Kommentare PR-Kolumne Salz: Geiz isst Gaul

schebenmathias-2010In diesen Tagen kommuniziert die Lebensmittelindustrie erneut die  Geringschätzung, mit der ihre Kunden in Handel und Gastronomie bedacht werden. Wir spüren die schamlose Verachtung, die sie den Endverbrauchern entgegenbringt:
Pferde finden letzte Ruhe
in des Ladens Tiefkühltruhe.
Später komm‘n sie in den Ofen,
danach essen es die Doofen.
Wir spüren die Häme der Vegetarier und Veganer, und es krümmt sich die Bratwurst vor Lachen. Weil sich bislang niemand drum kümmert, was denn wohl in ihr  steckt.

Wir hören auch von dem wahlkampfgesteuerten Aktionismus der Berliner Politik, der das Ziel habe, nun endlich das Pferd im Stall oder auf der Weide zu belassen. Man will nun alles überprüfen, von verhindern ist nicht die Rede. Derweil verkrümeln sich die Rosse in den Weiten der Lasagne und an den Hängen der Dönergebirge.   Dem Verbraucher stoßen die unappetitlichen Bilder und Geschichten aus den Hinterhöfen der Warenunterschiebung sauer auf. Auch wenn im eingepantschten Pferdehack bislang weder Pferdeschwanz noch Nüstern gefunden wurden, und nur ganz wenig menschenfeindliches Medikamentengift. Die Bilder werden vergessen werden, und die Geschichten werden verklingen. Es wird alles beim alten bleiben bei unseren Lebensmitteln: Geiz ist Geil wird auch künftig zu Skandalen führen wie dem jetzigen, wo der Geiz Gaul isst.

Was können die Konsumenten mit sich selbst kommunizieren? Sie könnten nachdenken, etwa darüber, was denn an wertvollen Zutaten in einem Döner für Einsfuffzig drin sein kann, oder in einer Lasagne für unter zwei Euro. Wer rechnen kann, sollte mal vom Preis der Billigware die Kosten für Produktion und Konfektionierung, für Verpackung, Logistik, Marketing, Personal, Handelsspannen und Mehrwertsteuer abziehen – was mag da noch an Geld für den Einkauf dessen übrig bleiben, was wir zur Entsorgung des Pfuschs herunterschlucken?

Bis zur Einsicht der Verbraucher hilft allenfalls ein Appell: Die Pferde bleiben im Gatter, die Betrüger kommen hinter Gitter, der Konsument wird dazu verdonnert, künftig vernünftig einzukaufen. Weniger, aber wahre Ware.

Dipl. oec. Mathias Scheben, Kommunikationsberater, Andernach, www.scheben-kom.de

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