Studie zur internen Kommunikation: Keeping up the spirit – aber wie?

Spätestens seit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie ist die interne Kommunikation gefordert, neue Konzepte für die Ansprache von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in virtuellen beziehungsweise hybriden Arbeitswelten zu entwickeln. Ein Forschungsteam der Universität Wien hat in Kooperation mit der Akademischen Gesellschaft für Unternehmensführung & Kommunikation in Leipzig die Herausforderungen und Ziele der internen Kommunikation in einer immer stärker virtuell geprägten Arbeitswelt untersucht. Die Ergebnisse zeigen: Die hybride Arbeitswelt verlangt nach authentischer, transparenter und emotionaler interner Kommunikation. Dabei ist zielgruppengerechte, integrative Kommunikation wichtiger denn je, um alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gleichermaßen abzuholen.

Professorin Sabine Einwiller von der Universität Wien war maßgeblich an der Leitung des Forschungsprojekts „Keeping up the spirit“ beteiligt.

„Durch den eingeschränkten persönlichen Kontakt bei virtueller Zusammenarbeit wird es schwieriger, Mitarbeitende zu binden und zu motivieren“, erklärt Sabine Einwiller, Professorin für Public Relations-Forschung an der Universität Wien. „Kreativität und neue Ansätze sind gefragt, um alle anzusprechen und einzubeziehen – sowohl Mitarbeitende vor Ort als auch virtuell Arbeitende.“

Ein Forschungsteam der Universität Wien hat die Herausforderungen der internen Kommunikation, Lösungsansätze und Erfahrungen in einer immer stärker virtuell geprägten Arbeitswelt analysiert. Dazu wurden Interviews mit 60 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern sowie 16 Kommunikationsexpertinnen und -experten sowie eine Onlinebefragung von 1.000 Arbeitnehmern durchgeführt.

Ein zentrales Ergebnis der Studie ist, dass die virtuelle Arbeitswelt die Förderung von emotionaler Bindung, Engagement, Beteiligung und Zusammenhalt zwischen den Mitarbeitern erschwert. Um diese Ziele der internen Kommunikation zu erreichen, ist es entscheidend, authentisch, transparent und emotional zu kommunizieren. Hierbei sind vor allem auch die Führungskräfte und das Topmanagement des Unternehmens gefragt.

„Virtuell Arbeitende sind zufriedener mit der Kommunikation des Unternehmens als Mitarbeitende ohne Computerarbeitsplatz. Das zeigt: Es braucht neue Ideen, um die Gefahr einer Zweiklassengesellschaft zu minimieren, sodass die Mitarbeitenden ohne Computerarbeitsplatz ebenso gut in die Kommunikation integriert sind“, erläutert Julia Stranzl, Leiterin des Forschungsprojekts an der Universität Wien. Die interne Kommunikation muss dazu beitragen, eine integrative Kultur zu schaffen, in der sich alle Mitarbeitenden gleichermaßen wertgeschätzt und einbezogen fühlen.

Die Ergebnisse im Überblick:

