Rezensionen Veronika Karnowski: Diffusionstheorien

Dr. Veronika Karnowski: „Diffusionstheorien“. Verlag: Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden. 2011. 107 Seiten. Preis: 17,90 Euro. ISBN: 978-3-8329-4269-4.
Rezension von Sebastian Wuwer, Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Landtags Nordrhein-Westfalen, Absolvent von PR Plus (www.prplus.de)
Ende des vergangenen Jahres, möglichweise sogar kurz nach Weihnachten, muss es gewesen sein, als ich den Eindruck gewann: alle Welt hat plötzlich ein iPhone – nur ich nicht. Als beim Familientreffen an der Kuchentafel selbst der sechsjährige Cousin mit seinem neuen Telefon-Alleskönner ebenso gekonnt wie beiläufig durchs Internet surfte, hatte ich die Gewissheit: diese Welle der technischen Innovation muss an mir vorbei gerauscht sein. Gut, dass nun das Buch von Dr. Veronika Karnowski erschienen ist. Denn mit dem dort zusammengefassten Wissen lässt sich theoretisch nachvollziehen, wie das iPhone aus der kalifornischen Apple-Zentrale zur familiären Apfelkuchen-Runde in die Hände eines angehenden Grundschülers gelangt sein mag.

Über welche sozialen Mechanismen und kommunikativen Prozesse neue Medien und Kommunikationsinhalte in der Gesellschaft Verbreitung finden, ist das primäre Erkenntnisinteresse der Diffusionsforschung. Interdisziplinär, aber vor allem durch kommunikationswissenschaftliche und soziologische Betrachtungen geprägt, setzen sich die Vertreter des Forschungszweiges mit der Frage auseinander, wie Innovationen innerhalb sozialer Systeme kommuniziert werden, und von welchen Bedingungen der sozialen Einflussnahme der Erfolg oder Misserfolg neuer technischer Errungenschaften abhängt.

Die Vielfalt der theoretischen Erklärungsansätze ist im vorliegenden Buch anschaulich und verständlich in den wichtigsten Wesenszügen dargestellt. Von der wissenschaftlichen Entwicklungsgeschichte über Forschungsmethoden bis hin zu empirischen Erkenntnissen bearbeitet die Autorin das Feld der Diffusionstheorien. Auch versäumt sie es nicht, auf kritische Positionen und Einwände – beispielsweise zum oft stark positiven Technik- und Innovationsverständnis der Diffusionsforschung – einzugehen. So entsteht insgesamt ein abgerundetes Bild über ein Forschungsfeld mit hohem Aktualitätsbezug und daher umso größerem Entwicklungspotenzial.

Karnowskis Buch ist erschienen in der Reihe „Konzepte. Ansätze der Medien- und Kommunikationswissenschaft“, herausgegeben von Prof. Dr. Patrick Rössler (Lehrstuhl für Empirische Kommunikationsforschung, Universität Erfurt) und Prof. Dr. Hans-Bernd Brosius (Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung, Universität München). Die Reihe verfolgt den eigenen Anspruch, das „theoretische Kerninventar“ der Kommunikationswissenschaft kompakt und zugleich detailliert darzustellen. Dies ist auch dem Buch zu Diffusionstheorien in vollen Zügen gelungen, sodass es sich sowohl für Studierende als auch für angehende Wissenschaftler eignet.

Darüber hinaus ist eine Auseinandersetzung mit Diffusionstheorien auch für Praktiker des Kommunikationsmanagements lohnenswert. Denn schließlich lassen sich aus den Modellen und Forschungsergebnissen zumindest implizit auch nützliche Erkenntnisse ableiten, wie die Verbreitung neuer Medien und Inhalte durch eine aktive Ausgestaltung von Kommunikationsprozessen positiv unterstützt werden kann.

Der Rezensent:
Sebastian Wuwer ist Angestellter im Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Landtags Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf und dort als Referent für die Europa-Kommunikation tätig. Zuvor studierte Wuwer im Bachelor- und Masterstudiengang Politik- und Medienwissenschaft an der Ruhr-Universität Bochum, war erster PR-Trainee in der Verwaltung des nordrhein-westfälischen Landesparlaments und konnte sein berufsbegleitendes Studium bei PR Plus im März 2009 als akademisch geprüfter PR-Berater abschließen. Er war außerdem als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Deutschen Bundestag sowie als freier Journalist für die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) tätig.

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