Agile Denkpause Kommunikation in Kriegszeiten - Weglaufen ist keine Alternative

Als hätte es nicht alles schon gereicht: Das Klima, Corona, die Ukraine und jetzt auch noch Israel. Die Krisenkette reißt nicht ab. Es fällt gerade schwer, die Nachrichten zu lesen, ohne in eine präapokalyptische Depression zu verfallen. Seit langem leiden wir bereits an Newsfatigue – wann folgt die Kommunikationsmüdigkeit?

Kommunikationsberaterin und Trainerin Kathrin Behrens erklärt in ihrer Kolumne, warum Weglaufen keine Alternative ist. (Foto: Carsten Görling)

Wenn Bomben explodieren und Kleinstkinder enthauptet werden, bleibt einem das heitere Storytelling im Halse stecken. Diese grausamen Fakten entziehen unserem eigenen Tun die Sinnhaftigkeit, unserem Optimismus die Wurzeln. Wie soll das alles weitergehen? Wie halten wir uns selbst bei der Stange?

Gestern Morgen, ich hatte vor meinem Auftritt auf einer Tagung noch Muße, las ich zum Kaffee die „FAZ“. Seiten hinter den düsteren News dieser Tage ließ mich ein Artikel über die Sinnökonomie (Purpose Economy) mit dem Titel „Mission, Vision, Purpose“ innehalten. Aufhänger des Artikels: Die Unternehmensberatung Kienbaum hatte bei einer Befragung von 1.300 Führungskräften evaluiert, dass hierzulande nur wenige Unternehmen einen klaren Purpose, das heißt ihren selbst definierten gemeinschaftlich relevanten Sinn, kommunizieren.

Agile Denkpause II Zitatkasten Noam Chomsky

Das Zitat stammt von Noam Chomsky, er ist ein US-amerikanischer Linguist und politischer Publizist.

Inhaltliche Brücken bauen sich zuweilen zufällig. Beim Lesen entflammte bei mir der Gedanke, dass Kommunikation möglicherweise gerade in diesen Zeiten besonders bedeutsam ist. Wenn uns die politische Welt um die Ohren fliegt, wir ins Taumeln geraten, braucht es Gegengewichte. Und diese können Unternehmen transportieren: Jeder Purpose schafft einen Kontrapunkt zur Sinnlosigkeit, jede Vision zur Hoffnungslosigkeit und jede Mission zur Willkür. Kreise einer notwendigen Balance, die sich schließen.

People, Planet, Profit

Laut „FAZ“ erfüllen Purpose-getriebene Unternehmen signifikant häufiger die 17 UN-Ziele für Nachhaltigkeit als Unternehmen, die ihren Purpose nicht definiert haben. Das heißt, sie investieren verantwortungsvoll in unsere Zukunft, um diese innerhalb ihres Radius zu verbessern – enkelfähig zu machen. People, Planet, Profit heißt der neue werteorientierte Dreiklang, der den folgenschweren Tunnelblick auf die reine Gewinnmaximierung der Vergangenheit verdrängt.

Viele sind vom Weltgeschehen wie gelähmt. Aber wir können uns selbst aus der Schockstarre befreien. Wenn wir die Idee einer von Werten getragenen Zukunft nicht aus den Augen verlieren, tragen wir zu einer zukunftsfähigeren Welt bei. Wir halten der disruptiven Kraft in Krisengebieten eine für uns alle wichtige Stabilität entgegen. Für diese lohnt es sich morgens aufzustehen und an Zukunftsentwürfen zu arbeiten. Das ist nicht nur sinnvoll, sondern existenziell – unser ganz persönlicher Purpose. Let’s go for it. And talk about it. Weglaufen ist keine Alternative.

Über die Autorin: Kathrin Behrens ist Partnerin bei elfvorzwölf, einer Boutique-Beratung für Transformation und Kommunikation für den Mittelstand. Sie unterstützt Unternehmen im Wandel dabei, eine wirkungsvolle Change-Strategie und -Story zu entwickeln. Als Trainerin vermittelt sie Kernkompetenzen der Kommunikation und Strategien für Profis.

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