Rezension: „Moderner Buchbeitrag zur Führungskräftekommunikation“

Im Vorwort des zu besprechenden Buches heißt es zur Begründung des aktuellen Buchprojekts: „Warum führen auf Distanz bzw. Remote Leadership, wie das Thema international inzwischen heißt? Mir persönlich liegt das Thema am Herzen, weil ich immer wieder festgestellt habe, dass das klassische Denken – wir müssen uns sehen, Face-to-Face ist ein Muss – immer weniger mit der Unternehmensrealität gemein haben. In 90 Prozent aller Projektteams international ausgerichteter Unternehmen gibt es Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die nicht immer vor Ort und dennoch Teil des Teams sind“ (S. 5). Diese Einleitung zum 2019 erschienenen Buch macht schlagartig klar, dass die nach Corona-Ausbruch für viele völlig neuartige Erfahrung der unumgänglichen Sofortumstellung auf virtuelle Kommunikation aus dem Homeoffice für zahlreiche andere schon längst gelebte Kommunikationsrealität war.

Doch wie kommuniziert eine Führungskraft, wenn die physische Abwesenheit der Kolleginnen und Kollegen der Normalfall ist? Diesem Anliegen widmet sich Valentin Nowotny, ein erfahrener und zertifizierter Kommunikationscoach und Berater, in der handlichen Playbook-Reihe von Schäffer-Poeschel auf insgesamt 254 Paperback-Seiten.

Er tut das im theoretischen Kontext des agilen Managements, das insgesamt auf einen schnelleren, experimentelleren, direkteren, offeneren und hierarchiefreieren Kommunikationsstil ausgerichtet ist als klassische Management-Führungsstile. Damit behandelt das Buch ein Querschnittsthema, das in gleich mehreren Wissenschaftsdisziplinen entfaltet wird, nämlich in Management, Führung, Human Ressources, Psychologie und Mitarbeiterkommunikation. Den theoretischen Rahmen setzt Nowotny in Kapitel 1. Er macht dabei deutlich, aus welchen Hölzern ein zeitgemäßer Remote-Leadership-Stil zusammengezimmert wird. Dabei schöpft er maßgebliche moderne Fachliteratur und Studien aus.

In den vier Folgekapiteln widmet er sich in unterschiedlicher Länge den Kommunikationsmitteln Telefon, E-Mail, Videokonferenz, E-Mail und Chat / beziehungsweise Kollaborations-Plattformen. Die ersten beiden Kapitel nehmen deutlich mehr Raum ein als die folgenden. Je nachdem, welchen Entwicklungs- und Weiterbildungsbedarf der Leser bei sich selbst sieht, lassen sich die Kapitel durchaus einzeln und abgeschlossen mit Gewinn ausschöpfen. Wer sie alle aufmerksam liest, dürfte für sich selbst einen roten Faden in der Praxis nicht mehr vergessen. Welches das richtige Kommunikationsmittel für welche Situation ist, das lässt sich nur vorab durch sogfältige Reflexion und Recherche klären. 

Dies gilt umso mehr, wenn man Nowotnys Vorschlägen zur Einteilung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nach Typen folgt. Dazu zieht er das aus der Psychologie bestens bekannte Analysemodell der „Big Five“ ebenso heran wie das neuere DIGS-Modell von Georg Dauth (Dominante, Initiative, Gewissenhafte, Stetige). Dieses Vorgehen ist ungemein fruchtbar. Wer das einmal gelesen hat, wird kaum noch nach der Devise vorgehen „Ich mache das immer mit E-Mail, liegt mir einfach am meisten!“.

Jedes einzelne Kapitel bietet zahllose Einzeltipps, wie man beispielsweise Ausflüchten und Ausreden im Telefonat wirkungsvoll begegnet, wie man zum Beispiel am Beginn einer ersten Videokonferenz zu persönlichen Kontaktaufnahme und Auflockerung auch in größeren Teams kommt, welche E-Mail-Etikette für Mails zu beachten ist, wie man Emoticons und Schlagfertigkeitstechniken im Chat einsetzt. Das alles ist sehr konkret, anwendbar, trainierbar. Zumal der Autor immer wieder Textabschnitte und Trainingsfragen bietet, in denen man die eigenen Fähigkeiten testen oder auch zukünftig optimierten Impulsen / Antworten konkret ausformulieren könnte.

Das Schlusskapitel „Richtungscheck“ ermutigt zur abschließenden Selbst-Reflexion des Lesers, was er aus der Lektüre für das eigene zukünftige Führen von digitalen, virtuellen und agilen Teams übernehmen möchte.

