Autoren-Beiträge Green Finance und Impact Investing – Neues Potenzial für die Finanz PR

Nachhaltigkeit und der eigene Umgang damit haben sich zu einem entscheidenden Faktor an den Finanzmärkten entwickelt. Das liegt zum einen an der steigenden Nachfrage der Verbraucher, zum anderen an der zunehmenden Regulierung des Finanzsektors durch die Politik. Dementsprechend steigen die Anforderungen an Unternehmen und Investoren, die nachhaltige Verwendung der Mittel nachzuweisen. Gleichzeitig steigt die Angst, sich Vorwürfen des Greenwashings auszusetzen. Sinnvolle Kommunikation kann dabei helfen, die notwendige Transparenz herzustellen.

Die Nachhaltigkeitsanforderungen an die Akteure der Finanzwelt sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. So sind Banken durch die EU-Offenlegungsverordnung verpflichtet, Nachhaltigkeitsaspekte bei der Kreditvergabe zu berücksichtigen. Dabei sind sich selbst eingefleischte Finanzmarktexperten nicht immer einig, welche Investments als nachhaltig gelten dürfen und welche nicht. Spätestens seit dem Greenwashing-Skandal um die Deutsche Bank-Tochter DWS haftet nachhaltigen Finanzprodukten ein etwas anrüchiges Image an.

Alternative Finanzierungsmöglichkeiten für nachhaltigen Wandel

Neben den steigenden Anforderungen und neuen Risiken hat der Nachhaltigkeitsboom am Finanzmarkt auch eine positive Seite. So können sich Unternehmen für den notwendigen Wandel zu mehr Nachhaltigkeit gezielt Geld leihen. Denn die nachhaltige Transformation der Wirtschaft kostet Geld. Entsprechend entwickelt sich der Markt für sogenannte grüne Anlageprodukte seit ein paar Jahren. Laut Handelsblatt ist das jährliche Investitionsvolumen zwischen 2017 und 2021 allein in Deutschland von rund 11 Milliarden auf 94 Milliarden Euro angestiegen.

Gleichzeitig haben sich die Finanzierungsinstrumente weiter ausdifferenziert. Die Klassiker sind grüne Anleihen oder Kredite, die zweckgebunden für ökologische oder soziale Projekte eingesetzt werden. Als Grundlage dient in der Regel ein marktüblicher Standard, zum Beispiel der ICMA Green Bond Standard. Auf dieser Basis prüft dann ein externer Anbieter, ob die Anleihe die Anforderungen nach den gängigen ESG (Ecological / Social / Governance)-Kriterien erfüllt und vergibt ein entsprechendes Rating.

Von ESG bis Impact Investing

Neben diesen klassischen Finanzierungsinstrumenten sind in den letzten Jahren sogenannte Sustainability-linked Loans oder Bonds getreten. Dabei handelt es sich um Kredite oder Anleihen, deren Zinskonditionen an die Nachhaltigkeitsziele des Empfängers gekoppelt sind. Dabei erhöht oder verringert sich die Zinsmarge des Kreditnehmers beziehungsweise Anleiheemittenten je nachdem, ob er seine Nachhaltigkeitsziele erreicht oder verfehlt. Dies kann bei guter Performance zu erheblichen Einsparungen führen. Im ersten Quartal 2023 erreichte das globale Volumen an neuen nachhaltigen Finanzierungen nach Berechnungen der Corporate-Finance-Beratungsgesellschaft Capmarcon insgesamt 253 Mrd. Euro.

Ein ebenfalls recht junges Feld im Bereich nachhaltiger Finanzen ist das sogenannte Impact Investing. Dabei setzen Investoren ausschließlich auf Geschäftsmodelle, die helfen die akuten globalen Probleme zu lösen, so zum Beispiel durch Investments in Hersteller von Photovoltaik- und Windkraft-Anlagen als Antwort auf den Klimawandel. Entsprechend liegt der Fokus hier weniger darauf zu berichten, wie ein Unternehmen seine meist negativen Auswirkungen auf Umwelt, Menschen und Wirtschaft managt. Vielmehr geht es darum, Möglichkeiten und Wege aufzuzeigen, wie ein globaler, wirtschaftlicher Wandel aussehen kann und welchen Einfluss Investoren dabei nehmen können. Vor allem Start-ups brauchen hier Unterstützung. So verfolgt laut Green-Start-up Monitor 2023 aktuell ein Drittel aller Neugründungen eine grüne Business-Idee, allerdings hat knapp die Hälfte Schwierigkeiten mit der Finanzierung.

Neue Felder für nachhaltige Unternehmenskommunikation

Der Boom des grünen Finanzmarktes eröffnet auch für die PR, vor allem mit Schwerpunkt Wirtschafts- und Finanz-PR, neue Chancen. Denn Transparenz ist der Schlüsselfaktor in allen Bereichen der Nachhaltigkeitskommunikation. Angesichts zunehmender regulatorischer Anforderungen erwarten nicht nur institutionelle Investoren wie Banken oder Fondsgesellschaften von Unternehmen, dass sie die Fortschritte (und auch Rückschritte) ihrer Nachhaltigkeitsbemühungen öffentlich kommunizieren. Ebenso Kunden, vor allem solche, die selbst unter das Lieferkettengesetz fallen, aber auch Mitarbeiter, sowohl aktuelle wie auch zukünftige, wollen Informationen über das Nachhaltigkeitsengagement finden. Die PR unterstützt dabei, in dem sie abstrakte Daten in ansprechende Geschichten verpackt und so den Unternehmen hilft, den gestiegenen Erwartungen ihrer Stakeholder in Sachen Nachhaltigkeit gerecht zu werden.

Über die Autoren: Benedikt Hartmer ist Senior Consultant bei newskontor. Seine Themenschwerpunkte liegen in den Bereichen strategische Kommunikation, Social Media und Nachhaltigkeit.
Marco Cabras ist Geschäftsführer der Düsseldorfer Kommunikationsagentur newskontor. Der ehemalige langjährige Wirtschaftsjournalist ist Experte für Finanzkommunikation und Investor Relations.

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