Wirtschaftskrimi in der Schweiz: Medienbeobachter NR Swiss setzt sich gegen Argus zur Wehr

Im Rahmen der Berichterstattung über den deutschen Monitoring-Markt widmete sich eine Passage in Teil I der Situation in der Schweiz. Dort tobt ein harter Konkurrenzkampf um Marktanteile. Im Mittelpunkt steht mit Management Tools (mtm) ein Monitoring-Anbieter, der zur Argus-Gruppe gehört und jetzt vor dem Obergericht des Kantons Nidwalden eine empfindliche Niederlage hinnehmen musste. Die „Luzerner Zeitung“ beschreibt die Vorgänge in Nidwalden aktuell als wüsten Wirtschaftskrimi.

(Foto: Erich Westendarp / pixelio.de)

Im Land der Eidgenossen müssen Unternehmen im europäischen Vergleich die höchsten Preise für Medienbeobachtung und -analyse bezahlen. Hintergrund ist, dass es mit Argus der Presse (Eigentümer von Argus Data Insights in Deutschland) nur noch einen Monitoring-Anbieter gab, der seine Markt beherrschende Stellung mit allen Mitteln zu verteidigen suchte. Bei der Wahl dieser Mittel war Argus der Presse in den vergangenen Jahren nicht zimperlich und hat neue Wettbewerber wie Mediagate im Jahr 2006, ZMS im Jahr 2011 und Management Tools Media (mtm) Ende 2016 direkt aufgekauft oder versucht, den Markteintritt von neuen Wettbewerber wie NR Swiss mit allen Mitteln zu verhindern.

Sofort nach der Übernahme von Management Tools Media und Gründung von NR Swiss beauftragte der deutsche Investor (Paros Capital AG mit Sitz in Baar) der Argus-Gruppe seine Anwaltskanzlei Wenger & Vieli gegen NR Swiss und seine Mitarbeiter vorzugehen. So wurden alle Mitarbeiter, die vormals bei mtm gearbeitet haben, mit einer Forderung von jeweils zwei Millionen Schweizer Franken betrieben, das heißt sie wurden massiv unter Druck gesetzt, indem ihnen im übertragenen Sinne der „Gerichtsvollzieher“ nach Hause geschickt wurde. Die Forderungen wurden gar ins öffentliche Betreibungsregister eingetragen. Somit wurde es den betroffenen Personen nahezu unmöglich einen Handyvertrag oder Mietvertrag abzuschließen oder ein Auto zu kaufen. Dieses Vorgehen, das laut Arbeitsrechts-Experten an Nötigung grenzt führte zu schlaflosen Nächten bei den Mitarbeitern und einer Kündigung, weil der aufgebaute Druck zu stark war.

NR Swiss hat sich erfolgreich zur Wehr gesetzt

Letztendlich hat sich das NR Swiss Team aber erfolgreich zur Wehr gesetzt. Die „Luzerner Zeitung“ schrieb nun am 25. Februar: „Für die Klägerin endete das Vorhaben mit einer Klatsche. Denn das Obergericht kam nun zum Schluss: ‚Sie (die Argus / mtm-Gruppe, Anm. d. Red.) habe nicht hinreichend glaubhaft dargelegt, dass die Abwerbung von Mitarbeitern in wettbewerbswidriger Weise erfolgte.‘ Grundsätzlich sei es nicht unlauter, so das Gericht weiter, Mitarbeitern eines Konkurrenten Stellen anzubieten, sofern dies nicht in wettbewerbswidriger Weise erfolge.“

Doch damit nicht genug. Laut „Luzerner Zeitung“ könne es sein, dass Argus / mtm bei ihrer Strategie auch vor illegalen Methoden nicht zurückgeschreckt habe. Während des Verfahrens seien gemäß den Gerichtsunterlagen auch Dokumente eingereicht worden, bei denen es sich womöglich um „materiell rechtswidrige Beweismittel handelt“. Das hieße laut dem Zeitungsbericht, dass Argus/mtm im Verdacht stehe, sich illegal Zugang zu einem privaten E-Mail-Account verschafft zu haben. Das habe eine Strafanzeige gegen unbekannt wegen unbefugter Datenbeschaffung bei der Staatsanwaltschaft Nidwalden ausgelöst, wie es sinngemäß im Obergerichts-Entscheid heißt.

Gallisches Dorf

Zumbusch Nikolaus Gf NR SwissNikolaus Zumbusch (Foto), Geschäftsführer der NR Swiss AG, nahm das Urteil erleichtert zur Kenntnis: „Die Schweizer Kunden haben nun Gewissheit, dass jetzt Rechtssicherheit herrscht und NR Swiss weiterhin erfolgreich mit der NewsRadar+ Technologie am Markt agieren kann.“ Der Entscheid des Obergerichts Nidwalden zeigt auf, dass es weder seitens der NR Swiss noch seitens der Mitarbeiter zu irgendeinem Fehlverhalten kam. Es wird aber deutlich, dass die Argus-Gruppe mit allen juristischen Mitteln versucht, den Markteintritt unserer Firma zu verhindern, um ihre „Monopolstellung“ zu behalten. „Wir fühlen uns gewissermaßen als Gallisches Dorf in der Schweiz und unser Zaubertrank heißt NewsRadar“, so Zumbusch weiter.

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