Studien BCW Influence Index ermittelt die einflussreichsten Politiker

Die Kommunikationsagentur BCW, Frankfurt am Main, hat im November zur Halbzeit der Legislaturperiode den Influence Index für Deutschland veröffentlicht. Das datenbasierte Ranking der deutschen Bundestagsabgeordneten zeigt unter anderem, dass die einflussreichsten Politikerinnen und Politiker im Parlament selten den öffentlichen Diskurs prägen – und umgekehrt.

Die Top 10 im BCW Influence Index für den Parliamentary und den Public Score. (Tabelle: BCW)

„Stille Helden des Parlamentarismus“ vs. „Öffentliche Meinungsmacher”

Wie die Rankings belegen, gibt es kaum Politikerinnen und Politiker, die sowohl relevanten öffentlichen als auch parlamentarischen Einfluss ausüben. So schneiden im „Parliamentary Score“, der anhand verschiedener Indikatoren wie Ausschussmitgliedschaften und Fraktionsfunktionen gemessen wird, eher unbekannte Namen am besten ab. Michael Schrodi (SPD) liegt auf Platz 1, Jürgen Hardt (CDU) auf Platz 2 und Helge Lindh (SPD) auf Platz 3. Bekannte Politiker wie der Bundeskanzler oder die Minister sind im Parliamentary Score in der Regel am Ende der Liste zu finden.

Im „Public Score“, gemessen anhand von Präsenz in den Nachrichtenmedien, Social-Media-Aktivitäten und dem Online-Suchaufkommen, liegen diese jedoch ganz vorne: Bundeskanzler Olaf Scholz findet sich auf Platz 1, Wirtschaftsminister Robert Habeck auf Platz 2, Außenministerin Annalena Baerbock auf Platz 3 und Finanzminister Christian Lindner auf Platz 4.

„Zwei deutlich unterschiedliche Politikansätze lassen sich bei den Mitgliedern des Deutschen Bundestages ausmachen”, erklärt Björn-Christian Hasse, Co-CEO BCW Deutschland. „Die ‘stillen Helden’ des Parlamentarismus fokussieren sich auf ihre Arbeit in Ausschüssen, bei Debatten oder durch Anfragen an die Regierung. Die ‘öffentlichen Meinungsmacher’ hingegen versuchen, durch ihre öffentliche Sichtbarkeit Debatten zu initiieren oder zu beeinflussen.”

Opposition: AfD öffentlich stark, schwach im Parlament

Namhafte Oppositionsabgeordnete üben oft wenig Einfluss im Parlament aus. Ein Beispiel dafür ist Sahra Wagenknecht, die den öffentlichen Diskurs zwar maßgeblich prägt, in der parlamentarischen Arbeit aber kaum in Erscheinung tritt und nur Platz 732 belegt. Zum Zeitpunkt der Erhebung war Sahra Wagenknecht noch Mitglied der Bundestagsfraktion der Linken. Mit Gottfried Curio auf Platz 8 ist die AFD insgesamt mit nur einem Politiker in den Top-30 des Parliamentary Score vertreten.

Im Gegensatz dazu hat die Partei eine hohe Präsenz in den Medien, auf Social Media und bei Online-Suchanfragen: Insgesamt sind vier AfD-Politiker in den Top-30 des Public Score vertreten, darunter Alice Weidel auf Platz 7.

Von den Linken sichert sich neben Sahra Wagenknecht (Platz 8) nur Gregor Gysi (Platz 22) einen Platz in den Top-30 des Public Scores. Die CDU als größte Oppositionspartei schafft es mit Friedrich Merz (Platz 9), Norbert Röttgen (Platz 10) und Jens Spahn (Platz 21) in die Top 30.

Fraktionsstärke ≠ öffentlicher/parlamentarischer Einfluss

Der Influence Index bewertet auch, wie einflussreich die verschiedenen Fraktionen im Deutschen Bundestag sind. Im Verhältnis zu ihrer Fraktionsstärke haben die SPD und die CDU/CSU den höchsten Parliamentary Score. Am schwächsten sind die FDP und die Grünen.

Zudem wird deutlich, dass sich die Bekanntheit einzelner Parlamentsmitglieder nicht zwangsläufig auf den öffentlichen Einfluss der gesamten Fraktion auswirkt. So sind die SPD und die Union im Public Score deutlich schwächer als ihre Fraktionsgröße vermuten lässt. Auch die AfD kann trotz einzelner Politiker mit hohem Public Score keinen besonders hohen öffentlichen Einfluss als Fraktion ausüben. Die Grünen schneiden als Fraktion im Public Score am besten ab.

Trennung von Legislative und Exekutive

Die meist große Kluft zwischen der öffentlichen Sichtbarkeit und der aktiven Gestaltung der Arbeit im Parlament lässt sich in Teilen damit erklären, dass der Bundestag und die Regierung in der parlamentarischen Demokratie voneinander getrennt sind. So sind Bundeskanzler und Bundesminister nicht Mitglieder von Bundestagsausschüssen, stellen keine Anfragen und üben keine Funktionen in Fraktionen aus. Als Mitglieder des Bundestages sind sie durch Redebeiträge dennoch Teil des parlamentarischen Lebens.

Kaum „Double-Scorer”

Die Fähigkeit, den öffentlichen Diskurs zu gestalten, geht somit selten mit politischem Einfluss im Bundestag einher. „Double-Scorer” gibt es nur wenige. Friedrich Merz schafft es als einziger Politiker in die Top 10 beider Rankings – mit Platz 7 im Parliamentary Score und Platz 9 im Public Score. Weitere Ausnahmen sind die SPD-Vorsitzenden Lars Klingbeil (Platz 22 und 26) und Saskia Esken (jeweils Platz 44).

Weitere Informationen, einschließlich einer detaillierten Beschreibung der Methodik, finden sich unter diesem Link.

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