die Wirksamkeit von PR- und Marketingkampagnen. Allerdings entsprechen diese Metriken nicht unbedingt den Anforderungen des Managements, das primär an betriebswirtschaftlichen Kennzahlen wie Umsatz, Gewinn und Unternehmenswert interessiert ist. Diese Diskrepanz kann zu Missverständnissen führen und die Anerkennung der Kommunikationsarbeit durch das Management beeinträchtigen.