Krisenkommunikationsgipfel: Wunsch nach Kommunikation auf Augenhöhe

Der Begriff der Krise ist seit einigen Monaten mit der Corona-Pandemie verbunden. Und die Kommunikation mag bei so manchem Unternehmen derzeit vorrangig mit dieser Herausforderung in Verbindung zu stehen. Doch auch ein längerfristiger Blackout oder die Folgen des Klimawandels stellen für Kommunikationsverantwortliche Szenarien mit Krisenpotenzial dar. Zirka 100 Fach- und Führungskräfte folgten der Einladung des Krisennavigators, dem Institut für Krisenforschung Kiel, um beim Krisenkommunikationsgipfel 2021 am 10. März bewältigte und aktuelle kritische Situationen zu beleuchten und zu diskutieren. Das „PR-Journal“ begleitete die Veranstaltung auch in diesem Jahr wieder als Medienpartner.

Frank Roselieb und sein Team „können“ den Krisenkommunikationsgipfel auch online. Den Beweis haben sie jetzt eindrucksvoll angetreten.

Tatort: Nicht Leipzig

Viele hätten sich angesichts der hochkarätigen Besetzung von Rednerpult und Podium in insgesamt zehn Sessions sicherlich gern auf den Weg nach Leipzig gemacht. Der Krisenkommunikationsgipfel sollte 2021 als Hybridveranstaltung sowohl im „Leipziger Kubus“ des Helmholtz-Zentrum als auch digital per Konferenzsystem stattfinden – allein die Pandemie-Situation machte dem Organisationsteam um Frank Roselieb, geschäftsführender Direktor des Krisennavigator, einen Strich durch die Rechnung.

Wenngleich das Fachpublikum die Gegend also nicht wirklich unsicher machen konnte, sorgte gleich der erste Vortrag aus der Region für „Tatort“-Feeling: Professorin Marion Ackermann, Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD), berichtete über den Jahrhundertraub im Grünen Gewölbe. Dabei sprachen sie und ihr Team nicht nur über den spektakulären Raub und die unmittelbaren Folgen, sondern auch über den anschließenden Kampf gegen Identitätsdebatten, Aggressionen und Reputationsschäden für die Institution. Ein großes Learning sei, Kommunikation so früh und transparent wie möglich, regelmäßig und empathisch zu betreiben. Dem stimmt auch Christopher Hauss, Sprecher Litigation Communications der Volkswagen AG, zu, der sich derzeit mit der Entwicklung einer „Klageindustrie“ konfrontiert sieht (das „PR-Journal“ berichtete darüber bereits im November 2020). Die Parallele zum Fall in Dresden: Auch in Sachen „Dieselgate“ laufen die Ermittlungen noch und die Kommunikation ist dabei, wieder eine aktive und gestaltende Rolle einzunehmen.

Zielgruppe für komplexe Themen: Nicht die Fachpresse

Die folgenden Vorträge, unter anderem mit Susanne Glasmacher, Pressesprecherin des Robert-Koch-Instituts, machten klar, dass ein gutes Team in Krisenzeiten extrem wichtig ist. Neben einem klassischen Leitfaden für Krisenkommunikation („aber bitte nicht zu detailliert, meistens kommt es doch anders als man vorhersehen konnte“ – Zitat Glasmacher) sei dabei der interne Zusammenhalt im Kommunikationsteam sehr, sehr wichtig. „Das RKI war teilweise einem massiven Bashing ausgesetzt. Da ist es essentiell, wenn man sich im Team aufeinander verlassen kann“, erklärte Glasmacher. Zum Bashing hätten auch die sozialen Medien erheblich beigetragen. Man habe nicht die Möglichkeit, auf alle Anwürfe einzugehen, auch ein Monitoring in Echtzeit sei nicht mehr möglich gewesen auf dem Höhepunkt der Krise.

Andererseits stellten auch die veränderten, teilweise an den journalistischen Medien vorbeilaufenden Kommunikationswege eine Herausforderung dar. Die Wissenschaftskommunikation sieht sich entsprechend nicht mehr nur der wissenschaftlichen Fachpresse gegenüber, sondern muss sich gegenüber Interessierten ohne Fachkenntnis in einer neuen Rolle finden. Auch Ulrike Hörchens, Leiterin Unternehmenskommunikation bei TenneT Deutschland, beschreibt die Aufgabe der Kommunikation über komplexe Themen als schwierig. Als Beispiel zieht sie einen einstündigen europaweit relevanten Vorfall heran, für den aufgrund seiner Komplexität erst ein halbes Jahr später eine erste Einschätzung vorliegt, woran es gelegen haben kann.

