Jubiläums-Newsletter: Ein Teenager als Quelle für PR-Historiographie? Einige historische Bemerkungen

Bentele Guenter s wAls Thomas Dillmann mich bat, einen Artikel zum Jubiläum beizusteuern, waren die ersten Gedanken: mein eigenes Alter (das mir allmählich gewisse Sorgen bereitet), die Jahre, die ich seit Anfang der 80er Jahre nicht in der, aber mit der und für die PR-Branche verbracht habe, die Jahre, die ich die Branche als Wissenschaftler kenne und beobachtet habe, aber auch das Alter des Berufsfelds, mit dem ich mich seit 45 Jahren, damals an der FU Berlin, beschäftige. Die Geschichte der PR(-Branche) in Deutschland und die Rolle des „PR-Journals“ darin habe ich dann als Aufhänger auserkoren.

Das „PR-Journal“ erlebt am 3. August die 750. Ausgabe seines Newsletters und wird 17 Jahre alt. Zwar erst ein Teenager-Alter, aber auch ein PR-historisches Datum in mehrfacher Hinsicht! Ein Datum innerhalb der deutschen PR-Geschichte und ein Datum für die PR-Historiographie!

Eine Branche, ein Berufsfeld, wie es das PR-Berufsfeld eines ist, entsteht nicht einfach so. Die Gesellschaft benötigt bestimmte Berufe, um zu funktionieren und bringt diese und ganze Branchen hervor. Kommunikationsberufe, die in allen Ländern und Gesellschaften entstanden sind, sind Journalismus, Werbung und Public Relations. Die ersten PR-Experten in Deutschland gab es in der Politik, als erster Pressesprecher in Deutschland kann Karl Varnhagen von Ense bezeichnet werden, der im Auftrag des preußischen Staatskanzlers Karl August von Hardenberg vom Wiener Kongress 1814/15 berichtet hat.

„PR-Journal“ ist eines der jüngeren Branchenmedien

Wenn ein Berufsfeld älter und reifer wird, Strukturen entwickelt, entstehen auch eigene Berufsfeld- oder Branchen-Medien. Medien, die wie die tagesaktuellen Medien für die Gesamtbevölkerung, ökonomisch und auch intellektuell unabhängig die PR-Branche beobachten, sie kommentieren, Themen aufbereiten, Kontroversen abbilden oder auch mal initiieren. Das heißt, kontinuierlich über Berichtenswertes aus der gesamten Branche, d.h. aus Unternehmen, Agenturen, Verbänden, NGOs, aus Organisationen der Politik, etc. berichten. Diese Berufsfeldmedien berichten – wie objektiv auch immer – sie kommentieren kritisch, sie sammeln und verarbeiten Informationen. Die Macher führen Interviews, sie initiieren Studien und kommunizieren unentwegt, sie halten die Kommunikation für das Berufsfeld „am Laufen“. Sie können sich dabei auf Normen seriöser Berichterstattung, auf die vielzitierte Chronistenpflicht, berufen. Auch das „PR-Journal“ fühlt sich als Branchenmedium an diese Verpflichtung gebunden. Wenn das „Deutsche Ärzteblatt“ oder die „Ärztezeitung“ für Ärzte berichten, wenn die „Neue Juristische Wochenschrift“ (NJW) oder die „Juristischen Arbeitsblätter“ (JA) für Juristen berichten, dann berichtet das das „PR-Journal“ für alle PR-Akteure.

Dabei gibt es in Deutschland ältere Branchenmedien, sie stammen teilweise schon aus den 1960er Jahren. Der „PR-Report“ wurde 1964 von Dieter Zimpel als der „gelbe Dienst“ gegründet, das „prmagazin“ erscheint seit 1975 im Rommerskirchen-Verlag. Seit 1963 gibt es die allerdings schwerpunktmäßig mit Werbethemen beschäftigte „w&v“, „Horizont“ existiert seit 1983. Das von Gerhard Pfeffer 2004 ins Leben gerufene „PR-Journal“ ist eines der jüngeren Branchenmedien, noch im Teenageralter, aber von Anfang an online, mit wöchentlichem Erscheinungsrhythmus. Sicher ist es heute das thematisch am breitesten aufgestellte und auch differenzierteste Organ für die PR-Branche.

