Autoren-Beiträge Mehr Tricks? Bitte: So kommen Sie in die Zeitung

Foto: Hajo NeuAbstract aus "Public Relations: Die besten Tricks der Medienprofis“ von Hajo Neu / Jochen Breitwieser; Businessvillage-Verlag, September 2005

6. Mehr Tricks? Bitte: So kommen Sie in die Zeitung

Grundsätzlich gilt: jeder Tag ist ein neuer Tag. Reporter haben in etwa die Aufmerksamkeitsspanne einer Hauskatze – und das ist nicht abwertend gemeint, im Gegenteil. Für viele Medienleute ist genau das der Reiz des Berufs; sie können sich nur mit Mühe erinnern, was sie zwei Tage zuvor geschrieben haben. Der Pitch für Ihren Kunden oder Ihr Produkt muss also die Attraktivität einer Gummimaus haben. Halten Sie der Katze die Beute morgens (vor der Nachrichtenkonferenz) vor die Nase, und versuchen Sie, sich damit einen Termin zu einem weiterführenden Gespräch zu sichern. Falls das nicht klappt: Probieren Sie es einen Tag später nicht einfach mit einer Gummimaus in anderer Farbe, sondern besser mit einem Wollknäuel – also hinreichend modifizierter Beute.

Fahren Sie Ihren Mitbewerbern auch mal an den Karren! Über Jahre hinweg hat sich beispielsweise der Server- und Software-Hersteller Sun als die einzige Macht im Universum dargestellt, die der Dominanz von Microsoft erfolgreich trotzt. Ironischerweise aber sind Sun und Microsoft in den meisten Geschäftsfeldern gar keine direkten Wettbewerber, da sich Microsoft auf low-end Server konzentriert, während Sun den high-end Server Markt bedient. Trotzdem hat diese Positionierung Sun enorm geholfen, bekannt zu werden. Zudem waren  die PR-Scharmützel immer wieder für Abdrucke gut – ohne dass Scott McNealy jemals Gefahr lief, sich ein direktes Duell mit Bill Gates liefern zu müssen.

Unter die Rubrik „Die Konkurrenz ärgern“ fällt auch ein anderer hübscher Ansatz aus der PR-Trickkiste. Szenario: Sie sprechen mit einem Journalisten und hören, dass er morgen ein Interview mit dem CEO Ihres direkten Konkurrenten hat. Oder Sie sehen alte Bekannte auf der Presseliste einer Konferenz/Messe, an der Sie selbst nicht teilnehmen – Ihre Konkurrenz aber sehr wohl, und können mit hoher Wahrscheinlichkeit annehmen, dass es dort zu Gesprächen und Interviews kommt. Warum also in so einem Fall nicht einfach mal nett sein – allerdings zum Journalisten und nicht Ihrem Wettbewerber? Sie kennen den Markt und das Produkt der Konkurrenz (vor allem dessen Schwächen) und schreiben dem Journalisten eine freundliche E-Mail, in der Sie ihm fünf gute (und für die Konkurrenz harte) Fragen für sein Interview mit auf den Weg geben. Als gedankliche Anregung, sozusagen. Wetten, dass Ihr Mitbewerber ganz schön ins Schwitzen kommt?

Nehmen Sie’s nicht persönlich, aber denken Sie mal drüber nach – ist es wirklich eine Nachricht, wenn Lamprey Software verkündet, bei einer Kette regionaler Supermärkte die Distributionskosten innerhalb von drei Monaten um 32 Prozent verringert zu haben? Lassen Sie sich nicht vom scheinbaren Interesse im Gesicht Ihres Gesprächspartners täuschen: manche Themen sind einfach nicht zur Veröffentlichung gemacht.

Erfinden Sie keine neuen Begriffe. Es war im Jahr 1997 als Mike McCaffery, President und CEO der Tech-Investment Bank Robertson, Stephens & Co. einige Journalisten bei einer Konferenz zusammenrief, um mit ihnen über die neue Internet-Strategie seines Unternehmens zu sprechen. „Wir nennen es die Webolution“ sagte er. Die Antwort darauf war langes Schweigen aller Anwesenden.

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