Also, also, wo ist der „alte“ Lauterbach hin?

Gibt es einen oder zwei Karl Lauterbachs? So omnipräsent wie der immer noch frische Gesundheitsminister seit zwei Jahren in den Medien ist. Wobei „frisch“ sicher relativ ist. Es gibt zumindest einen „alten“ und einen „neuen“ Karl Lauterbach, meint unser Sprach-Optimist Murtaza Akbar (Foto). Und er hat einen ganz klaren Favoriten dieser beiden Versionen des medizinischen Politikers oder politischen Mediziners? Dafür hat er sich die Aussagen des heutigen Ministers genauer angesehen, die eine wahrhafte Metamorphose deutlich machen. Und er hat herausgefunden, was das Füllwort von Lauterbach schlechthin ist, wenn er sich so gar nicht wohlfühlt bei seinen Aussagen. Kennen Sie es auch? 

Von Murtaza Akbar, Neu-Isenburg

Ich gebe es hiermit öffentlich zu, ich war #TeamLauterbach, auf Twitter und überall. Ja, den Karl Lauterbach vor seiner Berufung zum Gesundheitsminister fand ich klar. Oft besserwisserisch, manchmal anstrengend, in Talkshows (zu) omnipräsent, aber er wollte immer, dass wir möglichst gesund bleiben. Das ist ja gut. Und jetzt? Sagt er: „Die Aufgabe ist viel härter, als ich mir das vorgestellt hatte. Zeitlich, aber auch was die Komplexität der Anforderungen angeht. Ich arbeite von morgens früh bis spät in die Nacht hinein. Es ist eine Belastung, wie ich sie mir in dem Umfang nicht vorgestellt habe.“

Was soll Jens Spahn dazu sagen? Wobei, hat der auch so viel gearbeitet? Also, nein den Gesundheitsminister Lauterbach finde ich jetzt (leider) nicht mehr so toll. Ich hab dafür auch Beweise. Natürlich. Seine Aussagen und Tweets sind ein Zeugnis seines „Change-Prozesses“, den er jetzt so begründet: „Ich bin seit 17 Jahren Berufspolitiker. Und deshalb weiß ich, dass zum Wesen der Politik der Kompromiss gehört.“ Lieber Karl Lauterbach, aber Konsens statt (fauler) Kompromisse wäre viel, viel besser – für Sie und für uns. Zwei Worte, die viele häufig als Synonyme verwenden, aber doch so unterschiedlich sind. 

Wissen Sie auch, wann der aktuelle Gesundheitsminister trotz klarer Sprache ins Lavieren kommt? Wenn er „also“, sagt. Und das kann bei ihm in einem Interview schon 15 bis 20 Mal vorkommen. Kein Scherz. Hat ihm das eigentlich noch niemand gesagt? Das war auch hier so: „Also, es ist durchaus möglich, dass wir eine hochansteckende Omikron-Variante bekommen, die so tödlich wie Delta ist. Das wäre eine absolute Killervariante." Nein, das ist keine gute Wortwahl. Gar nicht. Das hatten wir doch schon vor zwei Jahren, als Politiker vor allem im Ausland vom Krieg gegen das Virus sprachen oder dem chinesischen Killervirus. Lauterbach hantiert auch mit Angst in seinen Aussagen, aber normalerweise gemäßigt. Das ist ihm bei der „Killervariante“ komplett entglitten. Er hat den Begriff – nach massivem Gegenwind – auch nicht mehr verwendet.

Weitere komische Entwicklungen? Bitte sehr. Anfang November twitterte Lauterbach: „Jetzt droht Coronapolitik zur Parteipolitik zu verkommen. Das ist gefährlich und unwürdig. Die einzige Maßnahme, die jetzt viel verändern würde, ist 2G mit Kontrollen und Kontrollen der Kontrollen. Bei Verstoß Sanktionen.“ Oder, ich wage es gar nicht zu zitieren, Ende November meinte er noch: „Es wäre falsch, auf eine Impfpflicht zu verzichten, nur um Querdenker milde zu stimmen. Es zählt die Gesundheit der Bevölkerung. Wir haben schon oft falsche Rücksicht auf die kleine Gruppe derer genommen, die selbstgerecht die Gesundheit anderer gefährden.“

Puh! Und gut vier Monate später sitzt er in der Talkshow von Markus Lanz (wo sonst?) und kippt im Fernsehen (!) seinen eigenen Erlass, dass eine Isolation im Falle einer Corona-Infektion nur noch freiwillig sei. Dass dieser Plan vom „alten“ Karl Lauterbach, sagen wir, also, nicht mal im Entfernesten, also, vorstellbar gewesen wäre, ist selbstredend. Welch Metamorphose von Karl Lauterbach inhaltlich und kommunikativ in so kurzer Zeit. Er hat den Plan zurückgenommen. Immerhin. Und hinterher getwittert: „Die Beendigung der Anordnung der Isolation nach Coronainfektion durch die Gesundheitsämter zugunsten von Freiwilligkeit wäre falsch und wird nicht kommen. Hier habe ich einen Fehler gemacht. Das entlastet zwar die Gesundheitsämter. Aber das Signal ist falsch und schädlich.“

Also, Karl Lauterbach hat es wahrhaft nicht leicht. Ich frage mich oft, wie schafft er das alles, wann schläft er, hat er auch mal Pause? Oder gibt es ihn zwei Mal? Respekt für solch eine Arbeitsleistung. Dennoch wünsche ich mir den klaren Karl zurück – der einen guten Konsens (!) findet zwischen Mahnen, Warnen und Lockern. Was meinen Sie?

Der Autor Murtaza Akbar ist Geschäftsführer von Wortwahl – Agentur für Unternehmens- und Onlinekommunikation in Neu-Isenburg. Der gebürtige Frankfurter mit pakistanischen Wurzeln ist zudem Dozent an der Hochschule Darmstadt im Studiengang Onlinekommunikation sowie Speaker, Trainer und Coach zum Thema Sprache und (Kunden-)Kommunikation – hier geht’s zu seiner Speaker-Broschüre. Zu erreichen ist Murtaza Akbar per E-Mail beziehungsweise via TwitterInstagram und Facebook.

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