Autorinnenbeitrag: Employee Experience (EX) und IK – Elixier im Kampf um die besten Köpfe

Der kontinuierliche Wandel der Arbeitswelt, neue Technologien im Sekundentakt und das Selbstverständnis der Arbeitskräfte von morgen verleihen Themen im Verantwortungsbereich der Internen Kommunikation (IK) einen noch nie dagewesenen Aufschwung. Um diesen Schwung mitzunehmen, müssen sich Unternehmen von Top-Down-Konzepten und „Silo-Denken“ verabschieden, um den Fokus auf das Wesentliche legen zu können: den Faktor „Mensch“.

Julia Kaufmann ist Expertin für Employee Experience. Sie beschreibt die Zutaten, die es braucht, damit EX seine volle Wirkung entfalten kann. (© Carolin Bohn)

Das wird nur gelingen, wenn Expertinnen und Experten aus unterschiedlichen Unternehmensbereichen gemeinsam mit Führungskräften unter der Überschrift „Employee Experience“ jenes Werteversprechen erfüllen, das sich Mitarbeitende heutzutage erwarten: eine ideale Erfahrung, digital und zwischenmenschlich, entlang aller Touchpoints im Unternehmen.

Die IK benötigt dafür vor allem eines: aktive Unterstützung seitens der Führungskräfte und interdisziplinäre Projektteams, um EX-Vorhaben im Verbund strategisch und operativ umsetzen zu können.

EX – altes Konzept im neuen Gewand?

Zugegebenermaßen ist es nicht einfach, im Dschungel der neuen Begriffswelten den Überblick zu behalten. Vor allem jenen Konzepten, deren Abkürzung mit einem „X“ endet (Customer Experience, User Experience, Employee Experience), wird nachgesagt, bereits existierenden Strömungen lediglich einen neuen Anstrich zu verpassen.

Auch an EX-Definitionen mangelt es nicht, aber sie haben einen gemeinsamen Nenner: Sie holen die Mitarbeitenden und ihre Bedürfnisse vor den Vorhang, um möglichst viele positive Erlebnisse entlang der Reise im Unternehmen zu schaffen.

Mit dem Aufschwung von EX ist es jedenfalls gelungen, den Erfahrungen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Unternehmen eine noch nie dagewesene Aufmerksamkeit zuteilwerden zu lassen – nicht vergleichbar mit davor vorhandenen Bestrebungen zur Steigerung der Mitarbeitenden-Zufriedenheit: Denn für strategisches EX-Design werden interdisziplinäre Methoden zur Evaluierung, Planung und Optimierung der Mitarbeitenden-Erlebnisse genutzt, um zur Erreichung kritischer Geschäftsziele beizutragen. Weswegen bereits bei der Entwicklung von EX-Designs messbare Ziele im Einklang mit dem Geschäftsmodell definiert werden.

EX-Trendwende in der Internen Kommunikation

Um zu verstehen, warum EX zugleich eine Chance für die IK ist, gilt es einen Blick auf die Gründe für die wachsende Bedeutung von EX zu werfen. Sie ist auf einen essenziellen Paradigmenwechsel in der Arbeitswelt zurückzuführen: Es sind nicht die Mitarbeitenden, die sich dem Unternehmen oder der Organisation anpassen müssen. Es ist die Aufgabe der Unternehmen, sich den Bedürfnissen der Mitarbeitenden anzupassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Dieser Umstand stützt sich auf unzählige Umfragen und Studien zum Arbeitsmarkt:

So weiß man, dass die Millennials, die im Jahre 2025 zirka 75 Prozent aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ausmachen werden, vermehrt Jobs suchen, die unter anderem folgende Kriterien erfüllen:

  1. Die Tätigkeit sollte sich mit der eigenen Weltanschauung und den Wertevorstellungen decken,
  2. sie bevorzugen die Zusammenarbeit mit Führungskräften, die sich als Mentorinnen und Mentoren sowie als Coaches verstehen,
  3. Flexibilität und Autonomie bei der Ausübung ihrer Tätigkeit ist ihnen wichtig und
  4. transparente, partizipative und niederschwellige Kommunikationskultur ist eine unabdingbare Voraussetzung.

Orientiert man sich an diesen Bedürfnissen, hat das Auswirkungen auf allen Ebenen: Die Mitarbeitenden werden zu aktiven Mitgestalterinnen und Mitgestaltern der Unternehmenskultur und folglich auch der Kommunikation. Unternehmen, die die Mitarbeitenden zu aktiven Botschafterinnen und Botschaftern werden lassen, werden definitiv erfolgreicher sein, Fachkräfte zu gewinnen und zu halten.

Erfolgreiches EX-Design benötigt fähige Kommunikatorinnen und Kommunikatoren sowie Führungskräfte

Die letzten Monate und Jahre haben gezeigt, dass die Trendwende hin zu erfolgreichen EX-Designs in Unternehmen nicht einfach durch die Einführung neuer Tools oder Technologien passiert. In der Theorie wissen wir das schon lange, die Praxis hat es jetzt auch belegt: Für erfolgreiche EX-Strategien sind Transformationsprozesse der Unternehmenskultur unabdingbar.

Diese Prozesse leben davon, dass sie von den Führungskräften initiiert und vorgelebt werden. Und es braucht Kommunikatorinnen und Kommunikatoren,

  • die verstehen, wie die Mitarbeitenden ticken,
  • gemeinsam mit den Mitarbeitenden und der Unternehmensführung Konzepte erarbeiten,
  • Mitarbeitende und Führungskräfte befähigt, richtig zu kommunizieren und
  • die richtige Tools und Technologien einführen, um das Kommunikationserlebnis als essenziellen Teil der EX so zu gestalten, dass dieses Freude bereitet, Sinn stiftet und Vertrauen schafft.

Interne Kommunikation, die im Auftrag des Managements an Top-Down-Kommunikation für die Mitarbeitenden festhält, wird durch die zu Beginn des Artikels beschriebenen Veränderungen nach und nach an Bedeutung verlieren. IK hingegen, die sich selbst als Teil eines größeren Ganzen versteht, sich mit Expertinnen und Experten aus anderen Bereichen in Projektgruppen zusammentut und den Mitarbeitenden eine Bühne für ihre Geschichten gibt: Diese Interne Kommunikation ist künftig wichtiger denn je.

Ein Elixier, das wissen wir bereits aus der Geschichte über das unbeugsame Dorf in Gallien, besteht in der Regel aus mehreren Zutaten und kann seine volle Kraft nur entfalten, wenn es auf den richtigen „Nährboden“ fällt. So auch Employee Experience und Interne Kommunikation, die maßgeblich von der Unternehmenskultur und dem Führungsstil abhängig sind.

Über die Autorin: Julia Kaufmann ist Head of Employee Experience bei der ACP Digital Business Applications GmbH, ein Unternehmen der ACP Holding Digital AG in Graz. Sie beschäftigt sich seit über zehn Jahren mit (digitaler) Kommunikation, Employee Experience und Engagement. Gemeinsam mit ihrem Team berät sie Unternehmen bei der Entwicklung von EX-Strategien, um das Engagement der Mitarbeitenden langfristig zu erhöhen, und führt Technologien und Tools ein, um digitale Mitarbeitenden-Erlebnisse zu schaffen, die Freude bereiten.

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