Studie: Kommunikationsverantwortliche haben festen Platz im Krisenstab

Knapp neun von zehn der befragten Unternehmen, Behörden und Verbände verfügen über einen Krisenstab (87 %). Gut jede zweite Organisation hat einen Krisenbeauftragten benannt (60 %) und zwei von drei Organisationen führen regelmäßig Krisenübungen durch (66 %). Das sind einige Ergebnisse der Krisenpräventionsumfrage 2023, für die in der Zeit vom 9. März bis zum 5. Juni 2023 116 Fach- und Führungskräfte aus Unternehmen, Behörden und Verbänden in der D-A-CH-Region befragt wurden.

Der Instrumentenkasten der Krisenmanager laut Krisenpräventionsumfrage 2023. (Quelle: Krisennavigator – Institut für Krisenforschung)

Die Studie wird jährlich vom Krisennavigator – Institut für Krisenforschung, ein Spin-Off der Universität Kiel, mit Unterstützung durch die Deutsche Gesellschaft für Krisenmanagement e.V. (DGfKM) als Berufsverband der Krisenmanager durchgeführt. Insbesondere Mitglieder des Berufsverbandes und Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Krisenkommunikationsgipfel 2023 in Köln sowie der Zertifikatslehrgänge zur Krisenkommunikation und zum Business Continuity Management beziehungsweise Notfall- und Krisenmanagement gehörten zu denen, die Auskunft gaben.

Weitere Ergebnisse: In Behörden und Unternehmen musste jeder vierte Krisenfall im Technikumfeld bewältigt werden. Krisenmanager in Verbänden waren dreimal so oft von Medienkrisen betroffen wie ihre Kollegen in Unternehmen. Im Krisenstab sind im Durchschnitt 6,3 Abteilungen vertreten und Kommunikationsverantwortliche haben dort einen festen Platz (93 %).

Krisenstäbe, Krisenhandbücher und Krisenübungen sind Standard

Bei den Krisenursachen beziehungsweise Krisentypen dominierten im Referenzjahr 2022 technikbezogene Krisenfälle (25 %) – beispielsweise Cyberangriffe oder Brände. Mit deutlichem Abstand folgten menschenbezogene Krisenfälle (18 %) wie schwere Unfälle oder Pandemien und medienbezogene Ereignisse (15 %) – also Skandale und Enthüllungen zu Ungunsten der Organisationen. Nur etwa jeder neunte Krisenfall war auf Umweltprobleme (12 %) oder Produktfehler (11 %) zurückzuführen. Mit dem Gesetz in Konflikt gekommen sind drei Prozent der Organisationen. Sie mussten beispielsweise Durchsuchungen ihrer Geschäftsräume oder Verhaftungen von Führungskräften bewältigen.

Knapp neun von zehn der befragten Organisationen verfügten über einen Krisenstab (87 %) und gut jede zweite über einen Krisenbeauftragten (60 %). Zwei von drei Organisationen führten regelmäßig Krisenübungen durch (66 %) und knapp jede zweite Krisenworkshops (41 %). Schulungsfilme (10 %) und eLearning beziehungsweise Apps (21 %) hatten sich dagegen bei den Krisenschulungen noch nicht durchgesetzt. Die Dokumentation der Aufbau- und Ablauforganisation für außergewöhnliche Ereignisse erfolgte in den befragten Organisationen zumeist in Krisenhandbüchern (72 %) und nur vergleichsweise selten in Krisenportalen (16 %).

Krisenmanager erwarten verstärkte Digitalisierung der Krisenbewältigung

Im Krisenstab – als zentralem Instrument der Krisenbewältigung nach der neuen DIN-Norm EN ISO 22361 zum Krisenmanagement – waren im Durchschnitt 6,3 Abteilungen vertreten. Bei der Zusammensetzung der Krisenstäbe hatten die Kommunikationsverantwortlichen (93 %) und die Geschäftsführung beziehungsweise Amtsleitung (89 %) einen festen Platz im Krisenstab. Auf externe Unterstützung wollten nur neun Prozent der befragten Organisationen im Krisenfall verzichten. Im Durchschnitt zogen die Organisationen zwei externe Personen hinzu. Am häufigsten extern hinzugezogen wurden Berater (59 %) und Behördenvertreter (46 %).

Mit Blick auf die zukünftige Entwicklung des Krisenumfelds zeigten sich die befragten Krisenmanager wenig zuversichtlich. Einerseits erwarten sie eine zunehmende Vielfalt (67 %) und Anzahl von Krisenfällen (56 %) – gepaart mit einer höheren Komplexität (66 %) und verstärkten Digitalisierung der Krisenbewältigung (59 %).