  • Herausforderungen in einer zunehmend virtuellen Arbeitswelt: Die interne Kommunikation muss neue Formate entwickeln, die Mitarbeiter vor Ort als auch virtuell tätige Arbeitnehmer gleichermaßen ansprechen und integrieren. Dafür ist es notwendig, ein offenes Ohr für die Anliegen und Wünsche der Mitarbeiter zu haben.
  • Verbundenheit trotz Distanz: Unternehmensrelevante Informationen wie Ziele, Werte und zukünftige Entwicklungen zu kommunizieren, kann die Verbundenheit der Mitarbeiter mit dem Arbeitgeber stärken. Ebenso tragen wertschätzende Botschaften und das Angebot diverser Unterstützungsmaßnahmen dazu bei.
  • Führungskräfte in der Pflicht: Um das Engagement der Mitarbeiter in einer hybriden Arbeitswelt aufrechtzuerhalten und zu fördern, kommt den Führungskräften eine besondere Bedeutung zu. Für sie gilt, transparent und wertschätzend zu kommunizieren sowie Tipps und Tricks an die Mitarbeiter zu vermitteln.
  • Zusammenhalt durch eine starke „Wir-Kommunikation“: Community-Building benötigt vor allem emotionale beziehungsorientierte Kommunikation. Dazu gehören wertschätzende Botschaften, in denen das „Wir“ im Fokus steht. Kulturelle und regionale Unterschiede müssen dabei berücksichtigt werden.
  • Risiken erkennen und minimieren: Eine virtuelle Arbeitswelt schafft mehr Flexibilität, kann jedoch zu einer „Always on“-Mentalität führen und sogenannten Technostress auslösen, der den empfundenen Arbeitsstress erhöht. Ein weiteres Risiko besteht in einer Zweiklassengesellschaft, bei der die Mitarbeiter ohne Computerarbeitsplatz weniger gut in die Kommunikation integriert sind und sich weniger wertgeschätzt fühlen.
  • Zukünftiges Arbeiten wird von virtueller Zusammenarbeit geprägt sein. Daher werden die Lessons Learned während der Covid-19-Pandemie auch in Zukunft wichtig sein. Zum Beispiel sollte die interne Kommunikation ihre Rolle als strategischer Partner für das Management und HR wahrnehmen. Die hybride Arbeitswelt erfordert eine noch engere Zusammenarbeit – unter anderem mit HR. Interne Kommunikatorinnen und Kommunikatoren können Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Führungskräften (technisches und soziales) Know-how vermitteln und sie dazu befähigen, in einer zunehmend virtuellen Arbeitswelt erfolgreich zu kommunizieren und zusammenzuarbeiten.

CommInsights 13 Keeping up the spiritAlle Ergebnisse können in der aktuellen Ausgabe der „Communication Insights“ unter dem Titel „Keeping up the spirit“ nachgelesen werden. Zudem kommen Expertinnen und Experten aus Unternehmen zu Wort, die ihre Erfahrungen mit der Virtualisierung der internen Kommunikation teilen.

Die Studie steht hier auf der Website der Akademischen Gesellschaft zum kostenlosen Download bereit.

Hintergrund zur Studie

Das Forschungsprojekt „Keeping up the spirit“ wurde 2020/2021 unter Leitung von Professorin Sabine Einwiller und Julia Stranzl an der Universität Wien durchgeführt. Es vertieft die Ergebnisse des Communications Trend Radar 2021 – speziell den Trend Virtual Corporate Communications. Der Communications Trend Radar identifiziert jedes Jahr die wichtigsten Trends aus Management, Technologie und Gesellschaft, die für Unternehmen und deren Kommunikation relevant werden.

Seitennavigation

Agenturen

Milk & Honey PR setzt mit „NU“ KI-Roadmap um

Sanjiv Winayak und Manuel HüttlDie in München ansässige Agentur Milk & Honey PR gründet ihre eigene newTech-Abteilung: „NU“. Die neue Division baut ihr Service-Portfolio mit externem Fachwissen aus, um den Einsatz hybrider Mensch-KI-Technologien in der Kommunikationsbranche zu unterstützen und für Kunden zugänglich zu machen. NU wird von Sanjiv Winayak als Head of AI geleitet. Er berichtet an Manuel Hüttl, CEO Deutschland von Milk & Honey.

Unternehmen

Zwei deutsche Unternehmen unter den Top 100

Deckblatt des PwC Global Top 100 RankingNach einem schwierigen Jahr 2023 haben die 100 wertvollsten Unternehmen der Welt laut dem jährlichen „Global Top 100“-Ranking von PwC wieder ein neues Allzeithoch erreicht. Mit einer Gesamtmarktkapitalisierung von 39,9 Billionen US-Dollar zum 31. März 2024 übertrafen sie ihren bisherigen Spitzenwert aus dem Jahr 2022 von 35 Billionen US-Dollar. Deutschland landet im Länderranking auf Platz 13.

