Studie zur Bedeutung sozialer Medien: Hate Speech und Fake News oder sozialer Zusammenhalt?

Soziale Medien sind aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. 50 Prozent der Deutschen über 14 Jahren sind laut der ARD/ZDF Onlinestudie 2022 regelmäßig in sozialen Medien aktiv. Zugleich dominieren negative Aspekte wie Hate Speech oder Desinformation die Debatte über soziale Medien. Von der Grundidee sozialer Medien, Verbindungen untereinander und Gemeinschaft zu befördern, scheint auf den ersten Blick nicht viel übrig. Das kann kaum verwundern, kommt es doch immer wieder zu Gewaltaufrufen, persönlichen Verunglimpfungen und Fake News. Die aktuelle Debatte um die künftige Ausrichtung von Twitter zeigt, wie zwiegespalten die Einschätzungen sind. Sie führt aktuell dazu, dass sich die Werbewirtschaft zurückhält und die Nutzung des Dienstes zurück geht. Doch die aktuelle Studie des eco – Verband der Internetwirtschaft e. V. hatte eine andere Zielrichtung. Sie wollte aufzeigen, welch positive Initiativen und Vernetzungspotenziale von den sozialen Medien ausgehen. Das scheint ihr gelungen zu sein.

Die Hauptnutzungsmotive sozialer Medien laut der Befragung von eco – Verband der Internetwirtschaft e. V. (Grafik: eco Verband der Internetwirtschaft e.V.)

So nutzen 38,9 Prozent soziale Netzwerke um mit Freunden, Familie und Bekannten in Kontakt zu bleiben und neue Kontakte zu knüpfen. Mehr als jeder Fünfte ist in Social-Media-Gruppen aktiv und sucht über die Plattformen den Austausch mit anderen. Solidarität zeigt sich auch anhand der Spendenbereitschaft: 38,4 Prozent haben sich bereits an Spendenaktionen über soziale Medien beteiligt. So das Ergebnis der Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag vom eco – Verband der Internetwirtschaft e. V., Ende November 2022 unter 2.500 Social-Media-Nutzerinnen und Nutzern.

„Kraft der Vernetzung“

Sueme Oliver Vorstandsvorsitzender eco Verband„Die Pandemie hat eindrucksvoll bewiesen, welche Potenziale Social-Media-Plattformen im Miteinander nach wie vor entfalten können. Ob im Zuge des Angriffskriegs auf die Ukraine, der Hochwasserkatastrophe oder in Zeiten von Social Distancing: Menschen haben sich über soziale Medien und digitale Nachbarschaftsdienste vernetzt, unterstützt und Hilfsangebote koordiniert“, sagt Oliver Süme (Foto © eco), Vorstandsvorsitzender des eco Verbandes. Die Kraft der Vernetzung über soziale Medien sowie das Auslösen solidarischen Handelns verdeutliche sich zum Beispiel auch anhand sozialer Bewegungen wie #FridaysforFuture, #StandwithUkraine oder #IranRevolution, die gesellschaftliche Problemlagen ins öffentliche Bewusstsein rückten, zur zivilgesellschaftlichen Mobilisation für demokratische und soziale Prinzipien beitrügen und den Austausch beförderten, welche Werte und Leitbilder innerhalb einer Gesellschaft wichtig seien.

Gleichzeitig sei es wichtig, Menschen dazu zu befähigen, Fake-News, Propaganda und Manipulationen im Netz zu erkennen und abzuwehren. „Dazu braucht es einen gesamtgesellschaftlichen Ansatz, der auch die Förderung digitaler Medienkompetenz vom Kleinkind bis zum Senior umfasst. Wer Quellen im Netz verlässlich beurteilen kann, ist in der Lage Fake News zu identifizieren und wird vermutlich nicht zu deren Verbreitung beitragen“, so Süme. Der Verband engagiere sich bereits seit über 25 Jahren mit der eco Beschwerdestelle erfolgreich im Kampf gegen illegale Inhalte im Netz. Bürgerinnen und Bürger können dort vermeintlich illegale Inhalte melden. Juristen prüfen die Inhalte und leiten gegebenenfalls weitergehende Maßnahmen nach dem „Notice-and-Takedown-Prinzip“ ein – in Zusammenarbeit mit Internet-Providern und Anbietern sozialer Medien sowie Strafverfolgungsbehörden. Auch das Melden illegaler Inhalte trage somit zu deren Eindämmung bei.