Ziel: Nicht resignieren

Doch Resignation ist keine Alternative, das Zurückziehen aus dem Dialog keine Option: Die kommunikative Herausforderung besteht darin, Perspektiven und Mut zu geben und Ängste und Sorgen zu nehmen, wie Ralph Schreiber, Regierungssprecher des Freistaats Sachsen, es formuliert. Gerade im Kampf gegen Verschwörungsmythen, Hasskommentare und Gewaltexzesse scheint das schwierig zu sein. „Vieles muss man leider aushalten“, räumt Pascal Ziehm, Leiter der Stabsstelle Kommunikation der Polizei Sachsen im Landespolizeipräsidium, ein. Und Thoralf Schirmer, Pressesprecher der Lausitz Energie Bergbau, ergänzt: „Nicht immer sehen wir den Willen, sich vollständig zu informieren.“ Doch gegen eine laute Minderheit, die mit Unwahrheiten viele erreicht, müsse man vorgehen, da sind sich die Gesprächsbeteiligten einig.

Was bei vielen Referentinnen und Referenten im Laufe des Tages deutlich wird, ist der Wunsch nach Kommunikation auf Augenhöhe. Um die externen Stakeholder, die eigene Belegschaft und die allgemeine Öffentlichkeit zu erreichen, braucht es neben kreativen Ideen und eigener Medien eben auch qualifizierten Journalismus. Und der, so ein Résumé des Tages, sei immer seltener anzutreffen.

Fazit: Das Beste draus gemacht

Den Krisenkommunikationsgipfel 2021 wollte niemand als reine Online-Veranstaltung. Doch das Team um Organisator Frank Roselieb hat das Beste daraus gemacht. Angefangen von der Technik über das Eventpaket mit Kaffeebecher, Ladegerät und Tassenpudding für die Gäste, bis hin zu einem ausgewogenen Themenmix – also längst nicht nur Corona-Themen – war die 31. Folge ein Erfolg. Und doch freuen sich Roselieb und sein Team darauf, die Gäste im kommenden Jahr in Hamburg wieder persönlich begrüßen zu dürfen.

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Personalien

Hirschler leitet Kommunikation und Marketing

Sven HirschlerDie CURA Unternehmensgruppe, Berlin, macht Sven Hirschler zum neuen Leiter für Kommunikation und Marketing. Hirschler kommt von der Deutschen Hospitality, wo er während der vergangenen acht Jahre als Senior Director Corporate Communications die Unternehmenskommunikation der Hotelgruppe um Steigenberger Hotels verantwortete.

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Targobank vertraut auf newskontor

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Agenturen

Neues Joint Venture für Krisenkommunikation

Lars Niggemann, Gerald Hensel, Markus Mayr und Eva FrieseDer Hass greift um sich: Politische Extremisten ziehen Kapital aus konstruierten Empörungswellen. PR-Angriffe auf demokratische Institutionen und Unternehmen häufen sich. Das Resultat: Für Unternehmen wird nicht nur der kommunikative Alltag, sondern auch das Eintreten für Demokratie zur Herausforderung. Ein neues Angebot namens „Brand Spines“ verspricht Hilfe und will die Resilienz stärken.

Unternehmen

Noch Zwei deutsche Unternehmen unter den Top 100

Deckblatt des PwC Global Top 100 RankingNach einem schwierigen Jahr 2023 haben die 100 wertvollsten Unternehmen der Welt laut dem jährlichen „Global Top 100“-Ranking von PwC wieder ein neues Allzeithoch erreicht. Mit einer Gesamtmarktkapitalisierung von 39,9 Billionen US-Dollar zum 31. März 2024 übertrafen sie ihren bisherigen Spitzenwert aus dem Jahr 2022 von 35 Billionen US-Dollar. Deutschland landet im Länderranking auf Platz 13.

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DPRG und GPRA bündeln Kompetenzen

Ulf Mehner und Alexandra GroßWirtschaft und Gesellschaft stehen vor zahlreichen Transformationsprojekten: Energiewende, Mobilitätswende, Industrie-Umbau. Für den Erfolg sind Verständnis und Akzeptanz in der Bevölkerung entscheidend. Dafür bedarf es transparenter und professioneller Kommunikation auf Basis verbindlicher und nachvollziehbarer Qualitätskriterien und -standards. Die werden jetzt gemeinsam mit DPRG und GPRA erarbeitet.