Andererseits rechnet nur jeder vierte Befragte im Gegenzug mit mehr Mitarbeitern im Krisenmanagement (27 %) und steigenden Budgetmitteln zur Krisenprävention (24 %). Mehr als die Hälfte erwarten bei der Personal- und Finanzausstattung (63 beziehungsweise 57 %) dagegen eine Stagnation und damit keine Veränderung ihrer Arbeitsbedingungen.

Die Langfassung der Krisenpräventionsumfrage 2023 (14 Seiten) ist in der Reihe "Arbeitspapier Krisennavigator" (ISSN 1610-1855) erschienen. Eine Kurzfassung kann unter diesem Link abgerufen werden.

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Personalien

Menschenrechte sind kein moralisches Add-on

Zum Mai 2025 hat Kristal Davidson die Leitung der Abteilung Kommunikation und die Funktion der Pressesprecherin am Deutschen Institut für Menschenrechte übernommen. (Foto: Barbara Dietl)Wenn Kristal Davidson über ihre neue Rolle spricht, klingt das nicht nach dem üblichen Antrittsinterview. Eher nach Überzeugung. Nach einem klaren Verständnis davon, was Kommunikation leisten muss – gerade jetzt und in diesem Jahr. Seit Mai verantwortet sie die Öffentlichkeitsarbeit am Deutschen Institut für Menschenrechte. Sie will nicht verwalten, sondern gestalten. Und sie bringt das nötige Handwerkszeug mit, um beides zu verbinden: strategische Kommunikation mit Haltung.

Unternehmen

Körber erweitert die Kommunikationsverantwortung in strategische Märkte und setzt auf Technologie

Lena Wouters war gerade sechs Monate in den USA vor Ort, um Marktbedürfnisse besser kennenzulernen und den Grundstein dieser internationalen Struktur zu legen. (Foto: Körber)Wie gelingt es, Strategie nicht nur zu formulieren, sondern in der Praxis umzusetzen und wie können neue Technologien dabei helfen? Lena Wouters verantwortet als Head of Brand & Communications Strategy bei Körber die Strategiearbeit im Team Brand & Communications. Gemeinsam mit der Gesamtteamleitung und drei weiteren Centers of Excellence (PR & PA, Digital Communications und Employer Communications) gestaltet sie mit, wie Kommunikation in einem internationalen Technologiekonzern langfristig und geschäftsunterstützend wirkt.

Verbände

DPRG setzt wieder auf hauptamtliche Geschäftsführung

Sybille Höhne ist die Geschäftsführerin der DPRG (Foto: privat)Organisiert wurde bei der DPRG bisher vieles nebenbei: von engagierten Vorständ:innen, getragen vom Ehrenamt, oft am Rand der Belastbarkeit. Natürlich gab es eine Geschäftsstelle und operative Hilfe, aber jetzt schafft der Verband die Struktur, die er braucht. Ab 1. Juli übernimmt Sybille Höhne die Geschäftsführung. Sie soll professionalisieren, entlasten, weiterentwickeln.

Branche

Wir müssen (endlich) über Strukturen sprechen 

Rund 150 Kommunikator:innen kamen auf den Otto Group Campus in Hamburg, um den Einsatz von KI in Kommunikationsstrukturen und -prozessen zu diskutieren. (Foto: Otto Group)Künstliche Intelligenz ist Realität. Die Frage ist also nicht, ob wir sie einsetzen, sondern wie wir sie wirklich in die Organisation bekommen. Das wird auch auf der diesjährigen CommTech Academy Summer School am 9. Juli in Hamburg deutlich. Zwischen Panels, Präsentationen und Praxisbeispielen aus Unternehmen wie Audi, Panasonic oder der Bundesdruckerei zeigt sich: Die Tools sind da. Der Wille vieler auch. Was fehlt, sind die strukturelle Verankerung und ein realitätsnaher Umgang mit der Lücke zwischen Anspruch und Alltag.

Medien

Andreas Marx ist neuer Chefredakteur der Absatzwirtschaft

Andreas MarxAndreas Marx (Foto © Open Up) übernimmt die Chefredaktion der Absatzwirtschaft in Düsseldorf. Er folgt auf Christa Catharina Müller, die die Chefredaktion zum Jahreswechsel auf eigenen Wunsch abgegeben hat. Marx ist seit 2022 Teil der Redaktion und trieb den Ausbau der Social-Media-Präsenz voran und etablierte datengetriebene Prozesse im redaktionellen Alltag. Davor war er bei Meedia für den Bereich Marken und Marketing verantwortlich und sammelte Agenturerfahrung bei C3 in München, wo er die Social-Media-Content-Produktion für zwei Großkunden verantwortete.