Literaturverzeichnis, Stichwortverzeichnis, Informationen zum Autor runden das Buch.

In der Gesamtbewertung lässt sich sagen: Das ist ein zeitgemäßer, moderner Buchbeitrag zur Führungskräftekommunikation. Es ist auch deutlich mehr als ein reines Praktikerbuch. Autoritäten wie Cialdini, Covey, Daft / Lengel (Media Richness), Etrillard, Fischer / Uri / Patten, Riemann, Reiss, Schreyögg, Sprenger, Thomann / Schulz von Thun, Warren u.a. stehen nicht nur im Literaturverzeichnis. Sie werden auch nicht nur einfach zitiert, sondern wirklich eingearbeitet und bezogen auf die Anliegen des Buches.

Wovon das Buch ein kleines bisschen zu viel hat, das sind Checklisten, Fragenkataloge zur Selbsterforschung, Wortwolken und zehn- bis zwölf Punkte umfassende Regel-Listen zur besseren Praxis. Das alles ist gut gemeint, aber vielleicht für manchen Weiterbildungswilligen eine Spur zu viel.

Aber für dieses Buch gilt in jedem Fall: besser zu viel als zu wenig! Eine wirklich gewinnbringende und weiterführende Fachlektüre!

Titel: Führen mit Telefon, E-Mail, Video, Chat & Co. Der richtige Medieneinsatz in der agilen Managementpraxis; Autor: Valentin Nowotny; Verlag: Schäffer-Poeschel, Stuttgart 2019; Umfang: 254 Seiten; Preis: 24,95 Euro; ISBN 978-3-7190-4458-3

Kiefer Markus Prof FOM kleinerÜber den Autor der Rezension: Markus Kiefer (62, Foto) ist Professor an der FOM - Hochschule für Oekonomie und Management. Dort lehrt er BWL, mit dem Schwerpunkt der Unternehmens- und Wirtschaftskommunikation. Darüber hinaus arbeitet er in Seminaren, Vortragsveranstaltungen und Workshops für Weiterbildungs-Akademien der Wirtschaft. Er berät Unternehmen in Fragen der Kommunikationsstrategie, der PR, Mitarbeiterkommunikation, Social Media und Krisenkommunikation. Im Recito Verlag, Essen, ist im Sommer 2018 sein Buch „Unternehmenskommunikation - Erfolgreiche Kommunikationskonzepte aus Wissenschaft und Praxis“ erschienen.

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Personalien

René Hartmann leitet Kommunikation der Kliniken Köln

René HartmannRené Hartmann (35, Foto © privat) ist seit April Leiter für Unternehmenskommunikation der Kliniken der Stadt Köln. Zuletzt leitete er die Öffentlichkeitsarbeit und das Marketing der Städtischen Kliniken Mönchengladbach. Zuvor war er Manager Group Marketing Communications bei der Aareal Bank sowie Head of Communications bei der Santander Consumer Bank.

Etats

Targobank vertraut auf newskontor

Marco Cabras und Tanja PlebuchDie Targobank wird sich zukünftig in Kommunikationsfragen von newskontor beraten und unterstützen lassen. Die Bank, die zu den größten Kreditinstituten Deutschlands gehört, hat die in Düsseldorf beheimatete Agentur als neuen Partner an Bord geholt. Das Mandat umfasst neben der Beratung auch Corporate Communications und Contenterstellung. Die Zusammenarbeit hat im 1. Quartal 2024 begonnen.

Agenturen

Neues Joint Venture für Krisenkommunikation

Lars Niggemann, Gerald Hensel, Markus Mayr und Eva FrieseDer Hass greift um sich: Politische Extremisten ziehen Kapital aus konstruierten Empörungswellen. PR-Angriffe auf demokratische Institutionen und Unternehmen häufen sich. Das Resultat: Für Unternehmen wird nicht nur der kommunikative Alltag, sondern auch das Eintreten für Demokratie zur Herausforderung. Ein neues Angebot namens „Brand Spines“ verspricht Hilfe und will die Resilienz stärken.

Unternehmen

Noch Zwei deutsche Unternehmen unter den Top 100

Deckblatt des PwC Global Top 100 RankingNach einem schwierigen Jahr 2023 haben die 100 wertvollsten Unternehmen der Welt laut dem jährlichen „Global Top 100“-Ranking von PwC wieder ein neues Allzeithoch erreicht. Mit einer Gesamtmarktkapitalisierung von 39,9 Billionen US-Dollar zum 31. März 2024 übertrafen sie ihren bisherigen Spitzenwert aus dem Jahr 2022 von 35 Billionen US-Dollar. Deutschland landet im Länderranking auf Platz 13.