Jedoch könne und dürfe die Verantwortung nicht allein den Technologiekonzernen auferlegt werden. „Es erfordert fundierte juristische Kenntnisse zu beurteilen, ob eine Äußerung von der im Grundgesetz verankerten Meinungsfreiheit gedeckt ist oder schon in den Bereich der Strafbarkeit bzw. Jugendgefährdung fällt“, so Süme. Diese juristische Bewertung darf nicht alleinige Aufgabe der Unternehmen sein, die finale Bewertung muss insbesondere bei komplexen Sachverhalten oder strittigen Rechtsansichten Aufgabe der Gerichte bleiben.

Wozu Menschen soziale Medien nutzen

Die Hauptnutzungsmotive sozialer Medien liegen laut den Befragten in der Information (43,2 %), der Unterhaltung (40,8 %) sowie der Vernetzung und Kontaktpflege (38,9 %). Soziale Medien tragen ihren Teil dazu bei, das grundlegende Bedürfnis nach sozialem Miteinander zu erfüllen und Einfluss auf die gesellschaftliche Teilhabe zu nehmen. Dabei verlängern sich die Online-Kontakte der digitalen Welt mitunter ins reale Leben und schaffen positive Gemeinschaftserfahrungen, die das Wir-Gefühl stärken. Wenn zum Beispiel Social-Media-Plattformen genutzt werden, um in Stadtteil-Gruppen Nachbarschaftshilfen zu organisieren, sich Werkzeug auszuleihen oder Fahrgemeinschaften zu bilden. Mehr als jeder fünfte Social-Media-User (22,2 Prozent) ist auf den Social-Media-Plattformen in Gruppen aktiv.

Social-Media-Plattformen als Vehikel für gute Zwecke

Ob ein Stammzellenspender für Krebspatienten über Social-Media-Plattformen gesucht wird, Geflüchtete eine Unterkunft benötigen oder sozial-ökonomisch benachteiligte Menschen um Sachspenden bitten: Non-Profit-Organisationen oder Einzelpersonen erreichen über die Plattformen Millionen von Menschen und Unterstützung für ihre Belange. Fast ein Viertel der Deutschen hat bereits einen Social-Media-Beitrag einer gemeinnützigen Organisation oder hilfsbedürftigen Person in seinem Netzwerk geteilt. Jeder vierte Social-Media-User (25 Prozent) hat für einen gemeinnützigen Beitrag bereits eine Reaction, beispielsweise ein Like, vergeben. 17,6 Prozent der Befragten haben einen entsprechenden Beitrag kommentiert. 9,1 Prozent wiederum posten über ihren persönlichen Social-Media-Account eigene Beiträge, die gute Zwecke unterstützen.

Besonders stark ausgeprägt zeigt sich der Zusammenhalt auch anhand der Spendenbereitschaft unter Social-Media-Usern. Fast 40 Prozent der Befragten haben sich über soziale Medien bereits an einer Spendenaktion beteiligt. Allein über Facebook und Instagram konnten bis März 2021 weltweit über fünf Milliarden US-Dollar an Spenden generiert werden.

Seitennavigation

Personalien

Tobias Erfurth neuer Leiter Investor Relations

Tobias ErfurthTobias Erfurth wird ab Mitte August 2024 die Leitung der Investor Relations-Abteilung beim Mainzer Unternehmen Schott Pharma übernehmen, das auf pharmazeutische Aufbewahrungs- und Verabreichungssysteme spezialisiert ist. Er wird das Investor Relations-Team erweitern und verstärken und direkt an CFO Almuth Steinkühler berichten.

Agenturen

Tyto strukturiert Management um

Managerinnen und Manager von Tyto PRDie europaweit tätige PR-Agentur Tyto, Frankfurt am Main, ernennt die erste Chief of Staff, drei neue Managing Partner und sechs neue Teamleiter. Diese Umstrukturierung bildet das zentrale Element der neuen „Glocal“-Management-Struktur, bei der die 60-köpfige Agentur einen globalen Ansatz bei der Kundenbetreuung mit lokalem Fokus auf Team-Management und Mitarbeiterentwicklung kombiniert.

Unternehmen

Zwei deutsche Unternehmen unter den Top 100

Deckblatt des PwC Global Top 100 RankingNach einem schwierigen Jahr 2023 haben die 100 wertvollsten Unternehmen der Welt laut dem jährlichen „Global Top 100“-Ranking von PwC wieder ein neues Allzeithoch erreicht. Mit einer Gesamtmarktkapitalisierung von 39,9 Billionen US-Dollar zum 31. März 2024 übertrafen sie ihren bisherigen Spitzenwert aus dem Jahr 2022 von 35 Billionen US-Dollar. Deutschland landet im Länderranking auf Platz 13.

