Medien 15 Thesen zum Journalismus im 21. Jahrhundert

seibt constantin-tagesanzeigerWillkommen an Bord der prächtigen, aber sinkenden Galeere des Printjournalismus. Zwar herrscht auf Zeitungen seit Jahrhunderten dieselbe Zeit wie auf dem Meer oder im Totenreich: eine ewige Gegenwart. Aber irgendwann findet auch diese ihr Ende.

Jedenfalls ist es fast Selbstmord, in diesem Gewerbe zu arbeiten, ohne über dessen Zukunft nachzudenken. Die Gründe sind bekannt. Das traditionelle Geschäftsmodell zerfällt. Es bestand darin, Zeitungen an die Leser und die Leser an die Werber zu verkaufen. Nun verschwindet die Werbung im Netz und die jüngeren Leser auch. Printjournalisten sind längst – wie alternde Schlagersänger – grösstenteils in der Seniorenunterhaltung tätig.

Die Gegenmassnahmen der Galeereneigner – der Verleger – bestanden bisher vor allem in zwei Strategien. Erstens in dem Zusammenstreichen und Zusammenlegen von Abteilungen. Zweitens im Versuch, ihr Produkt irgendwie im Netz zu vermarkten.

Die Sparmassnahmen hatten einen gewissen Erfolg. Denn das Internet erwischte die Zeitungsbranche 2001 auf ihrem Höhepunkt. In den zehn Jahren davor waren die Zeitungen Gelddruckmaschinen. Sie waren – ironischerweise nicht zuletzt gemästet durch Internet-Start-Up-Anzeigen – fetter denn je: in Sachen Umfang, Redaktion, Etats, Teppichetage, Overhead. Entsprechend orgiastisch konnte gestrichen werden.

Nur, eine Zukunftsstrategie ist die fortgesetzte Synergie- und Streichungsorgie nicht. Ausser, man glaubt an die Theorie der Lichtnahrung.

Den Artikel von Constantin Seibt vom 2. Mai in seinem Blog "Deadline" im Züricher "Tagesanzeiger" hier online weiterlesen.

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