Kommentare Kerlikowskys Kommentar über... volkswirtschaftliche Begründungen von Entlassungen

Guten Tag! Es ist eine positive Nachricht, wenn immer mehr Arbeitsplätze in der Industrie verloren gehen, geschieht es doch, weil sich eine Volkswirtschaft gesund entwickelt und nicht kränkelt. Das schreibt The Economist (London 01.520.11).

Die Meinung entspringt nicht einem britischen Zynismus und hat nichts mit der Wiederentdeckung des Manchestertums zu tun, sondern Erkenntnissen des Forschungsinstituts des Verlages. An den Vereinigten Staaten wird der Beweis geführt. Weniger als 10 Prozent der Arbeitnehmer sind dort in der Industrie beschäftigt; die Industrieproduktion nimmt dennoch um 4 Prozent zu, und die Gesamtwirtschaft boomt. So ist trotz des Abbaus von Arbeitsplätzen in der Industrie die Arbeitslosigkeit gering. Industrieländer wie Großbritannien und Japan verzeichnen eine ähnliche Entwicklung. Deutschland und Italien allerdings hinken hinterher.

Deutschland vollzieht den Wandel nicht so schnell wie andere Länder. Zwar waren 1970 noch 40 Prozent der Arbeitnehmer in der Industrie beschäftigt und gegenwärtig nicht einmal 25 Prozent; doch die Politik, die Industrieverbände, die Gewerkschaften und (leider) auch Journalisten beklagen in scharfen oder – noch schlimmer – in weinerlichen Worten, wenn ein Industriebetrieb zumacht oder Arbeitsplätze abbaut, als wenn dadurch alles zusammenbrechen würde.

In Berlin ist es in diesen Tagen täglich in den lokalen Radio- wie Fernsehnachrichten zu hören und zu sehen und in den Zeitungen zu lesen, daß Manager des koreanischen Konzerns Samsung 750 Mitarbeiter entlassen. Der Zorn entlädt sich durch den Hinweis, daß der Konzern 1992 bei der Übernahme eines abgewirtschafteten DDR-Industriebetriebes 28,3 Millionen Euro Subventionen erhalten habe, um eine Fernseh-Röhrenproduktion aufzubauen. Die rechnet sich nicht mehr; denn einerseits ist der Absatz von Fernsehröhren durch den Verkaufserfolg der Flachbildschirme, die alle in Asien gefertigt werden, drastisch zurückgegangen; darüber haben die Verbraucher entschieden. Andererseits sind die Kosten einer Röhrenproduktion bei sinkender Nachfrage zu hoch. Samsung verlagert deshalb die Produktion nach Polen.

Das ist betriebswirtschaftlich richtig. Volkswirtschaftlich falsch, so zeigt das Beispiel, ist es, Subventionen zur Schaffung von Arbeitsplätzen in der Industrie zu zahlen; denn die können, so zeigt die Erfahrung vor allem in den neuen Bundesländern, nicht längerfristig kalkuliert werden. Der Wandel der Wirtschaft wird durch Subventionen nur vorübergehend aufgehalten und belastet die Steuerzahler völlig sinnlos. Daß wir in Deutschland den Wandel von der Industrie- zur zur Dienstleistungsgesellschaft akzeptieren, das wünscht uns allen Ihr

Dr. Horst Kerlikowsky
Berlin, den 7. Oktober 2005

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P.S. Sie finden in dieser Ausgabe unter anderem folgende Themen:

Polen: Die Kommunisten haben durch die Wahl die Macht verloren. In Ostdeutschland werden sie von einem großen Teil der Bevölkerung weiter gewählt
Rußland: Abramovitch, reichster Oligarch mit Londoner Wohnsitz, hat für einen Aktienverkauf an Gazprom über 12 Millionen $ erhalten. Putin deckt ihn anscheinend
Benzinpreise: In Erdöl-Förderländern wie den Vereinigten Arabischen Emiraten oder Indonesien steigen Benzinpreise stark, obwohl die Staaten mehr für Ölexporte erhalten.
Irak-Krieg: Deutsche Unternehmen verkaufen den USA immer mehr Waffenteile und Ausrüstungen. Ohne ausländische Partner ist die Rüstungsindustrie der USA verloren.

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