Kommunikationschaos im Erzbistum Köln: Kardinal Woelki entlässt Pressesprecher

Kleikamp Juergen Erzbistum KoelnDer „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtete es bereits am Abend des 1. Dezember, einen Tag später kam die Bestätigung: Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki trennt sich zum Jahresende von seinem Pressesprecher Jürgen Kleikamp (Foto © Erzbistum Köln) und braucht zum siebten Mal seit 2014 einen neuen Kommunikationschef. Kleikamp hat im März 2022 interimsweise die Aufgabe der Außendarstellung des Erzbistums Köln übernommen, nun ist er in Ungnade gefallen. Mit der Berufung auf „Kirchenkreise“, berichtete die Kölner Zeitung, die stets bestens über die Vorgänge im Erzbistum Köln informiert ist, zunächst über große Unzufriedenheit vieler leitender Kirchenleute mit der Arbeit Kleikamps.

Nach der Demission von Mediendirektor Christoph Hardt zum 28. Februar 2022 nach nur acht Monaten im Amt, ist Jürgen Kleikamp bereits der sechste Kommunikationsverantwortliche im Erzbistum Köln seit Kardinal Woelki im September 2014 Bischof von Köln wurde. Auch er fällt den jetzt den Fliehkräften des Schleudersitzes im Erzbistum Köln zum Opfer – in seinem Fall nach zehn Monaten.

„Es ist Volkssport über Leute herzuziehen“

Nur, er selbst gab am Abend des 1. Dezember auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) noch an, er sei überrascht und wisse bisher nichts von einer Kündigung. Ohne Namen zu nennen, kritisierte er dabei die Bistumsverwaltung uns sagte: „Es ist Volkssport im Generalvikariat, immer über die Leute herzuziehen, ohne mit ihnen selbst zu sprechen.“ Das betreffe nicht nur ihn, sondern auch andere und selbst Erzbischof Woelki: „Meine Zusammenarbeit mit dem Kardinal war höchst angenehm und ist es immer noch.“

Kleikamp hatte die Aufgabe im März zunächst für ein halbes Jahr bis Ende August übernommen – wir berichteten. Nach 45 Jahren journalistischer Arbeit, davon 32 Jahre beim Westdeutschen Rundfunkt, sah er sich für die schwierige Aufgabe im Erzbistum gewappnet. Er solle die Zeit überbrücken, bis im Erzbistum ein neuer Kommunikationsdirektor gefunden sei, hieß es seinerzeit. Der Halbjahresvertrag verlängert sich seit August jeweils um einen Monat, sofern keine Seite kündige, sagte Kleikamp der KNA.

„Inakzeptables, bistumsschädigendes Vorgehen“

Grund für das bevorstehende Ausscheiden Kleikamps sind laut „Kölner Stadtanzeiger“ Beschwerden „der gesamten Bistumsführung“ über „inakzeptables, bistumsschädigendes Vorgehen“ und Kleikamps „eigenmächtiges Vorgehen“. Diese Kritik bezieht sich vor allem auf eine Pressemitteilung, in der einer Verwaltungsmitarbeiterin mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen gedroht wurde, die zuvor in einem Interview geschildert hatte, dass sie bereits 2015 Kardinal Woelki Informationen über Missbrauchsvorwürfe gegen den früheren „Sternsinger-Präsidenten“ Winfried Pilz zugeleitet habe. Insbesondere die Androhung arbeitsrechtlicher Schritte hat laut der Zeitung einhellige Empörung in der Führungsriege des Erzbistums ausgelöst.

Seither ermittelt die Kölner Staatsanwaltschaft erneut gegen Kardinal Woelki, der Verdacht einer strafbaren Falschaussage steht im Raum. Woelki selbst hatte zuvor eine eidesstattliche Versicherung abgegeben, laut der er selbst sich erst Ende Juni 2022 mit den Vorgängen um Winfried Pilz beschäftigt habe.

In einer Sitzung der Hauptabteilungsleiter am 29. November hat es laut „Kölner Stadtanzeiger“ weitere Kritik gegeben. Kardinal Woelki wiederum habe sich in dieser Sitzung auf die Position zurückgezogen, die Pressemitteilung zum Interview mit der Verwaltungsmitarbeiterin sei mit ihm nicht abgestimmt gewesen. Er habe den Text nicht freigegeben. Auch weitere Maßnahmen zur internen und externen Kommunikation seien einsame Entscheidungen Kleikamps gewesen. In dessen Alter von fast 70 Jahren sei zudem nicht davon auszugehen, dass er in der Art seiner Medienarbeit noch zu ändern sei. Die Erklärungen des Kardinals seien von den Anwesenden mit Befremden und Unmut registriert worden, so die Zeitung weiter.

Kleikamp sagte dazu der KNA, er könne nichts über diese Sitzung sagen. Er sei nicht selbst dabei gewesen und habe im Nachhinein auch noch nichts daraus gehört.

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