Verbände

Kommunikationsverbände starten Initiative für Demokratie

Alexandra Groß, Nils Haupt und Regine KreitzDie deutschen Kommunikationsverbände DPRG, BdKom und GPRA starten die Initiative „Kommunikation stärkt Demokratie“. Gemeinsam planen die Organisationen, die rund 10.000 Kommunikationsprofis vertreten, vielfältige Aktivitäten zur Stärkung von Meinungsfreiheit und Demokratie in Deutschland. Anlass ist das 75-jährige Jubiläum der Verabschiedung des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland am 23. Mai 2024.

Branche

PR-Agenturbranche wächst um 4,8 Prozent

SäulendiagrammDie PR-Agenturbranche hat sich in dem für sie schwierigen Jahr 2023 gut behauptet. Trotz einer Abnahme der Gesamtwirtschaftsleistung in Deutschland um 0,3 Prozent konnten die Agenturen mit PR-DNA bei ihren PR-Honorarumsätzen eine Steigerung um 4,8 Prozent erzielen. Auch die Zahl der PR-Professionals in den Agenturen stieg um 3,2 Prozent. Das ermittelte das Pfeffer-PR-Journal-Ranking 2024, an dem 82 Agenturen teilnahmen, die ihre Zahlen für 2023 mit einem Testat belegt haben.

Das PR-Interview

KI-Pionierarbeit bei Bosch seit 2017

Michael SchmidtkeMichael Schmidtke ist VP Content Flow and Digital Channels bei Bosch. Beim Webinar der AG CommTech vom 23. April gab er einen tiefen Einblick in sieben Jahre Nutzung von KI in der Unternehmenskommunikation von Bosch. Im Vorgriff auf den nächsten „CommTech Newsletter“, der am 8. Mai erscheint, veröffentlicht das PR-JOURNAL ein Interview mit Michael Schmidtke, das mit Hilfe von KI-Tools auf Basis der Aussagen Schmidtkes im Webinar erstellt wurde.

Autoren-Beiträge

Anforderungen an Führungskräfte sind stark gestiegen

Georg KolbFrüher ging es vor allem darum, bestehende Prozesse zu optimieren und gelegentlich eine einmalige große Veränderung zu kommunizieren. Heute geht es um kontinuierliche Anpassung an immer schnellere, oft unvorhersehbare Veränderungen. Selbst während eine Organisation noch gut funktioniert, müssen bereits neue Wege gefunden werden, um Schritt zu halten. Für Führungskräfte fühlt sich das oft wie ein Dilemma an.

Rezensionen

Ein Buch für Kommunikationsstrategen

Buchcover Wirtschaft als KommunikationWie Unternehmen und Wirtschaft öffentlich werden, das war einmal in einem relativ einfachen Managementprozess organisierbar. Wissen bereitstellen, im Wesentlichen über Produkte und Dienstleistungen. Und dieses Wissen dann in einseitigen Informations-Prozessen an die relevanten Stakeholder verbreiten. Aber, das war einmal. Wirtschaft 1.0 könnte man das nennen. Heute hat sich dies grundlegend verschoben …

Kommentare

Brillante Ideen funkeln in düsteren Zeiten umso heller

Fünf Anmerkungen zu den Eurobest PR Awards 2023

Einen positiven Grundeindruck bei den Eurobest Awards 2023 hinterließ bereits die beeindruckende Zahl von über 160 Einreichungen bei PR – weit mehr als in einigen anderen Kategorien. Die Bedeutung von PR wird demnach mehr denn je als sehr hoch eingeschätzt. Selbst wenn die Beiträge bei Ausrichtung und Qualität extrem divers waren, habe ich als Juror einige Gesamteindrücke aus London mitgenommen:

Studien

Nachholbedarf bei Strategie, Governance und Trainings

Cover der StudienbroschüreGenerative KI gewinnt an Relevanz in deutschen Unternehmen: Mehr als die Hälfte der Firmen (53 %) plant ihre Investitionstätigkeiten deutlich auszubauen. Mehr als jedes zweite dieser Unternehmen will die Investitionen sogar um 40 Prozent oder mehr steigern. Das sind erste Ergebnisse der Studie „Generative KI in der deutschen Wirtschaft“, für die KPMG in Deutschland im März 2024 über 280 Entscheider aus der deutschen Wirtschaft befragt hat.