Branche

Gehaltsstillstand in der PR

Grafik GehaltsentwicklungGehaltsstillstand in der PR: Trotz hoher Inflationsrate sind die Gehälter vieler PR-Fachkräfte im Jahr 2023 nicht gestiegen. In Zahlen ausgedrückt bedeutet dies, dass 80 Prozent der Kommunikationsprofis in Deutschland im vergangenen Jahr keine Gehaltserhöhung erhalten haben oder ihr Gehalt lediglich unter der Inflationsrate gestiegen ist. Dennoch ist nur jede und jeder Fünfte mit dem eigenen Einkommen unzufrieden.

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Zwei BuchcoverDas rot-weiß gestreifte Taschenbuch, in dem alle Bundestagsabgeordneten mit Bild und Biografie vorgestellt werden, hatten viele schon in der Hand. Der Verlag, der dieses Taschenbuch herausgibt, feiert in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum. Vor 75 Jahren wurde die Neue Darmstädter Verlagsanstalt GmbH durch Adolf Holzapfel in Darmstadt gegründet und nahm am 16. Mai 1949 den Geschäftsbetrieb als Verlag auf.

Das PR-Interview

Klare Kante war wichtig für die Mitarbeiterschaft

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Design Thinking als faszinierende Lektüre

Buchcover DesignthinkingZumeist werden an dieser Stelle brandaktuelle Bücher mit Bezug zu Unternehmenskommunikation, Kommunikationsmanagement, PR vorgestellt. Hin und wieder genehmigt sich der Rezensent aber einen Blick auf erstklassige Fachliteratur, deren Erscheinen schon ein paar Jahre zurück liegt. Anlass dieses Mal ist eine durchaus aktuelle Reihe des angesehenen Wirtschaftsbuch-Verlags Vahlen in München, der in einer eigenen Edition Management-Klassiker neu herausbringt.

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Fünf Anmerkungen zu den Eurobest PR Awards 2023

Einen positiven Grundeindruck bei den Eurobest Awards 2023 hinterließ bereits die beeindruckende Zahl von über 160 Einreichungen bei PR – weit mehr als in einigen anderen Kategorien. Die Bedeutung von PR wird demnach mehr denn je als sehr hoch eingeschätzt. Selbst wenn die Beiträge bei Ausrichtung und Qualität extrem divers waren, habe ich als Juror einige Gesamteindrücke aus London mitgenommen:

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Schriftzug CR BenchmarkNachhaltigkeitskommunikation ist auf den Corporate Websites zentral positioniert. Immer mehr Unternehmen verknüpfen den Geschäftserfolg inhaltlich mit Nachhaltigkeitsmaßnahmen. Bedenklich ist aber die seit mehreren Jahren rückläufige Transparenz. Wichtige Kennzahlen verschwinden allmählich aus der Nachhaltigkeitskommunikation. Der neue CR Benchmark von NetFed zeigt die aktuellen Entwicklungen.

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Schon wieder droht eine ganze Branche im KI-Schlund zu verschwinden: erst waren es die Texter und Kreativen, jetzt sind es die Filmemacher. In der Tat: Was Open AI mit SORA auf unsere Wirklichkeit losgelassen hat, erscheint auf den ersten Blick atemberaubend. Zweifelsohne ist SORA ein Text-zu-Video-Tool der nächsten Generation. Aber erst die Kombination aus Technologie und der Marktmacht von OpenAI / Microsoft macht SORA zu einem Werkzeug, dass unsere Wirklichkeit beeinflussen wird. Aber schauen wir doch erstmal genauer hin...

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Whitepaper

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In der Unternehmenswelt stehen Kommunikatorinnen und Kommunikatoren oft vor der Herausforderung, ihre Erfolge anhand von Kennzahlen wie Reichweite, Tonalität oder Share of Voice zu messen. Diese Metriken sind in der Kommunikationsbranche gängig und bieten Einblicke in die Wirksamkeit von PR- und Marketingkampagnen. Allerdings entsprechen diese Metriken nicht unbedingt den Anforderungen des Managements, das primär an betriebswirtschaftlichen Kennzahlen wie Umsatz, Gewinn und Unternehmenswert interessiert ist. Diese Diskrepanz kann zu Missverständnissen führen und die Anerkennung der Kommunikationsarbeit durch das Management beeinträchtigen.