Autorinnenbeitrag: Agentur, Start-up oder Konzern – was darf’s sein?

Leitfragen für Unentschlossene

Wer frisch von der Uni den Einstieg in die PR sucht, sieht sich heute einer ganzen Flut an möglichen Tätigkeitsfeldern und potenziellen Arbeitgebern gegenüber. Denn in einer Welt, in der Komplexität, Innovationsdruck und Vernetzung zunehmen, wird Kommunikation immer mehr zum Erfolgsfaktor. Gute Nachrichten für heutige Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger! Dann gilt es nur noch den „richtigen“ Job zu finden. Dabei dominieren leider nicht allzu selten Klischees die Jobsuche: ob über Agenturmenschen, Konzernkinder oder Start-up Raketen – auch wenn sich manch eines davon im Alltag bestätigt, versperren sie den Blick auf die eigentlich wichtigen Kriterien, die den Ausschlag bei der Jobwahl geben sollten. Dazu vier Leitfragen, die sich (angehende) PR-Profis in den ersten Berufsjahren stellen sollten.

1. Will ich Experte oder Themenjongleur sein?

Heute Lifestyle-PR, morgen Krise – wer nicht gerade in einer spezialisierten Kommunikationsagentur oder -beratung startet, muss sich im Agenturalltag darauf einstellen, immer wieder unterschiedliche Themen und Branchen zu bearbeiten. Und dabei nicht selten auch zwischen den Kommunikationsdisziplinen zu springen. Das erfordert jede Menge Flexibilität, stellt aber gleichzeitig auch genau die Abwechslung im Arbeitsalltag dar, die viele Agenturmitarbeiterinnen und -mitarbeiter schätzen. Gerade wer am Anfang des Berufslebens noch keine ganz konkrete Vorstellung vom Traumberuf hat, kann sich hier ausprobieren und mit einer steilen Lernkurve rechnen. Ist dagegen schon klar, wo das eigene Steckenpferd liegt, dürfte als Themen- oder Branchenexperte auf Unternehmensseite oder im Start-up besser aufgehoben sein.

2. Bin ich „One-(Wo)man-Show“ oder eher Team-Player?

Gerade Agenturen sind bekannt für Teamspirit und enge Zusammenarbeit, aber auch in Kommunikationsabteilungen auf Konzernseite ist man Teil eines mehrköpfigen Teams. Doch wie ist es eigentlich, in Start-ups oder kleinen und mittelständischen Unternehmen in der PR zu arbeiten? Nicht selten sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Kommunikation eine „One-Man-Show“ – oft organisatorisch eingeordnet im Marketing. Das bietet einerseits Vorteile: angefangen bei Eigenverantwortung und Unabhängigkeit. Gleichzeitig fehlt damit aber auch der Austausch mit anderen Kommunikationsexperten. Und gerade für junge Kolleginnen und Kollegen sind der Austausch und das Wissen eines erfahrenen Teams wertvoll für die Lernkurve.

3. Wie wichtig ist mir der eigene Stempel im Job?

Im Laufe einer Agenturkarriere kommen so einige zusammen: kreative Ideen und Konzepte, die nie zur Umsetzung kamen, weil der Kunde sich anders entschieden hat. Auch das ist Agenturalltag. Wem vor allem die kreative Arbeit Spaß und Erfüllung bringt, kann hier richtig aufgehen. Kommunikationsmanager im Unternehmen oder Start-up übernehmen dagegen die Verantwortung für Themen und bearbeiten in diesem Rahmen selbstständig die gesamte Kommunikationsklaviatur. Im Umkehrschluss erfordert das aber auch eine gute Selbstorganisation und eigenständige Arbeitsweise: sich in einer (komplexen) Organisation mit Fachbereichen und Ansprechpartnern im Unternehmen vernetzen, Prioritäten setzen, Themen suchen, entwickeln und umsetzen.

4. Welche Organisationsstruktur und -kultur passt zu mir?

Feste hierarchische Strukturen, durch die Veränderungen nur sehr langsam vorankommen, auf der einen Seite und eine hippe, offene aber auch als chaotisch empfundene Start-up-Kultur auf der anderen: Das sind die zwei Extreme, die immer wieder gerne angeführt werden. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. In vielen Unternehmen, insbesondere großen Konzernen, halten agile Arbeitsmethoden und ein modernes Kultur- und Führungsverständnis längst schon Einzug. Auch weil sie im Wettbewerb um die besten Talente sonst früher oder später das Nachsehen haben. Natürlich werden die Wege in Konzernen mit 50.000+ Köpfen trotzdem immer länger sein als in einem 50-köpfigen Start-up, wo der oder die CEO im Zweifel direkt am Nachbarplatz im Großraumbüro sitzt. Wer aber bei einem Job Wert legt auf klare Strukturen, Zuständigkeiten und Entscheidungswege, dürfte sich in einem gefestigten Unternehmen besser aufgehoben fühlen. Denn gerade in sehr jungen Start-ups sind diese (noch) nicht etabliert.