Verbände

DPRG und GPRA bündeln Kompetenzen

Ulf Mehner und Alexandra GroßWirtschaft und Gesellschaft stehen vor zahlreichen Transformationsprojekten: Energiewende, Mobilitätswende, Industrie-Umbau. Für den Erfolg sind Verständnis und Akzeptanz in der Bevölkerung entscheidend. Dafür bedarf es transparenter und professioneller Kommunikation auf Basis verbindlicher und nachvollziehbarer Qualitätskriterien und -standards. Die werden jetzt gemeinsam mit DPRG und GPRA erarbeitet.

Branche

Gehaltsstillstand in der PR

Grafik GehaltsentwicklungGehaltsstillstand in der PR: Trotz hoher Inflationsrate sind die Gehälter vieler PR-Fachkräfte im Jahr 2023 nicht gestiegen. In Zahlen ausgedrückt bedeutet dies, dass 80 Prozent der Kommunikationsprofis in Deutschland im vergangenen Jahr keine Gehaltserhöhung erhalten haben oder ihr Gehalt lediglich unter der Inflationsrate gestiegen ist. Dennoch ist nur jede und jeder Fünfte mit dem eigenen Einkommen unzufrieden.

Medien

Kürschner-Verlag wird 75

Zwei BuchcoverDas rot-weiß gestreifte Taschenbuch, in dem alle Bundestagsabgeordneten mit Bild und Biografie vorgestellt werden, hatten viele schon in der Hand. Der Verlag, der dieses Taschenbuch herausgibt, feiert in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum. Vor 75 Jahren wurde die Neue Darmstädter Verlagsanstalt GmbH durch Adolf Holzapfel in Darmstadt gegründet und nahm am 16. Mai 1949 den Geschäftsbetrieb als Verlag auf.

Das PR-Interview

Jacqueline Althaller weiß, wer im Driverseat sitzt

Jacqueline Althaller Gast im Podcast-Interview April ist Jacqueline Althaller, die Macherin der Studie zur Social Media Kommunikation von B2B Unternehmen und Geschäftsführerin der Agentur Althaller Communication Gesellschaft für Marktkommunikation mbH. Sie berichtet, wie es zu der Langzeitstudie kam, deren 14. Ausgabe Anfang April gestartet wurde, wie sich die Social-Media-Nutzung im B2B-Sektor verändert hat und was die dominierenden Themen sind.

Autoren-Beiträge

Rechte Kommunikation erkennen und bekämpfen

Felix Meyer-WykUnsere Vorstellung von Rechtsextremen beschränkt sich oft auf offensichtliche Verfassungsfeinde: Glatzen mit Springerstiefel oder „Ausländer raus“-Rufe. Keine Frage, diese Gruppen sind gefährlich. Deutlich unauffälliger, aber mindestens genauso gefährlich sind die Neuen Rechten. Für uns als Kommunikatorinnen und Kommunikatoren ist es wichtig, ihre Denkmuster und Strategien zu kennen, denn mit ihren Auftritten werden wir es vermehrt zu tun haben.

Rezensionen

Design Thinking als faszinierende Lektüre

Buchcover DesignthinkingZumeist werden an dieser Stelle brandaktuelle Bücher mit Bezug zu Unternehmenskommunikation, Kommunikationsmanagement, PR vorgestellt. Hin und wieder genehmigt sich der Rezensent aber einen Blick auf erstklassige Fachliteratur, deren Erscheinen schon ein paar Jahre zurück liegt. Anlass dieses Mal ist eine durchaus aktuelle Reihe des angesehenen Wirtschaftsbuch-Verlags Vahlen in München, der in einer eigenen Edition Management-Klassiker neu herausbringt.

Kommentare

Brillante Ideen funkeln in düsteren Zeiten umso heller

Fünf Anmerkungen zu den Eurobest PR Awards 2023

Einen positiven Grundeindruck bei den Eurobest Awards 2023 hinterließ bereits die beeindruckende Zahl von über 160 Einreichungen bei PR – weit mehr als in einigen anderen Kategorien. Die Bedeutung von PR wird demnach mehr denn je als sehr hoch eingeschätzt. Selbst wenn die Beiträge bei Ausrichtung und Qualität extrem divers waren, habe ich als Juror einige Gesamteindrücke aus London mitgenommen:

Studien

Harte Fakten und Kennzahlen fehlen

Schriftzug CR BenchmarkNachhaltigkeitskommunikation ist auf den Corporate Websites zentral positioniert. Immer mehr Unternehmen verknüpfen den Geschäftserfolg inhaltlich mit Nachhaltigkeitsmaßnahmen. Bedenklich ist aber die seit mehreren Jahren rückläufige Transparenz. Wichtige Kennzahlen verschwinden allmählich aus der Nachhaltigkeitskommunikation. Der neue CR Benchmark von NetFed zeigt die aktuellen Entwicklungen.