Aus- und Weiterbildung

DVFA Akademie startet ESRS Seminar

ESRS SeminarUm Unternehmen bei der Umsetzung der neuen European Sustainability Reporting Standards (ESRS) zu unterstützen, haben sich die vier Organisationen DVFA Akademie, DIRK – Deutscher Investor Relations Verband, Sustainserv und Bassen & Lopatta zusammengeschlossen, um ein Intensivseminar zum Thema ESRS anzubieten.

Macht der Bilder

SORA Dich nicht!

Schon wieder droht eine ganze Branche im KI-Schlund zu verschwinden: erst waren es die Texter und Kreativen, jetzt sind es die Filmemacher. In der Tat: Was Open AI mit SORA auf unsere Wirklichkeit losgelassen hat, erscheint auf den ersten Blick atemberaubend. Zweifelsohne ist SORA ein Text-zu-Video-Tool der nächsten Generation. Aber erst die Kombination aus Technologie und der Marktmacht von OpenAI / Microsoft macht SORA zu einem Werkzeug, dass unsere Wirklichkeit beeinflussen wird. Aber schauen wir doch erstmal genauer hin...

Agile Denkpause

Wie Unternehmen das Vertrauen ihrer Kunden verspielen

Schriftzug Trust in Scrabble-BuchstabenVor rund vier Wochen piepte unsere Spülmaschine Alarm. Wir riefen den Fachmann. Er kam, prüfte und erklärte: „Die Pumpe ist defekt.“ Unsere Alternativen: 680 Euro, um das Teil auszutauschen oder ein neues Gerät. Eine unerwartete News, erst vier Jahre zuvor hatten wir die Miele-Maschine angeschafft und vermeintlich bewusst auf Qualität gesetzt.

Jobprofile

Was macht eigentlich ein Account Executive bei der Agentur Edelman Germany?

„Als ich bei Edelman eine Ausschreibung sah, die meine beruflichen Leidenschaften – Gesundheit und Kommunikation – vereint, war es wie ein ‚perfect match‘,“ erklärt Stella Henn heute. Bereits seit November 2022 ist sie bei Edelman Germany und beschäftigt sich mit Healthcare-PR und der Umsetzung von Multi-Channel Kommunikations-Strategien und -Kampagnen sowie deren Umsetzung. Nachfolgend stellt sie im Interview ihre Aufgaben und ihren Arbeitgeber vor.

Preise und Awards

Klar gegen Rechtsextremismus

Logos des Thought Leadership Awards und der Deutschen BahnDer Thought Leadership Award 2024 geht an das Kommunikations-Team der Deutschen Bahn AG, Berlin. Die Auszeichnung, die gemeinsam von dem Media Intelligence Unternehmen Unicepta, Köln, und der Deutschen Public Relations Gesellschaft (DPRG), Berlin, vergeben wird, würdigt die klare Positionierung des Unternehmens gegen den erstarkenden Rechtsextremismus.

Whitepaper

Erfolg der Kommunikation stichhaltig nachweisen

In der Unternehmenswelt stehen Kommunikatorinnen und Kommunikatoren oft vor der Herausforderung, ihre Erfolge anhand von Kennzahlen wie Reichweite, Tonalität oder Share of Voice zu messen. Diese Metriken sind in der Kommunikationsbranche gängig und bieten Einblicke in die Wirksamkeit von PR- und Marketingkampagnen. Allerdings entsprechen diese Metriken nicht unbedingt den Anforderungen des Managements, das primär an betriebswirtschaftlichen Kennzahlen wie Umsatz, Gewinn und Unternehmenswert interessiert ist. Diese Diskrepanz kann zu Missverständnissen führen und die Anerkennung der Kommunikationsarbeit durch das Management beeinträchtigen.