Verbände

DPRG und GPRA bündeln Kompetenzen

Ulf Mehner und Alexandra GroßWirtschaft und Gesellschaft stehen vor zahlreichen Transformationsprojekten: Energiewende, Mobilitätswende, Industrie-Umbau. Für den Erfolg sind Verständnis und Akzeptanz in der Bevölkerung entscheidend. Dafür bedarf es transparenter und professioneller Kommunikation auf Basis verbindlicher und nachvollziehbarer Qualitätskriterien und -standards. Die werden jetzt gemeinsam mit DPRG und GPRA erarbeitet.

Branche

Festival und Konferenz

Akrobatische EinlageIm letzten Jahr hat es nicht geklappt, doch in diesem Jahr wollten wir dabei sein: PR-Journal goes Berlin und gemeinsam mit uns waren 2.500 Kommunikationsprofis und Einsteiger bei der Voices 2024 in der Berlin Arena – einer grandiosen Location für das Event. Beeindruckend: Statt ohrenbetäubender Geräuschkulisse war es eine recht leise Veranstaltung – den Kopfhörern sei Dank.

Medien

Kürschner-Verlag wird 75

Zwei BuchcoverDas rot-weiß gestreifte Taschenbuch, in dem alle Bundestagsabgeordneten mit Bild und Biografie vorgestellt werden, hatten viele schon in der Hand. Der Verlag, der dieses Taschenbuch herausgibt, feiert in diesem Jahr ein besonderes Jubiläum. Vor 75 Jahren wurde die Neue Darmstädter Verlagsanstalt GmbH durch Adolf Holzapfel in Darmstadt gegründet und nahm am 16. Mai 1949 den Geschäftsbetrieb als Verlag auf.

Das PR-Interview

Jacqueline Althaller weiß, wer im Driverseat sitzt

Jacqueline Althaller Gast im Podcast-Interview April ist Jacqueline Althaller, die Macherin der Studie zur Social Media Kommunikation von B2B Unternehmen und Geschäftsführerin der Agentur Althaller Communication Gesellschaft für Marktkommunikation mbH. Sie berichtet, wie es zu der Langzeitstudie kam, deren 14. Ausgabe Anfang April gestartet wurde, wie sich die Social-Media-Nutzung im B2B-Sektor verändert hat und was die dominierenden Themen sind.

Autoren-Beiträge

Rechtsextreme Kommunikation erkennen und bekämpfen

Felix Meyer-WykUnsere Vorstellung von Rechtsextremen beschränkt sich oft auf offensichtliche Verfassungsfeinde: Glatzen mit Springerstiefel oder „Ausländer raus“-Rufe. Keine Frage, diese Gruppen sind gefährlich. Deutlich unauffälliger, aber mindestens genauso gefährlich sind die Neuen Rechten. Für uns als Kommunikatorinnen und Kommunikatoren ist es wichtig, ihre Denkmuster und Strategien zu kennen, denn mit ihren Auftritten werden wir es vermehrt zu tun haben.

Rezensionen

Ein Buch für Kommunikationsstrategen

Buchcover Wirtschaft als KommunikationWie Unternehmen und Wirtschaft öffentlich werden, das war einmal in einem relativ einfachen Managementprozess organisierbar. Wissen bereitstellen, im Wesentlichen über Produkte und Dienstleistungen. Und dieses Wissen dann in einseitigen Informations-Prozessen an die relevanten Stakeholder verbreiten. Aber, das war einmal. Wirtschaft 1.0 könnte man das nennen. Heute hat sich dies grundlegend verschoben …

Kommentare

Brillante Ideen funkeln in düsteren Zeiten umso heller

Fünf Anmerkungen zu den Eurobest PR Awards 2023

Einen positiven Grundeindruck bei den Eurobest Awards 2023 hinterließ bereits die beeindruckende Zahl von über 160 Einreichungen bei PR – weit mehr als in einigen anderen Kategorien. Die Bedeutung von PR wird demnach mehr denn je als sehr hoch eingeschätzt. Selbst wenn die Beiträge bei Ausrichtung und Qualität extrem divers waren, habe ich als Juror einige Gesamteindrücke aus London mitgenommen:

Studien

Harte Fakten und Kennzahlen fehlen

Schriftzug CR BenchmarkNachhaltigkeitskommunikation ist auf den Corporate Websites zentral positioniert. Immer mehr Unternehmen verknüpfen den Geschäftserfolg inhaltlich mit Nachhaltigkeitsmaßnahmen. Bedenklich ist aber die seit mehreren Jahren rückläufige Transparenz. Wichtige Kennzahlen verschwinden allmählich aus der Nachhaltigkeitskommunikation. Der neue CR Benchmark von NetFed zeigt die aktuellen Entwicklungen.