Auch in Bezug auf Bezahlung, Benefits und Work-Life-Balance unterscheiden sich Organisationen teilweise deutlich. Die Vergütung sollte aber nie den alleinigen Ausschlag geben und wer Spaß an Job und Aufgaben hat, wird auch außerhalb von 9-to-5 dafür brennen, egal in welchem Umfeld.

Hier also der zusammengefasste Quick-Guide für Unentschlossene:

  • Wer Brainstormings in allen Formen und Farben liebt, gerne mit vielen unterschiedlichen Themen jongliert und schnell viel lernen will, ist in der Agentur richtig
  • Vorliebe für kreatives Chaos und hippe Kultur, in der man sein Ding durchziehen kann und kein Tag wie der andere ist? Dann ist die Start-up-Welt die passende Umgebung
  • Wem ein Hineinwachsen in Verantwortungsbereiche, das „Doing“ wichtig und Unternehmensstrukturen kein Schreckgespenst sind, für den gibt’s im Konzern den Traumjob

Egal ob Konzern, Agentur oder Start-up – jede Umgebung bietet abwechslungsreiche Tätigkeitsfelder, die die eigene Karriere bereichern können. Und natürlich gibt es kein „entweder oder“, denn am Ende sind die Unterschiede überall groß. Umso wichtiger ist es, sich nicht allein von Klischees leiten zu lassen und stattdessen über die eigenen Stärken, Bedürfnisse und Ziele klar zu werden.

Über die Autorin: Irina Gaisdörfer startete ihre PR-Laufbahn 2012 als Juniorberaterin bei Klenk & Hoursch in Frankfurt am Main. Nach sechs Jahren auf Agenturseite wechselte sie zum Versicherungs-Start-up Clark, wo sie die Kommunikation aufbaute. Seit Juli 2020 ist sie bei der DZ Bank, dem Zentralinstitut der genossenschaftlichen FinanzGruppe, als Pressesprecherin für Strategie- und Finanzthemen zuständig. Sie engagiert sich im GWPR Deutschland e.V. und gehört der GWPR Next Gen Leadership Initiative an, die sich speziell an Frauen mit fünf bis zehn Jahren Berufserfahrung richtet.

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Personalien

Can Kupfermann-Gezer wird Client Service Director bei Laika

Can KupfermannCan Kupfermann-Gezer (44, Foto © Laika Communications) ist neuer Client Service Director bei der Berliner Kommunikationsagentur Laika. In seiner neuen Position soll er eine Schlüsselrolle für die Klienten übernehmen und die Geschäftsführung beim Kundenmanagement unterstützen. Bevor er vor vier Jahren zu Laika kam, war er unter anderem in der Unternehmensberatung bei den Werbeagenturen Ogilvy und Futurebrand tätig. Zudem ist er Autor des Buches "Metaphor Inside: Zum Zusammenhang zwischen Co-Branding und Metapherntheorie".

Agenturen

Nina Angermann wird neue Geschäftsführerin

Claudia Thaler und Nina Angermannconsense communications GmbH (GPRA) in München beruft die langjährige Mitarbeiterin und Prokuristin Nina Angermann (39) in die Geschäftsführung. Zudem schärft die Unternehmensberatung für Kommunikation ihr Beratungsportfolio in den Bereichen Strategie und Business Development, Nachhaltigkeit sowie Content Creation und besetzt verschiedene Leitungspositionen neu.

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Zwei deutsche Unternehmen unter den Top 100

Deckblatt des PwC Global Top 100 RankingNach einem schwierigen Jahr 2023 haben die 100 wertvollsten Unternehmen der Welt laut dem jährlichen „Global Top 100“-Ranking von PwC wieder ein neues Allzeithoch erreicht. Mit einer Gesamtmarktkapitalisierung von 39,9 Billionen US-Dollar zum 31. März 2024 übertrafen sie ihren bisherigen Spitzenwert aus dem Jahr 2022 von 35 Billionen US-Dollar. Deutschland landet im Länderranking auf Platz 13.

