Unzufrieden mit dem Medien-Beitrag? So reagieren Start-ups richtig

Ist der Artikel über das Start-up online, ist das zunächst ein Erfolg. Doch bei genauerem Hinsehen ist die Freude manchmal nicht mehr so groß. Der gelernte Journalist und Kommunikator Daniel Rottinger zeigt, wie Gründer und Gründerinnen damit umgehen können. Eines sei hier schon verraten: Nicht immer muss die kritische Analyse des Artikels zu einer unmittelbaren Reaktion führen. Lesen Sie nachfolgend, welche drei Schritte man dabei beachten sollte.

Es lohnt sich zunächst den Artikel übers eigene Start-up auszuleuchten, bevor man vorschnell reagiert. (Foto: Cristofer Maximilian / Unsplash)

Schritt 1: Nicht volles Risiko gehen - und eine gute Beziehung aufs Spiel setzen

Der erste Impuls, wenn man einen vermeintlichen Fehler in einem Artikel gefunden hat, ist dem Journalisten direkt anzurufen. Sinnvoll ist das allerdings selten. Warum?

Wenn man seinem Frust einfach Luft macht, gefährdet man im Zweifel die gute Beziehung zum Redakteur. Da Media Relations frei übersetzt die “Beziehung zu den Medien” bedeutet, sollte man diese nicht ohne Weiteres riskieren.

Es lohnt sich stattdessen eine kurze Gesprächsnotiz anzufertigen, um festzuhalten, was man genau anmerken möchte. Gerade wenn man sich über den Beitrag ärgert, hilft es, kurz in sich zu gehen und nüchtern den nächsten Schritt zu planen.

Manchmal lohnt Tempo allerdings

Es gibt Ausnahmen, bei denen schnell reagiert werden sollte: Ist im Titel der Name des Gründers oder Start-ups falsch geschrieben und der Artikel ist auf der Startseite, bietet es sich an, direkt zum Hörer zu greifen. Dafür wird auch der Journalist Verständnis haben und ist meist dankbar für den Hinweis.

Viel Zeit verstreichen lassen sollte man auch nicht, wenn im Teaser – also den einleitenden Textzeilen – ein Tippfehler enthalten ist. Schließlich werden Beiträge häufig einige Zeit nach dem Livegang über Social Media oder Newsletter weiterverbreitet.

Am besten nach dem Telefonat oder der E-Mail an den Journalisten kurz prüfen, ob die Änderung wie besprochen durchgeführt wurde und im Online-Artikel zu sehen ist.

Schritt 2: Einmal rundum durchchecken

Ist keine rasche Handlung erforderlich, sollte man den Text einmal komplett scannen und herausfinden, ob keine offensichtlichen (Tipp-)Fehler enthalten sind. Sofern vorhanden, diese gesammelt dem Journalisten mit der Bitte um Korrektur – dabei direkt dazu schreiben, wie es richtig geschrieben wird – mitteilen. Das wirkt wesentlich professioneller als mehrere E-Mails oder Anrufe aufzuwenden. Denn man muss immer davon ausgehen, dass der Redakteur gerade beschäftigt ist und nicht viel Zeit aufbringen kann, einen Artikel mehrfach nachzubessern. Sind die Fehler korrigiert und ist der Beitrag auch sonst super, kann man direkt zum Ende dieser Kolumne springen.

Schritt 3: Klare Fehler korrigieren lassen und Learnings sammeln

Wir haben bereits kennengelernt, dass sich ab und zu Tippfehler einschleichen, die bei Online-Artikeln allerdings schnell und meist problemlos korrigiert werden können. Doch es gibt noch weitere Kategorien.

a. klare, sachliche Fehler, die auch objektiv durch Dritte überprüfbar sind:

Ein Beispiel: Ist der Monat, in dem der Service des Start-ups live ging im Artikel falsch aufgeführt, kann man das meist leicht zeigen, um eine Änderung herbeizuführen. Am besten schreibt man eine kurze Dankesformel für den Artikel und leitet dann zu seiner Bitte um Korrektur über.

Da es vorkommen kann, dass der Start-up- oder Produkt-Name im Bericht von der eigenen Verwendungsweise (zum Beispiel Groß-/Kleinschreibung) abweicht, ein Hinweis: In Redaktionen gibt es oft Vorgaben das man Firmennamen ohne Beachtung der vom Unternehmen vorgesehenen Schreibweise verwendet.

b. Intentionen, die auf einer subjektiven Ansicht beruhen:

Während Monat oder Jahreszahl klar definiert und nachvollziehbar sind, verhält es sich bei folgenden Beispielen anders:

  • Wurde schwerpunktmäßig das eher das unwichtig eingeschätzte Thema A als “Wunsch”-Thema B behandelt?
  • Ist ein O-Ton aus der Pitch-Mail nicht vollständig oder gar nicht verwendet worden?
  • Wurde ein Mitbewerber ausführlicher in dem Artikel behandelt als erhofft?
  • Ist nur der Firmenname erwähnt, statt einem Link zum Webshop?

Kann man eine dieser Fragen bejahen ist dies ärgerlich – und natürlich greift bei den Media Relations das Olympia-Motto “Dabeisein ist alles” zu kurz. Dennoch sollte man schon den Fakt, mit dem Start-up einen Treffer in dem Medium gelandet zu haben, würdigen. Sofern der Journalist von dem Gründer als Experte überzeugt ist, steht künftiger Berichterstattung zudem nichts im Wege. Und man kann daraus lernen und eine Checkliste für den nächsten Anlauf erstellen:

  • Kann ich noch mehr stichhaltige Argumente liefern, wieso Thema B aktuell super relevant ist?
  • Welche O-Töne haben gut funktioniert und wurden aufgegriffen, welche nicht?
  • Schaffe ich es noch klarer herauszuarbeiten, was mich von meinem Wettbewerber abhebt, um bei dessen Erwähnung gut dazustehen?
  • Kann ich dem Redakteur klar machen, welcher Mehrwert den Leserinnen und Lesern durch eine direkte Verlinkung auf die Webseite entsteht?

Fazit:

Rottinger Blackbox Dezember 21 GrafikNicht immer muss die kritische Analyse des Artikels zu einer unmittelbaren Reaktion führen.

Gut zu wissen: Klare, sachliche Fehler und Tipper werden meist rasch behoben. Schnell sein lohnt sich vor allem, wenn diese im direkt sichtbaren Bereich sind. Falls mehrere Fehler enthalten sind, diese gesammelt dem Journalisten übermitteln.

Häufig lassen sich zudem wertvolle Learnings für weitere Medienauftritte sammeln und diese entlang einer Checkliste bei der nächsten Medienansprache umsetzen.

Ich wünsche einen erfolgreichen Jahresendspurt und eine erholsame Weihnachtszeit. Die nächste Kolumne geht am 15. Januar 2022 online. Darin gibt der Kolumnist Tipps wie man PR-Aktivitäten für das neue Jahr plant.

Über den Autor: Daniel Rottinger (31) ist gelernter Redakteur. Er hat PR in Stuttgart studiert und nebenbei in einem Tech-Start-up gearbeitet. Als freiberuflicher PR-Berater unterstützte er zuletzt Start-ups dabei, Stories über ihre Entwicklung und ihre Gründerinnen und Gründer zielgerichtet in die Medien zu bringen. Seit April 2021 kommuniziert er als Marketing Manager für das Start-up charismatischer.de.

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