Branche Hochschule Darmstadt: Die Krise als Normalfall – Gastvortrag von Uwe Kohrs

Wo findet die PR-Branche junge Nachwuchstalente? Sie sitzen an einem Freitagnachmittag in einem Vorlesungssaal der Hochschule Darmstadt und führen einen spannenden Dialog mit Praktikern der Branche. Am 26. April besuchte PR-JOURNAL-Chefredakteur Thomas Dillmann den Kurs „Issues Management und Krisenkommunikation“ von Professor Markus Kiefer. Mit dabei hatte er Uwe Kohrs, einen Experten für Krisenkommunikation.

Professor Kiefer (Mitte) hat als Gäste für seine Lehrveranstaltung Uwe Kohrs (2. v. r.) und Thomas Dillmann (l.) eingeladen. (Foto: Wanessa Gawlik)

Anmoderiert von Thomas Dillmann, bot Uwe Kohrs, der mit seiner Agentur Impact zahlreiche Krisenmandate betreute und gleichzeitig Mitglied im Deutschen Rat für Public Relations (DRPR) ist, Einblicke in die Praxis des Themenfelds und damit die Grundlage für die rund zweistündige Gesprächsrunde: Was kommt vor der Krise und wie können sich Unternehmen mit geschicktem Issues Management schützen, sodass es gar nicht erst zum großen Knall kommt?

Es stellte sich die Frage, von welchen Größenordnungen man spricht und wann man anfängt, in der PR eine Krise als solche zu identifizieren. „Eine Krise fängt bereits im Kleinen an, wo jedes Unternehmen den Einbruch seines Erwerbsgeschäfts fürchten muss“, so Kohrs.

Erfahrungswissen ist von entscheidender Bedeutung

Im Verlauf des Nachmittags lieferten die Praktiker anekdotisch konkrete Methoden des Issues Management. Begeistert waren die Studierenden von den Schilderungen aus den War- und / oder Newsrooms. Minutengenaues Medien-Monitoring ist zwar ein Schlüsselfaktor bei der Reaktion auf reputationsschädigende Medienberichte, es reicht aus Sicht der Praktiker aber nicht aus. Es kommt dabei schlicht auf das Erfahrungswissen und die Einschätzung der Beratenden an. Durch die stets kürzer werdenden Reaktionszeiten durch Social Media und Co. schwindet auch die kaum noch vorhandene Planbarkeit in der Krisenkommunikation.

Kohrs berichtete von seinen vielfältigen Erfahrungen und warnte die Studierenden davor, die präventive Kooperationsbereitschaft von Kunden vorauszusetzen. Vielmehr sei aus Sicht der Beratenden zunächst einmal alles in Frage zu stellen und auf Richtigkeit zu prüfen. Dies führte zu einer Diskussion über den Wert der Kommunikation. Zwar ist sie omnipräsent und entscheidend mit über die Reputation eines Unternehmens, kann ökonomisch jedoch nur schwer abgebildet werden. Die Herausforderung für Kommunikationsberaterinnen und -berater liegt demnach nicht nur in der Kommunikation und Prävention an sich, sondern auch in der Verargumentierung ihrer Notwendigkeit.

Kommunikation ist Teamwork

Zuletzt führte die Gruppe einen Dialog über die Arbeit in der PR-Branche im Allgemeinen – über die Arbeit in Meinungsbildungs- und Präferenzbildungsprozessen. Kohrs betonte hier die Wichtigkeit eines starken Teams. Moderne Kommunikation ist Teamwork, bei dem aus unterschiedlichen Erfahrungswerten und Meinungen eine Empfehlung wird.

Auf die Nachfrage nach konkreten Cases erfolgreicher Krisenkommunikation konnte Uwe Kohrs nur schmunzelnd auf die zahlreichen NDAs (Non-Disclosure Agreements) verweisen, die er in seiner Laufbahn bereits unterschrieben hat. Die Neugierde bei den Studierenden wurde dadurch zwar nicht gestillt, die Lust auf den Beruf umso größer.

Freiwillige Überstunden

Ein Indikator für den Erfolg der Veranstaltung war die Tatsache, dass auch lange nach dem vorgesehenen Ende des Seminars um 18:00 Uhr das Interesse der Studierenden nicht abebbte. Sie stellten weiterhin interessiert ihre Fragen und betonten im Nachgang die Wichtigkeit des Austauschs mit Praktikern der Branche.

Über die Autorin: Wanessa Gawlik ist Studierende der Hochschule Darmstadt am Mediencampus Dieburg und als Digital Marketing Specialist der KOGIT GmbH in Darmstadt tätig. Nach ihrem abgeschlossenen Bachelorstudium im Informationsrecht, widmete sie sich in ihrem weiteren Werdegang der PR und hat ihre Heimat in Innovationsthemen gefunden.

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