Verbände GPRA Mitgliederversammlung am 5. Mai: Kohrs tritt ab – aber nicht so ganz
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- von Thomas Dillmann, Bad Honnef
Der Präsident der Gesellschaft PR-Agenturen, Uwe Kohrs (62), ist nach Meinung von Fachleuten ein überaus guter und ambitionierter Gitarrist und Sänger auf dem Feld der Rockmusik. Er trifft die richtigen Töne und hat ein gutes Gefühl für Stimmungen. Das gilt rückblickend auch für seine vierjährige Amtszeit als GPRA-Präsident. Dort war er so tonangebend, dass man auch in Zukunft nicht auf seine Stimme verzichten möchte. Lesen Sie nachfolgend, wie es mit Kohrs und der GPRA weitergeht und wie seine Bilanz ausfällt.
Am 5. Mai treffen sich die Agenturen der GPRA in Hamburg zu ihrer jährlich stattfindenden Mitgliederversammlung. Wichtiger Tagungsordnungspunkt sind die Neuwahlen zum Präsidium. Uwe Kohrs darf nach zwei Amtszeiten als Präsident nicht mehr antreten, mit ihm verabschieden sich Birgit Krüger, Consense Communications, und Christiane Schulz, Weber Shandwick. Als viertes Präsidiumsmitglied war Frank Behrendt Ende Februar 2017 nach seinem Abschied von fischerAppelt bereits ausgeschieden.
Neue Aufgabe für Kohrs
Das war es also für Kohrs? Nicht ganz! Verschiedene Mitgliedsagenturen möchten nicht auf seine Mitarbeit an verantwortlicher Stelle im Agenturverband verzichten. So fand ein Vorschlag Unterstützung, der eine Satzungsänderung an zwei Stellen vorsieht. Zum einen soll die Position eines Chairman eingerichtet werden, der den Vorstand begleitet und unterstützt. Zum anderen soll das neue Präsidium die Möglichkeiten bekommen, die Arbeit auf mehr Schultern zu verteilen und vorrübergehend Sonderbeauftragte für bestimmte Themen einsetzen zu können.
Eine „Lex Kohrs“? Kohrs gegenüber dem „PR-Journal“: „Das ist Unsinn. Zwei Amtszeiten für einen Präsidenten sind genug, dabei soll es auch in Zukunft bleiben. Schließlich macht jeder Präsident den Job ehrenamtlich und zusätzlich zu seinen sonstigen Aufgaben als Agenturchef. Doch aktuell gibt es eine Reihe von Themen, die schlicht fortgeführt werden müssen. Wir haben die Employer-Branding-Kampagne gemeinsam mit den anderen Agenturverbänden angeschoben, so dass sie am 17. Mai starten kann.“
Kontinuität wahren
Darüber hinaus führt Kohrs als Grund seinen Vorsitz im Trägerverein für den Deutschen Rat für Public Relations (DRPR) an. Dort muss bis zum Herbst die Nachfolge für den ausscheidenden Vorsitzenden Günter Bentele geregelt werden. „Bei diesen wichtigen Themen ist Kontinuität einfach wichtig. Stimmt die Mitgliederversammlung dem Vorschlag zu, stehe ich als Chairman zur Verfügung.“
Neue Führung
Wer Kohrs auf den Stuhl des Präsidenten folgt, ist abhängig vom Mitgliedervotum. Kohrs wollte sich zu Spekulationen daher auch nicht äußern. Doch Beobachtern der Agenturlandschaft dürfte nicht entgangen sein, dass der Name Christiane Schulz in den vergangenen Monaten immer häufiger gefallen ist. Als Nachrückerin wurde sie bereits ins Präsidium aufgenommen, doch zu den Spekulationen, ob sie GPRA-Präsidentin wird, wollte sie sich nicht äußern. So bleibt abzuwarten, ob die Deutschlandchefin von Weber Shandwick tatsächlich Kohrs Nachfolgerin wird, und wenn ja, welches Team sie um sich schart.
