Kommentare Schebens Kolumne Salz: Vorbei an Kukis und Mikis

schebenmathias-2010„Irgendwas mit Medien machen“ wollen eh zu viele, und mancher Eingang zur Karriere in Agenturen oder unternehmerischen Abteilungen für Kommunikation ist obendrein noch von Kukis und Mikis verstopft. Die wirklichen Talente kommen womöglich erst gar nicht über die Schwelle, hinter der erste Berührungen mit „Beruf“ beginnen. Vor den eigentlichen Karrieretüren aufgestaut hat sich die „Generation Praktikum“, die sich mit Hoffnung auf ein Ende der Ausbeutung einen Arbeitsvertrag erhofft, zumindest einen solchen „auf Zeit“. (Es gab Jahre, in denen wurden Papa oder Mama dafür zur Kasse gebeten, dass ihr weiblicher oder männlicher Spross bei einer namhaften Agentur reinschnuppern oder praktizieren durfte. Zumindest eine dieser Agenturen gibt es nicht mehr, gibt es noch diese Methode?)

Wer “irgendwas mit Medien“ machen will, der erinnert mich an die zahlreichen Gattinnen aus guten Kreisen, die einen Buchladen eröffnen wollen. Warum? Weil die Damen sich langweilen, aber so gerne lesen. Wen Medien faszinieren, der sollte sich fragen, was ihn bei der Mediennutzung in den Bann zieht. Ist es nicht letztlich der „Content“, und nicht das Medium? Die Zeiten sind doch vorbei, in denen man mit großen Augen das wundervolle Testbild des dunnemals neuen Mediums „Fernsehen“ betrachtete. Dies auch deshalb, weil Testbilder nicht mehr gesendet werden. Wo sind die Medien geblieben, die keinen interessanten Inhalt hatten?  Jedes „neue Medium“ sieht alt aus, wenn es inhaltlich nichts bringt.

Wer in der professionellen Kommunikation reüssieren will, der sollte besser „irgendwas mit Content“ machen, also mit Inhalten – mit werblichen, journalistischen, oder einfach kreativen. Das „Medium“ kann man sich dann immer noch aussuchen. Also, ihr jungen Leute, geht aufmerksam durchs Leben, beobachtet, reflektiert, fotografiert, filmt, gestaltet, schreibt, schreibt, schreibt. Wer sich nicht ausdrücken kann, der wird an den Kukis und Mikis kaum vorbeikommen. Das sind die nicht unbedingt mit Talent für Content gesegneten Kinder von Kunden und Mitarbeitern, denen - aus abgenötigter Gefälligkeit ihren Eltern gegenüber - von Firmen und Agenturen Einlass gewährt wurde.

Mathias Scheben (Foto), Kommunikationsberater, Andernach, www.scheben-kom.de

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