Kommentare Wie verliert man eine Wahl?

Kommentar zur politischen Diskussion
Krisen steuert man nicht, indem man versucht, die Disukssion zu unterdrücken. Damit erreicht man in den seltensten Fällen, nicht die Aufmerksamkeit der Medien zu erlangen. Im Allgemeinen erreicht man jedoch das Gegenteil und verstärkt den Effekt. Es ist gut und richtig, dass die Führung der Jungen Union die Intiative ergreift, um das schlechte Ergebnis der CDU/CSU bei der Bundestagswahl diskutieren zu wollen. Zwar gab es angeblich am Wahlabend auf allen Seiten nur Sieger, keine Verlierer, aber Probleme werden nicht dadurch gelöst, dass man sie totschweigt oder schönredet.
Einer der großen Punkte, dem die CDU/CSU das Wahldebakel verdankt, lief auf jeden Fall im Bereich der Kommunikation.

Wer sich die widersprüchlichen Aussagen der CDU-CSU-Führung anschaut kommt sicherlich zu dem Schluss, dass es nicht so sehr die Kommunikation der SPD war, die nun wirklich genügend Angriffsfläche mit nicht eingehaltenen (Wahl-)Versprechen bot, sondern die bemerkenswerte Fähigkeit innerhalb der CDU/CSU selbst, sich bei jeder Gelegenheit uneins zu zeigen, unabgestimmt zu kommunizieren und sich somit selbst ins Bein zu schiessen. Wer zu viel mehr oder weniger widersprüchliche Informationen und nicht koordinierte Standpunkte und Kommentare auf die Medienlandschaft loslässt, den sollte dies nicht verwundern.

Die CDU/CSU darf froh sein, dass sie eine politische Partei und nicht ein Unternehmen ist und sich dem Wähler stellen muss und nicht dem Aktionär, denn die Strafe an der Börse wäre schon seit langem härter ausgefallen. Es sollte doch die Tat sein die Kommunikation erzeugt, und nicht zuviel Papierkorb-Kommunikation (meist schöne Form, aber wenig Inhalt) und widersprüchliche Medienpräsenz. Auf jeden Fall gilt: In Wirtschaft und Politik bedarf es einer klaren Linie betreffend Strategie und Kommunikation und einer starken Hand, die diese durchsetzt. Das ist bis jetzt geradezu blendend versäumt worden.

Frau Merkel sieht sich mit einer Mannschaft konfrontiert, die nicht erst seit dem Wahlergebnis  an ihrem Stuhl und ihrer Glaubwürdigkeit sägt, indem sie in aller Öffentlichkeit zum Beispiel ihre Richtlinienkompetenz anzweifelt. Sie wird nun Kanzlerin. Dies gilt es auch innerhalb der CDU/CSU geschlossen zu akzeptieren. Man kann nur hoffen und es Frau Merkel wünschen, dass sie die starke Hand, die Deutschland und Ihre Mitstreiter in der Partei benötigen, entwickelt, und dass diese Köpfe, die dem aufmerksamen Leser und der Presse bestens bekannt sind, sich der Verantwortung gegenüber den Wählern erneut bewußt werden. Parteiintern und parteiübergreifend gilt: nur ein starkes faires Miteinander in der politischen Zusammenarbeit und in der Kommunikation führen zu Glaubwürdigkeit und Erfolg.

Bernd Oliver Bühler, Paris

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