Studie: Nur rund zwölf Prozent haben Verständnis für Querdenker

Nur eine Minderheit von zwölf Prozent der deutschen Internetnutzerinnen und -nutzer hat Verständnis für die so genannten Querdenker, rund drei Viertel stehen der Protestbewegung eher ablehnend gegenüber. Das zeigt eine repräsentative Online-Befragung der Universität Hohenheim in Stuttgart aus dem Frühjahr 2021 unter etwas mehr als 2.000 Internet-Usern. Diejenigen, die mit den Querdenkern sympathisieren, ordnen sich stärker dem rechten politischen Spektrum zu und halten das deutsche gesellschaftliche und politische System für ungerecht. Zudem glauben sie, wenig politischen Einfluss ausüben zu können, haben geringes Vertrauen in Politik, Journalismus und Wissenschaft, und sie sehen ihre wirtschaftliche Zukunft bedroht. Sie informieren sich stärker in sozialen Medien als andere Internetnutzer.

Die Grafik zeigt, dass Fehlinformationen über das Coronavirus bei Querdenker-Sympathisanten eher auf Akzeptanz stoßen. (Skala: 1 = „trifft sicher nicht zu" bis 5 = „trifft sicher zu") (© Universität Hohenheim, Universität Erfurt, Tilman Klawier und Fabian Prochazka)

Viele Menschen, die die Corona-Maßnahmen kritisieren, sammeln sich in so genannten „Querdenker“-Gruppen. Sie fühlen sich in ihrer Freiheit eingeschränkt und protestieren bundesweit gegen die ergriffenen Mittel zur Eindämmung der Pandemie. Dabei fordern sie nicht nur die sofortige Aufhebung sämtlicher Maßnahmen, sondern kritisieren auch das politische System an sich.

Wer sind die Menschen, die mit diesen Gruppen sympathisieren, und was sind ihre Einstellungen und Überzeugungen? Mit dieser Frage haben sich Tilman Klawier und Fabian Prochazka an der Universität Hohenheim beschäftigt. Herausgekommen ist eine Studie, die die politischen und gesellschaftlichen Einstellungen von Sympathisantinnen und Sympathisanten der „Querdenker“-Bewegung erfasst.

Pessimistische Sicht der wirtschaftlichen Situation, systemkritisch und orientierungslos

Insgesamt gehören zu denjenigen, die mit den Querdenkern sympathisieren, ähnlich viele Männer wie Frauen. Auch hinsichtlich des Alters gibt es kaum Unterschiede zum Durchschnitt der Bevölkerung. „Unter ihnen finden wir überproportional viele Menschen, die sowohl ihre eigene als auch die wirtschaftliche Zukunft Deutschland eher pessimistisch sehen“, fasst Tilman Klawier ein Ergebnis der Studie zusammen. „So gehen 40 Prozent davon aus, dass sich ihre wirtschaftliche Situation verschlechtern werde. Bei allen Befragten sind dies nur 28 Prozent.“

Die Forscher interessierten sich auch dafür, inwiefern die Menschen die deutsche Politik und Gesellschaft als gerecht empfinden und wie groß das Gefühl der Orientierungslosigkeit und Undurchschaubarkeit gesellschaftlicher Entwicklungen bei den Befragten ist. Im Durchschnitt sehen alle Befragten das politische und gesellschaftliche System eher kritisch, bei den Querdenker-Sympathisanten ist diese Einstellung allerdings besonders ausgeprägt. Dazu kommt bei ihnen noch ein etwas stärkeres Gefühl der Orientierungslosigkeit.

„Vertrauen in Politikerinnen und Politiker besonders niedrig“

„So hat es uns auch nicht überrascht, dass diese Menschen tendenziell weniger Vertrauen in Wissenschaft, Politik und Journalismus haben,“ sagt Dr. Fabian Prochazka, der vor Kurzem auf eine Juniorprofessur an die Universität Erfurt gewechselt ist. „Wobei das Vertrauen in Politikerinnen und Politiker besonders niedrig ist. Querdenker-Sympathisantinnen und -Sympathisanten glauben zwar häufiger, politische Prozesse zu verstehen, aber sie sehen sich weniger in der Lage, auch Einfluss zu nehmen.“

Menschen, die mit Querdenkern sympathisieren, ordnen sich selbst deutlich häufiger rechts der politischen Mitte ein als die Gesamtheit der befragten Internetnutzer. Dagegen ist der linke Rand des politischen Spektrums unter den Querdenker-Sympathisanten etwas geringer ausgeprägt. Das spiegelt sich auch im Wahlverhalten wider: AfD-Wähler und -Wählerinnen sind unter ihnen am stärksten vertreten, während Wählerinnen und Wähler der Unionsparteien, der SPD und der Grünen unterrepräsentiert sind. „Interessant für uns war aber auch, dass sich fast jede vierte Person, die mit den Querdenkern sympathisiert, nicht im Links-Rechts-Spektrum einordnen kann oder will“, sagt Tilman Klawier.

Die Sicht der Querdenker-Sympathisanten auf Corona

Querdenker-Sympathisanten sind deutlich weniger bereit sich gegen Covid-19 impfen zu lassen. Umgekehrt lehnen aber auch nicht alle Menschen, die Verständnis für die Querdenker zeigen, eine Impfung ab. Immerhin 15 Prozent von ihnen hatten Anfang 2021 eine hohe Impfbereitschaft, weitere 14 Prozent waren unentschlossen. Ebenso äußern nicht alle Personen mit mangelnder Impfbereitschaft auch Verständnis für die Querdenker.

Besonders ausgeprägt bei den Sympathisanten von Querdenkern im Vergleich zu allen Internet-Nutzern ist die Überzeugung, dass Corona nicht schlimmer als eine Grippe und Mund-Nasen-Masken schädlich für die Menschen seien. Aussagen wie „Mit der Corona-Impfung sollen den Menschen Mikrochips implantiert werden“ und „5G-Masten verbreiten das Coronavirus“ finden aber auch bei ihnen wenig Zustimmung. Allerdings ist unter Querdenker-Sympathisanten der Glaube an übernatürliche Kräfte und spirituelle Erfahrungen etwas stärker ausgeprägt als im Mittel bei allen Befragten.

Die Rolle der Medien

Querdenker-Sympathisanten nutzen seltener Fernsehn, Zeitungen und Nachrichtenwebsites als alle befragten Internetnutzer. Über das politische Geschehen informieren sie sich hingegen häufiger in den sozialen Medien. Insbesondere der Instant-Messaging-Dienst Telegram dient hier als Nachrichtenkanal. Andere Medienangebote, die während der Corona-Pandemie kritisch über die Schutzmaßnahmen der Regierung berichteten, sind unter Querdenker-Sympathisanten im Vergleich zur Gesamtbevölkerung zwar deutlich bekannter, aber der Anteil der Nutzer ist dennoch relativ gering. Ebenso folgt in den sozialen Medien nur eine Minderheit Personen, die öffentlich fundamentale Kritik an den Corona-Schutzmaßnahmen der Bundesregierung üben.

Weitere Informationen: Unter diesem Link können Interessenten die Ergebnisse der repräsentativen Befragung von Tilman Klawier und Fabian Prochazka herunterladen.

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