Aus- und Weiterbildung

Canva & Co. für PR-Professionals

Dominika RotthalerDie Deutsche Akademie für Public Relations (dapr), Düsseldorf, hat ihr Fortbildungsangebot um das Praxisseminar „Canva & Co.“ erweitert. Im dem zweitägigen Seminar mit erstmaligem Start am 30. September lernen Mitarbeitende aus den Bereichen Kommunikation, PR und Social Media, wie sie mit Online-Design-Plattformen selbst grafische Lösungen für ihre Organisation entwickeln.

Macht der Bilder

SORA Dich nicht!

Schon wieder droht eine ganze Branche im KI-Schlund zu verschwinden: erst waren es die Texter und Kreativen, jetzt sind es die Filmemacher. In der Tat: Was Open AI mit SORA auf unsere Wirklichkeit losgelassen hat, erscheint auf den ersten Blick atemberaubend. Zweifelsohne ist SORA ein Text-zu-Video-Tool der nächsten Generation. Aber erst die Kombination aus Technologie und der Marktmacht von OpenAI / Microsoft macht SORA zu einem Werkzeug, dass unsere Wirklichkeit beeinflussen wird. Aber schauen wir doch erstmal genauer hin...

Agile Denkpause

Wie Unternehmen das Vertrauen ihrer Kunden verspielen

Schriftzug Trust in Scrabble-BuchstabenVor rund vier Wochen piepte unsere Spülmaschine Alarm. Wir riefen den Fachmann. Er kam, prüfte und erklärte: „Die Pumpe ist defekt.“ Unsere Alternativen: 680 Euro, um das Teil auszutauschen oder ein neues Gerät. Eine unerwartete News, erst vier Jahre zuvor hatten wir die Miele-Maschine angeschafft und vermeintlich bewusst auf Qualität gesetzt.

Jobprofile

Was macht eigentlich ein Account Executive bei der Agentur Edelman Germany?

„Als ich bei Edelman eine Ausschreibung sah, die meine beruflichen Leidenschaften – Gesundheit und Kommunikation – vereint, war es wie ein ‚perfect match‘,“ erklärt Stella Henn heute. Bereits seit November 2022 ist sie bei Edelman Germany und beschäftigt sich mit Healthcare-PR und der Umsetzung von Multi-Channel Kommunikations-Strategien und -Kampagnen sowie deren Umsetzung. Nachfolgend stellt sie im Interview ihre Aufgaben und ihren Arbeitgeber vor.

Preise und Awards

Stolze Gewinnerinnen und Gewinner

Von links: Christoph Heshmatpour, Johanna Wittner, Michael Rotschädl und Lukas KalteisDie Erstplatzierten des diesjährigen Franz-Bogner-Wissenschaftspreises für PR stehen fest: Es sind Johanna Wittner, Michael Rotschädl, Christoph Heshmatpour und Lukas Kalteis. Insgesamt wurden 33 wissenschaftliche Arbeiten aus dem Jahr 2023 in vier Kategorien eingereicht. Zehn Arbeiten erhielten bei der Verleihung am 22. April in Wien eine Auszeichnung. Das Preisgeld beträgt insgesamt 8.900,00 Euro.

Whitepaper

Erfolg der Kommunikation stichhaltig nachweisen

In der Unternehmenswelt stehen Kommunikatorinnen und Kommunikatoren oft vor der Herausforderung, ihre Erfolge anhand von Kennzahlen wie Reichweite, Tonalität oder Share of Voice zu messen. Diese Metriken sind in der Kommunikationsbranche gängig und bieten Einblicke in die Wirksamkeit von PR- und Marketingkampagnen. Allerdings entsprechen diese Metriken nicht unbedingt den Anforderungen des Managements, das primär an betriebswirtschaftlichen Kennzahlen wie Umsatz, Gewinn und Unternehmenswert interessiert ist. Diese Diskrepanz kann zu Missverständnissen führen und die Anerkennung der Kommunikationsarbeit durch das Management beeinträchtigen.