Termine Was Mutti über Code Literacy wissen sollte oder wie man zu ethischen Algorithmen kommt

Ein Streifzug über die re:publica 2013 in Berlin, geschrieben von Birgit Grigoriou für das PR-Journal
Zwei Drittel der laut Veranstalter 5.000 gemeldeten Teilnehmer haben die Eröffnung der diesjährigen re:publica wohl nicht mitbekommen. Sie standen in einer rund 100 Meter langen Warteschlange am Check-In an. Nachdem während des Wartens ausreichend Gelegenheit zur face-to-face-Kommunikation geboten war, ging es dann doch spannender und abwechslungsreicher zu in den zahlreichen Workshops und Diskussionen. „Das Verhalten von Menschen wird im digitalen Zeitalter neben Märkten, Gesetzen und sozialen Normen zunehmend auch von Software-Codes gesteuert. Wie Mauern im physischen Raum bestimmt der Code im Internet, wer wozu Zugang erhält, wer wovon ausgeschlossen wird und wie wir mit Informationssystemen und Menschen interagieren.“ So die Einleitung zum Workshop „Code Literacy – versteht was uns online lenkt." Die Initiatoren von codeascontrol, u.a. Nele Heise (Junior Researcher, Hans-Bredow-Institut für Medienforschung, Hamburg), motivierten rund 300 TeinehmerInnen, Antworten auf die Frage „Was Mütter, Politiker, Zwölfjährige und Netzaktivisten zu Code Literacy wissen und können müssen“ zu finden.

Während Politiker doch bitte erst einmal verstehen sollen, wovon sie reden und mehr Bereitschaft zeigen sollten, sich mit der digitalen Gesellschaft auseinander zu setzen, sollen Zwölfjährige zumindest verstehen, welche Auswirkungen Software-Codes mit sich bringen. Eine gewisse Code-Kompetenz wünschen sich die Gruppendiskutanten auch von den Müttern. Schließlich müssen sie die Kontrolle über die Seitenbesuche der Kleinen haben und wissen, was die neuen Entwicklungen mit sich bringen.  Netzaktivisten sollen sich ihrer Vermittlungs- oder Dolmetscherkompetenz bewusster sein, soziale Kompetenz besitzen, ohne die ein Lesen der sozialen Codes nicht möglich sei. Die Ergebnisse der Gruppendiskussionen werden im Portal codeascontrol.wordpress.com in den nächster Zeit veröffentlicht.

„Wusstet Ihr, dass ihr über verschiedene IP-Adressen und Rechner verschiedener Betriebssysteme unterschiedliche Informationen angeboten bekommt?“, kaum jemand der rund 400 Teilnehmer dieses Workshops wusste darauf mit „Ja“ zu antworten. Über den Einfluss von Algorithmen für Suchergebnisse, die Aus- und Bewertung von digitalen Inhalten diskutierten Joerg Blumtritt (CEO von Datarella™), Martina Pickhardt (Beraterin für CRM und Targeting) und Stephan Noller (Gründer und CEO von nugg.ad AG). Interessen der Nutzer, soziale Beziehungen, das Verhalten anderer Nutzer und viele andere Faktoren nehmen Einfluss auf das, was uns als Inhalt angezeigt wird. Und algorithmische Verfahren zur Berechnung zukünftiger Interessen werden immer ausgefeilter. Wer bestimmt diese? Und sind sich die Programmierer über ihre ethische Verantwortung bewusst? Suchmaschinenbetreiber und Shoppingportale legen solche Daten nicht offen. Dies soll sich bitte schnellstens ändern, so die Referenten, indem die Betreiber und Datensammler gesetzliche Verpflichtungen zur Offenlegung eingehen und Nutzer freie Einsicht darauf erhalten.

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