Kommentare Glosse: Was das DFB-Bundesgericht uns sagen will

schebenmathias-2010Hertha BSC, letzter Ostverein der ersten Bundesliga, darf im Programm 2012/2013 oben rum nicht mehr mitspielen. Unterhalb der Gürtellinie von Benimm und Kultiviertheit haben Düsseldorfer Fans das so entschieden, und das DFB-Bundesgericht hat ihr Urteil bestätigt. Uns steht nach all dem eine sehr volkstümliche Bundesliga bevor: Bambule der Bekloppten.
So genannte Fans laufen nach den Feststellungen des DFB-Gerichts künftig angstfrei und mit Fug und Recht immer dann auf den Platz, wenn es für ihre Mannschaft brenzlig wird. Recht hat, wer sich vorzeitig zu freuen vorgibt und platzgreifend die Regie des Irregulären übernimmt. 

Aus Vorfreude stehlen sie also den Rasen unterm Elfmeterpunkt, da kann dann kein Strafstoß mehr geschossen werde. Derlei Klau ist noch steigerungsfähig: Nicht nur die lustigen Eckfahnen und die recyclingfähigen Alu-Tore sind zunehmend gefährdet. Wie wär’s mit einem Mittelkreis im heimischen Vorgarten?

Bei Dunkelheit leuchten besonders aktive Armleuchter den Rasen durch mobile bengalische Lichter aus, Freudenfeuer gewissermaßen. Spieler und Schiedsrichter enteilen in die Katakomben, um zu duschen und sich umzuziehen. Wer früher fertig ist, ist dann auch nicht so fertig und kann sich für abends noch etwas Schönes vornehmen.

Runter von den Rängen, rauf auf den Spielplatz, heißt das Motto von Mob und Meute. Dem Spiel nicht mehr nur zuschauen, nein, mitmachen und mitendscheiden. Das ist nach höchst sportrichterlichem Wort die legitimierte Basisdemokratie à la Bundesliga.

Abseits vom grünen Rasen braucht die Wettmafia keine Spieler zu bestechen, es reichen ein paar Fässchen Freibier für die Frenetischen am Rande, damit sie rechtzeitig aus ihrer Kurve in die Mitte rennen. Sie werden‘s mit ihrer überbordenden Freude schon richten.

Fußball für Feinschmecker war gestern. Es sei denn, der DFB kriegt noch mal die ihm zugedachte Kurve - und lässt beim „Ständigen Schiedsgericht“ Vernunft walten. Die Jubelprolls werden sonst stets an Hertha denken, wenn’s auf der grünen Wiese mal wieder um die Wurst geht.

Apropos Wurst: Sky hat sich die exklusiven Übertragungsrechte für das Hickhack am grünen Tisch bereits gesichert.

Mathias Scheben, Kommunikationsberater, Andernach, http://www.scheben-kom.de

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