Das PR-Interview

Krisen lassen sich nicht prompten

Was passiert, wenn eine KI auf einen Shitstorm trifft? Kann ein Prompt Vertrauen retten? Und warum ist gerade die beste Technik oft hilflos, wenn niemand Verantwortung übernimmt? Patrick Hacker, Leiter der europaweiten Krisenkommunikation bei Team Farner und stv. Geschäftsführer von komm.passion, erklärt im Interview, was KI heute wirklich leisten kann – und warum kluge Vorbereitung und menschliche Haltung wichtiger sind als jedes Tool.

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Kommunikation in Change-Projekten

Birgit GrassmannViele Transformationsprojekte starten mit einer durchdachten Strategie und versierten Expertinnen und Experten an ihrer Seite – und scheitern dennoch. Nicht an der Technik, nicht am Budget, sondern an den Menschen. Praxis und Studien zeigen immer wieder: Die größte Hürde ist die Akzeptanz. Häufig misslingen Veränderungsprozesse, weil die Mitarbeitenden diese nicht annehmen wollen oder nicht bereit sind, sich darauf einzulassen. Daher gilt: Wer Transformation wirklich will, muss sie nicht nur durchdenken, sondern auch durchsprechen.

Der Sprach-Optimist

Bitte laber Deine Kunden oder Kollegen nicht voll …

Murtaza AkbarJetzt gibt’s Real Talk. Genauso wie Du hat unser Sprach-Optimist Murtaza Akbar (Foto: Agentur Wortwahl) nämlich überhaupt keine Lust mehr darauf, dass Leute ihm mit ihrem Geschwafel die Zeit stehlen. Unvorbereitet, respektlos und nervig findet er das. Klingt hart. Du merkst, er redet dieses Mal richtig Tacheles. Kannst Du das viele Gelabere auch nicht mehr hören?

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„Starke Signale“ ist ein starker Buchtitel

Der innovativste Teil findet sich auf den letzten Buchseiten. (Foto: itscroma / Carl-Auer Verlag / Annett Bergk)Aber, ist es auch ein starkes Buch, was Michel Reimon hier auf 270 Seiten ausbreitet? Nun, das Urteil sollte sich vielleicht entlang der Frage entfalten, was man von einem erfahrenen Politiker als Autor erwarten darf, wenn er sich Themen der systemischen Kommunikation zuwendet, noch dazu in einem Buchverlag wie Carl Auer, der eine starke Qualitäts-Position in psychologischen Themengebieten hat.

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Carolin WrightDie Deutsche Akademie für Public Relations (dapr) hat neu das zweitägige Praxisseminar Unternehmenskultur 5.0 in ihr Weiterbildungsportfolio aufgenommen. Dieses findet erstmalig ab dem 29. September 2025 in Düsseldorf statt. Dozentin Carolin Wright bereitet darin Kommunikations-, HR- und Marketing-Profis auf die Entwicklung einer zeitgemäßen Unternehmenskultur vor.

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Was macht eigentlich ein Junior Consultant bei MSL Germany?

Zara TariqDas Traineeprogramm von MSL war für Zara Tariq der ideale Einstieg in die Kommunikationsbranche. Damit hatte sie zunächst die Möglichkeit, in verschiedene Bereiche der Agentur hineinschnuppern zu können. Schnell war klar, dass sie sich in den Bereichen Healthcare Communications und Brand PR sehr wohl fühlt. So begann im September 2022 ihr Traineeship bei MSL. Wie es weiterging, schildert sie im nachfolgenden Jobprofil.

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Whitepaper

Richtig kommunizieren in der Cyberkrise

Das Cover des Whitepapers Kommunikation in der CyberattackeLaut der Studie PwC Digital Trust Insights 2025 hatten nur fünf Prozent der deutschen Unternehmen in den letzten drei Jahren keinen Fall von Datendiebstahl oder -missbrauch. 83 Prozent der betroffenen Unternehmen erlitten Schäden von bis zu 9,9 Millionen Dollar. Das zeigt, wie entscheidend eine solide Krisenkommunikationsstrategie ist. Doch wie reagiert man richtig auf einen Cyberangriff? Erste Antworten liefert das Whitepaper „Kommunikation in der Cyberkrise“ der Agentur komm.passion / Team Farner.