Aus- und Weiterbildung

Neue Website veröffentlicht

Screenshot der neuen dapr-WebsiteDie Deutsche Akademie für Public Relations (dapr) hat ihre neue Website. Sie bietet Userinnen und Usern nach eigenen Angaben fortan mehr Serviceorientierung, ein zeitgemäßes Design und eine stark vereinfachte Nutzerführung, unter anderem durch eine neue Suchfunktion sowie durch die Zusammenführung mit dem ehemals separaten dapr-Shop. Interessenten können nun die individuell passende Qualifizierung schneller finden.

Macht der Bilder

SORA Dich nicht!

Schon wieder droht eine ganze Branche im KI-Schlund zu verschwinden: erst waren es die Texter und Kreativen, jetzt sind es die Filmemacher. In der Tat: Was Open AI mit SORA auf unsere Wirklichkeit losgelassen hat, erscheint auf den ersten Blick atemberaubend. Zweifelsohne ist SORA ein Text-zu-Video-Tool der nächsten Generation. Aber erst die Kombination aus Technologie und der Marktmacht von OpenAI / Microsoft macht SORA zu einem Werkzeug, dass unsere Wirklichkeit beeinflussen wird. Aber schauen wir doch erstmal genauer hin...

Agile Denkpause

Weg mit der Paywall

Kathrin Behrens Ihr kennt es: Ihr stolpert über einen Artikel, klickt ihn an, beginnt zu lesen. Sobald es spannend wird, ist Schluss. Eine Bezahlschranke, angelsächsisch „Paywall“, poppt auf. Von hier aus geht es nur mit einem langfristigen Vertrag weiter, it's Abo-Time: Rund 24,00 Euro kostet dieses digital bei der „Zeit“, 41,00 Euro bei der „FAZ“ und 43,00 Euro bei der „SZ“. Fixkosten, die ich meide. Ich finde Paywalls ätzend und wenig innovativ, sie verderben mir regelmäßig die Laune.

Jobprofile

Was macht eigentlich ein Account Executive bei der Agentur Edelman Germany?

„Als ich bei Edelman eine Ausschreibung sah, die meine beruflichen Leidenschaften – Gesundheit und Kommunikation – vereint, war es wie ein ‚perfect match‘,“ erklärt Stella Henn heute. Bereits seit November 2022 ist sie bei Edelman Germany und beschäftigt sich mit Healthcare-PR und der Umsetzung von Multi-Channel Kommunikations-Strategien und -Kampagnen sowie deren Umsetzung. Nachfolgend stellt sie im Interview ihre Aufgaben und ihren Arbeitgeber vor.

Preise und Awards

Stolze Gewinnerinnen und Gewinner

Von links: Christoph Heshmatpour, Johanna Wittner, Michael Rotschädl und Lukas KalteisDie Erstplatzierten des diesjährigen Franz-Bogner-Wissenschaftspreises für PR stehen fest: Es sind Johanna Wittner, Michael Rotschädl, Christoph Heshmatpour und Lukas Kalteis. Insgesamt wurden 33 wissenschaftliche Arbeiten aus dem Jahr 2023 in vier Kategorien eingereicht. Zehn Arbeiten erhielten bei der Verleihung am 22. April in Wien eine Auszeichnung. Das Preisgeld beträgt insgesamt 8.900,00 Euro.

Whitepaper

Erfolg der Kommunikation stichhaltig nachweisen

In der Unternehmenswelt stehen Kommunikatorinnen und Kommunikatoren oft vor der Herausforderung, ihre Erfolge anhand von Kennzahlen wie Reichweite, Tonalität oder Share of Voice zu messen. Diese Metriken sind in der Kommunikationsbranche gängig und bieten Einblicke in die Wirksamkeit von PR- und Marketingkampagnen. Allerdings entsprechen diese Metriken nicht unbedingt den Anforderungen des Managements, das primär an betriebswirtschaftlichen Kennzahlen wie Umsatz, Gewinn und Unternehmenswert interessiert ist. Diese Diskrepanz kann zu Missverständnissen führen und die Anerkennung der Kommunikationsarbeit durch das Management beeinträchtigen.