Verbände

DPRG und GPRA bündeln Kompetenzen

Ulf Mehner und Alexandra GroßWirtschaft und Gesellschaft stehen vor zahlreichen Transformationsprojekten: Energiewende, Mobilitätswende, Industrie-Umbau. Für den Erfolg sind Verständnis und Akzeptanz in der Bevölkerung entscheidend. Dafür bedarf es transparenter und professioneller Kommunikation auf Basis verbindlicher und nachvollziehbarer Qualitätskriterien und -standards. Die werden jetzt gemeinsam mit DPRG und GPRA erarbeitet.

Branche

Journalisten kämpfen gegen Fehlinformationen

Das Media-Intelligence-Unternehmen Cision hat seinen 15. jährlichen State of the Media Report vorgestellt. Der 2024er Bericht, der auf einer Umfrage unter mehr als 3.000 Medienschaffenden weltweit basiert, hebt hervor, wie sehr sich Journalisten international auf die Bekämpfung von Fehlinformationen konzentrieren, wie sehr sie sich auf Daten verlassen und welche Veränderungen es bei den sozialen Plattformen gibt, auf denen sie aktiv sind.

Medien

Neue Chefredakteure für „profi“ und „top agrar“

Guido Höner, Hubert Wilmer und Christian BrüseGuido Höner (56) und Hubert Wilmer (57) werden zum 1. September 2024 gleichberechtigte Chefredakteure des Landtechnikmagazins „profi“, das im Landwirtschaftsverlag Münster erscheint. Die beiden erfahrenen Journalisten und Agraringenieure sind bereits seit vielen Jahren für den Verlag tätig, Wilmer als stellvertretender Chefredakteur von „profi“ und Höner als Chefredakteur von „top agrar“.

Das PR-Interview

KI-Pionierarbeit bei Bosch seit 2017

Michael SchmidtkeMichael Schmidtke ist VP Content Flow and Digital Channels bei Bosch. Beim Webinar der AG CommTech vom 23. April gab er einen tiefen Einblick in sieben Jahre Nutzung von KI in der Unternehmenskommunikation von Bosch. Im Vorgriff auf den nächsten „CommTech Newsletter“, der am 8. Mai erscheint, veröffentlicht das PR-JOURNAL ein Interview mit Michael Schmidtke, das mit Hilfe von KI-Tools auf Basis der Aussagen Schmidtkes im Webinar erstellt wurde.

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Georg KolbFrüher ging es vor allem darum, bestehende Prozesse zu optimieren und gelegentlich eine einmalige große Veränderung zu kommunizieren. Heute geht es um kontinuierliche Anpassung an immer schnellere, oft unvorhersehbare Veränderungen. Selbst während eine Organisation noch gut funktioniert, müssen bereits neue Wege gefunden werden, um Schritt zu halten. Für Führungskräfte fühlt sich das oft wie ein Dilemma an.

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Ein Buch für Kommunikationsstrategen

Buchcover Wirtschaft als KommunikationWie Unternehmen und Wirtschaft öffentlich werden, das war einmal in einem relativ einfachen Managementprozess organisierbar. Wissen bereitstellen, im Wesentlichen über Produkte und Dienstleistungen. Und dieses Wissen dann in einseitigen Informations-Prozessen an die relevanten Stakeholder verbreiten. Aber, das war einmal. Wirtschaft 1.0 könnte man das nennen. Heute hat sich dies grundlegend verschoben …

Kommentare

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Drei Mitarbeiter des Max-Planck-Instituts für ChemieJährlich kürt der Informationsdienst Wissenschaft (idw) aus 20.000 Pressemitteilungen, die von mehr als 1.000 wissenschaftlichen Einrichtungen über die idw-Website verbreitet werden, die besten ihrer Art. Nach dem Urteil der Jury haben im Jahr 2023 das Max-Planck-Institut für Chemie, die Universität des Saarlandes und das Leibniz-Institut für Naturstoff-Forschung und Infektionsbiologie gewonnen.

Whitepaper

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In der Unternehmenswelt stehen Kommunikatorinnen und Kommunikatoren oft vor der Herausforderung, ihre Erfolge anhand von Kennzahlen wie Reichweite, Tonalität oder Share of Voice zu messen. Diese Metriken sind in der Kommunikationsbranche gängig und bieten Einblicke in die Wirksamkeit von PR- und Marketingkampagnen. Allerdings entsprechen diese Metriken nicht unbedingt den Anforderungen des Managements, das primär an betriebswirtschaftlichen Kennzahlen wie Umsatz, Gewinn und Unternehmenswert interessiert ist. Diese Diskrepanz kann zu Missverständnissen führen und die Anerkennung der Kommunikationsarbeit durch das Management beeinträchtigen.