Bilanz
Blickt man vier Jahre zum Zeitpunkt der Wahl Kohrs‘ zurück, fällt auf, dass es im Frühjahr 2013 nicht so gut um den Verband der nach eigenem Anspruch führenden Agenturen bestellt war. Die Mitgliederzahl war rückläufig und mangelnde Relevanz als Interessenvertreter für Agenturen wurde ihr gar von einigen Mitgliedern angekreidet. Düstere Prognosen sagten voraus, Kohrs könnte als letzter GPRA-Präsident den Agenturverband beerdigen müssen.
„Wir wollten das rocken“
Kohrs: „Dass ich damals angetreten bin, war schon eine emotionale Entscheidung. In meiner Zeit bei Leipziger habe ich in den 80er- und 90-er Jahren schon den Wert der GPRA zu schätzen gewusst. Prägende Persönlichkeiten waren seinerzeit Günther Thiele und Jürg W. Leipziger. Deren Engagement für die GPRA hatte mich beeindruckt. Ich hatte das Gefühl, trotz oder gerade wegen der schwierigen Rahmenbedingungen etwas tun zu müssen. Und gemeinsam mit Birgit Krüger, Ion Linardatos und Frank Behrendt wollten wir das rocken.“
Also habe man angefangen den Markt wieder aktiv mitgestalten zu wollen und sich um relevante Themen zu kümmern. Die Bilanz kann sich sehen lassen: Vertrauensindex, Dialog mit den Pitchberatern, Pitchblog, Ausbildungsstandards, Ausbildungsdiskurs, DRPR Zertifizierung, agenturverbandsübergreifende Employer Branding-Kampagne, Steigerung der Mitgliederzahl auf 38 lautet die Bilanz nach vier Jahren.
Relevante Themen besetzt
„Hinter jedem dieser Themen steckt eine Menge Engagement. Aber vor dem Hintergrund zunehmender Rückendeckung durch die Mitglieder und dem Gefühl, im Markt wieder etwas bewegen zu können, hat sich eine positive Dynamik entwickelt“, erklärt Kohrs. Zwar habe er im Rahmen der Diskussion um die Ausbildungsstandards oder bei der Anbahnung der Employer Branding-Kampagne viele Widerstände überwinden und auch Kritik einstecken müssen, aber die GPRA habe es so geschafft, wieder relevante Themen zu besetzen. Kohrs: „Das war entscheidend. Die Mitglieder, Mitgliedskandidaten und der Markt haben uns wieder als Kämpfer für die Interessen der PR-Agenturbranche wahrgenommen.“
Pitchblog nur ein Anfangserfolg
Was sieht Kohrs kritisch? Nicht zufrieden ist er mit der Tatsache, dass der Pitchblog außer von der GPRA nur vom FAMAB (Fachverband Messe- und Ausstellungsbau), der 250 Mitgliedsunternehmen repräsentiert, unterstützt wird: „Da gibt es noch einiges zu tun, da sind wir über einen Anfangserfolg nicht hinausgekommen.“ Mit diesem Thema sei er aber noch nicht fertig, verspricht er.
Und wie fällt die persönliche Bilanz des scheidenden Präsidenten aus? „Die Arbeit mit den übrigen Präsidiumsmitgliedern hat unheimlich Spaß gemacht. Was mich darüber hinaus besonders gefreut hat, ist die Erkenntnis, dass ich wirkungsvolle Diplomatie kann. Das hatte ich von mir nicht erwartet“, bekennt er selbstironisch. Nachdenklich fügt er an, die vier Jahre im Präsidium der GPRA seien für ihn persönlich wie intellektuell bereichernd gewesen. Persönlich gefreut habe ihn, dass sich das Miteinander der Mitglieder so positiv entwickelt habe und er so viel Vertrauen erfahren habe. „Die GPRA ist heute in einem wirklich guten Zustand und darauf sind wir alle im Präsidium stolz.“
Auch wenn er künftig nicht mehr tonangebend ist, man darf gespannt sein, welche Zwischentöne Kohrs noch setzt.
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