Kommentare Prokon: ein PR-Lehrstück, wie man es nicht machen sollte

Hallo, PR-Berater, dies ist ein Notruf: Es gibt dringenden Beratungsbedarf. Wieder einmal ist ein Unternehmen auf ein Instrument zurückgekommen, das längst ausgestorben schien. Gemeint ist der gute alte Presseboykott. Ja, den gibt’s tatsächlich noch. Jüngstes Beispiel: der Windkraftriese Prokon hat ihn jetzt verkündet – wegen vermeintlich unliebsamer Berichterstattung der bösen Medien in großer Zahl. Auf der Website von Prokon heißt es: „…haben wir uns entschieden, für Presseanfragen nicht mehr zur Verfügung zu stehen und unsere Zeit lieber ausschließlich für die wirklich wichtigen Dinge, nämlich die Realisierung von Projekten und die Betreuung unserer Anleger und Interessenten zu verwenden.“ – Gut geschenkt, könnte man denken. Wieder so ein ewig Gestriger, der es nicht besser weiß. Doch bei Prokon kann man nicht so einfach zur Tagesordnung übergehen. Denn hier geht es auch um die Interessen und das Informationsbedürfnis von rund 66.000 Privatlegern, die laut „Welt“ mehr als eine Milliarde Euro in das Unternehmen investiert haben.

Besonders pikant: Das Wort Transparenz gehört bei Prokon gegenüber möglichen Anlegern und Journalisten zu den meist benutzten. Also, der neutrale Betrachter muss feststellen, dass bei Prokon schon einiges im Argen liegt, wenn die Geschäftsleitung zu solchen Mitteln greift. Statt den Dialog mit den Medien zu suchen und aktiv zu gestalten, um die Anleger bei Laune zu halten, versucht man Gegendarstellungen zu erwirken, um schlussendlich gar die Schotten dicht zu machen. Den Fall ans Licht brachte jetzt die Website „investigativ“, ein Blog der „Welt“, in dem Geschichten zu finden sind, die nicht alltäglich sind. Die Prokon Geschichte kann hier und einem ausführlichen Beitrag der „Welt“ nachgelesen werden. Für die PR-Branche ein Lehrstück, wie man es nicht machen sollte. Also, verehrte PR-Berater, wer diesen Notruf aufnimmt, kann ja versuchen, Abhilfe zu schaffen. Ein erster Ansatz könnte vielleicht sein, Social Media zu nutzen. Denn da kann Prokon ja unzensiert die eigene Sicht der Dinge darstellen. Aber Vorsicht, bei Social Media ist Dialogorientierung gefragt, und da kann einem plötzlich ein starker Wind entgegen wehen.

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