Agile Denkpause Tear down this wall! Weg mit der Paywall
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- von Kathrin Behrens, Potsdam
Ihr kennt es: Ihr stolpert über einen Artikel, klickt ihn an, beginnt zu lesen. Sobald es spannend wird, ist Schluss. Eine Bezahlschranke, angelsächsisch „Paywall“, poppt auf. Von hier aus geht es nur mit einem langfristigen Vertrag weiter, it's Abo-Time: Rund 24,00 Euro kostet dieses digital bei der „Zeit“, 41,00 Euro bei der „FAZ“ und 43,00 Euro bei der „SZ“. Fixkosten, die ich meide. Ich finde Paywalls ätzend und wenig innovativ, sie verderben mir regelmäßig die Laune.
Gerade in diesen newsgetriebenen Zeiten nerven mich Bezahlschranken ganz besonders, da ich die Ereignisse aus der Welt gerne aus verschiedenen Blickwinkeln erläutern lasse. Was schreiben die britischen Medien über den Nahostkonflikt, wie schätzen die US-Amerikaner die Lage ein? Zudem möchte ich auch als Kommunikationsprofi in allen für mich relevanten Themengebieten breit informiert sein. Guten Journalismus schätze ich und bin die Letzte, die für exzellente redaktionelle Leistung nicht bezahlen möchte. Nur: Verdammt, ich will keine Abos abschließen, um einen Artikel zu lesen! Zudem konsumiere ich regelmäßig zu viele verschiedene Gazetten: „FAZ“, „Spiegel“, „NZZ“, „taz“, „Washington Post“, „Guardian“ etc.
Ich habe einen Bericht schon begonnen zu lesen, dann ist auf einmal Schluss? Das ist so absurd, dass man es kaum glauben kann: Da stehe ich als potenzieller Kunde schon vor der Türe, und anstatt mir diese zu öffnen, schiebt man mir eine Mauer vor die Nase, die ich nur mit Klimmzügen überwinden kann – nämlich mit viel Geld und einem Knebelvertrag. Nichts für mich, die Hürde ist mir zu hoch, die Attitüde zudem nicht sympathisch. Da mache ich lieber auf dem Absatz kehrt.
Liebe Verlage, ich wünsche mir einen niedrigschwelligen Zugriff auf Artikel. Diesen wollte uns eigentlich Blendle bieten, eine niederländische Online-Plattform, die Artikel aus einer Vielzahl von Zeitungen und Zeitschriften auf Pay-per-Article-Basis verkaufte. Die Idee war top, die Nachfrage nur leider so dürftig, dass Blendle sein Business im letzten Herbst einstellte. Woran lag es? Aus meiner Sicht waren zu wenig Artikel im Angebot. Auch mit Readly, einem Internetdienst, der via Browser und App Digitalversionen zahlreicher Printmagazine gegen eine Abo-Gebühr bereitstellt, werde ich nicht warm. Die Medienauswahl in der Kategorie „Zeitungen“, die zwischen „Bild“, „Welt“, „BZ“ und „Rheinischer Post“ rangiert, ist mir bei weitem zu dünn.
Oft lande ich bei Genios, meinem ultimativen Paywall-Sesam-Öffne-Dich, denn über Genios kann ich auf 1.500 seriöse deutschen Medien zugreifen. Für den letzten Artikel aus einer aktuellen Ausgabe der „Süddeutschen Zeitung“ habe ich dem „Online Pressearchiv“ allerdings 4,30 Euro per PayPal überwiesen. Ganz schön viel für einen Beitrag, aber das war es mir wert – ICH KONNTE IHN LESEN! Überhaupt schätze ich, was Genios bietet: Ich kann flexibel nach Artikeln, Themen, Autoren recherchieren, wow! Besonders für berufliche Belange ist das unglaublich wertvoll. Leider fehlt ansonsten alles, was man im Jahr 2024 von einer Recherche-Plattform erwartet: Eine attraktive App, ein reibungsloses Log-in, unkomplizierte Zahlungstransfers, ein minimaler Hauch von Zeitgeist, algorithmisch generierte Themenvorschläge… Nun ja, offensichtlich braucht man mich und all die anderen „Mauerflüchtlinge“ auch hier als Kunden nicht.
Guter Journalismus muss Geld kosten. Ich bin bereit zu zahlen, aber nicht in Form eines Abos. Wenn ich eine Nacht im Hotel verbringe, muss ich mein Zimmer auch nicht für einen ganzen Monat mieten. Was ich mir wünsche, ist ein unkompliziertes „Click and Pay“ für einzelne Artikel. Das kann doch nicht so schwer sein.
Über die Autorin: Kathrin Behrens ist Partnerin bei elfvorzwölf, einer Boutique-Beratung für Transformation und Kommunikation für den Mittelstand. Sie unterstützt Unternehmen im Wandel dabei, eine wirkungsvolle Change-Strategie und -Story zu entwickeln. Als Trainerin vermittelt sie Kernkompetenzen der Kommunikation und Strategien für Profis.
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