Edelman Trust Barometer 2020 für Deutschland: Es mangelt an Ethik und Kompetenz

Knapp eine Woche nach Veröffentlichung des Edelman Trustbarometer 2020 legte die internationale Kommunikationsberatung eine spezielle Auswertung für Deutschland vor. Das Ergebnis: Die Deutschen blicken pessimistisch in ihre Zukunft und nur knapp jeder Vierte erwartet, dass es ihm in den kommenden fünf Jahren ökonomisch besser geht (23 %). Sie stellen den Kapitalismus (55 %) und das bestehende System in Frage (61 %). Dazu kommt: Die Menschen hierzulande halten keine der vier Institutionen Regierung, Wirtschaft, Medien und NGOs für gleichzeitig kompetent und ethisch – und zweifeln damit an den beiden Hauptkriterien, die für die Entstehung von Vertrauen entscheidend sind. Im Zuge der Befragung von insgesamt 34.000 Menschen in 28 Märkten wurden auch 1.150 Menschen in Deutschland zum Thema Vertrauen befragt.

Schlechte Werte bei den Vertrauenskriterien Ethik und Kompetenz erzielen Regierung, Wirtschaft, Medien und NGOs in Deutschland. (Quelle: Edelman Trust Barometer 2020)

„Die beiden zentralen Fragen lauten: Ist eine Institution gut, in dem was sie tut, ist sie also kompetent? Und: Wie ist es um das ethische Verhalten bestellt?“, erläutert Christiane Schulz, CEO Edelman Deutschland.

Kompetenz und Ethik als Pfeiler für Vertrauen

Die Ergebnisse zeigen: Die Wirtschaft schneidet aus Sicht der Deutschen noch am besten im Bereich Kompetenz ab (5 Punkte auf einer Kompetenzskala von -50 bis +50 Punkten). Trotz dieses niedrigen Werts liegt die Wirtschaft aber mit einem 55-Punkte-Abstand klar vor der Regierung, die auf dem letzten Platz mit minus 50 Kompetenz-Punkten landet.

Beim Vertrauenspfeiler Ethik zeigt sich ein anderes Bild. Wirtschaft (-14 Punkte) und Regierung (-18 Punkte) landen beide klar im – so von Edelman definierten – unethischen Bereich. „Die Ergebnisse zeichnen ein deutliches Bild: Unternehmen müssen besser werden. Nicht in ihrer Wertschöpfung, ihrer Wertsteigerung und als Innovationstreiber, sondern in ihrem ethischen Verhalten, also in Aspekten wie Fairness, Glaubwürdigkeit und ihrem Einsatz für die Zukunft unserer Gesellschaft“, sagt Christiane Schulz.

Deutsche fordern stärkere Zusammenarbeit der Institutionen

Schulz Christiane CEO Edelman Germany 2020 kleinDas spiegelt sich auch in einem weiteren Trend wider. 92 Prozent der Deutschen geben an, dass Stakeholder (Kunden, Mitarbeiter und lokales Umfeld) wichtiger für den langfristigen Unternehmenserfolg sind als Shareholder. „Der klassische Shareholder-Ansatz hat ausgedient. Unternehmen müssen künftig stärker den Interessen ihrer Kunden, Mitarbeiter und ihrem regionalen Umfeld gerecht werden“, sagt Christiane Schulz (Foto).

Aber es gibt auch gute Nachrichten, denn jede Institution hat durchaus die Chance, in Ethik und Kompetenz zuzulegen und Vertrauen zu gewinnen. Vor allem, indem sie gemeinsam agieren, um die zentralen gesellschaftlichen Probleme zu lösen. Nur jeder dritte Deutsche (33 %) schätzt die aktuelle Zusammenarbeit von Unternehmen mit der Regierung als positiv ein – hier gibt es also noch Nachholbedarf. „Das heißt nicht, dass Unternehmen politisch werden müssen. Vielmehr müssen sie zur Lösung der gesellschaftlichen Probleme beitragen“, sagt Christiane Schulz.

Angst vor Arbeitsplatzverlust

Eine Frage, die die Deutschen besonders bewegt, ist der technologische Wandel. Die Hälfte der Deutschen (50 %) gibt an, der technologische Wandel schreite mit zu hoher Geschwindigkeit voran. 75 Prozent der Menschen hierzulande meinen, dass die Regierung neue Technologien zu wenig versteht, um diese wirksam zu regulieren. Fast drei von vier deutschen Arbeitnehmern (73 %) haben Sorge, ihren Job zu verlieren. Grund dafür sind unter anderem die Automatisierung oder für die Zukunft fehlende Fähigkeiten.

„Eine klare Forderung der Deutschen: Unternehmen müssen in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter investieren“, sagt Christiane Schulz. 64 Prozent der Befragten sehen Unternehmen in der Pflicht, Mitarbeiter mit dem Blick auf Automatisierung und Innovation weiterzubilden. 75 Prozent der deutschen Arbeitnehmer geben an, dass sich insbesondere CEOs dafür einsetzen sollten. 

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