Quelle für die PR-Geschichtsschreibung

Wenn das „PR-Journal“ so breit aufgestellt ist, dann führt die seriöse Wahrnehmung der Chronistenpflicht durch die Redakteure auch dazu, dass man das Medium als PR-historische Quelle nutzen kann, auch wenn die meisten Leserinnen und Leser bei ihrer Lektüre nicht im Traum an diese Funktion denken werden. Wenn man sich – wie ich – als einer der wenigen mit PR-Geschichte und PR-Geschichtsschreibung befasst, wird schnell deutlich, dass sich das „PR-Journal“ hervorragend als Quelle für die PR-Geschichtsschreibung (zumindest der letzten 17 Jahre) nutzen lässt. Ebenso werden auch Tageszeitungen von Historikern als unentbehrliches Quellenmaterial für die Zeitgeschichte geschätzt.

Der Begriff „PR-Geschichtsschreibung“ mutet heute vielen noch als fremd an. PR-Geschichte ist aber nichts anderes als Medizingeschichte oder Rechtsgeschichte, nämlich die Rekonstruktion der Geschichte eines Berufsfeld mit seinen wichtigen Akteuren, Organisationen, Instrumenten und Verfahren. Wer weiß schon etwas über Kampagnen des 19. Jahrhunderts, wer kennt die Kommunikationsgeschichte von Siemens oder Geschichte der Pressekonferenz in Deutschland seit dem 1. Weltkrieg? Für Medizin- und für Rechtsgeschichte gibt es eigene Lehrstühle und Institute, Medizingeschichte muss heute jeder und jede, die Medizin studieren wollen, belegen. Das ist auch gut so. Es wäre doch zu komisch, wenn die Frage von Frau Müller an ihren Hausarzt, wer denn Hippokrates gewesen sei und was es denn mit dem Hippokratischen Eid auf sich habe, vom behandelnden Arzt mit „weiß ich nicht“ beantwortet würde. Nicht wenig Beiträge in unserem Online-PR-Museum greifen auf die Berichterstattung des „PR-Journals“ zu und nehmen auf Geschehnisse der Branche Bezug, wie sie dort beschrieben worden sind.

Seit Beginn des „PR-Journals“ verfolge ich seine Berichterstattung regelmäßig, es wurde über mich berichtet, ich habe einige Beiträge verfasst oder wurde interviewt. Die Gründung des „PR-Journals“ von Gerhard Pfeffer war für die Branche historisch wichtig, ich hoffe, dass Thomas Dillmann seine Arbeit noch lange wird fortsetzen können. Glückwunsch zum Jubiläum und ad multos annos!

Über den Autor: Professor Günter Bentele war von 1994 bis zu seiner Emeritierung 2014 Inhaber des Lehrstuhles Öffentlichkeitsarbeit/PR an der Leipziger Universität von. Im Rahmen seiner Lehrtätigkeit entstand die Projektidee für das Deutsche Online-Museum für Public Relations, das Bentele auf- und ausbaut.

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Whitepaper

Erfolg der Kommunikation stichhaltig nachweisen

In der Unternehmenswelt stehen Kommunikatorinnen und Kommunikatoren oft vor der Herausforderung, ihre Erfolge anhand von Kennzahlen wie Reichweite, Tonalität oder Share of Voice zu messen. Diese Metriken sind in der Kommunikationsbranche gängig und bieten Einblicke in die Wirksamkeit von PR- und Marketingkampagnen. Allerdings entsprechen diese Metriken nicht unbedingt den Anforderungen des Managements, das primär an betriebswirtschaftlichen Kennzahlen wie Umsatz, Gewinn und Unternehmenswert interessiert ist. Diese Diskrepanz kann zu Missverständnissen führen und die Anerkennung der Kommunikationsarbeit durch das Management beeinträchtigen.