Etats Kate hat Krebs: Das Königshaus und seine PR

Eine Frau, eine Parkbank, eine Botschaft. In der vergangenen Woche machte die Prinzessin von Wales persönlich in einem Video ihre Krebskrankheit öffentlich. Auch das ist Public Relations. „Kate hat Krebs“ – diese Alliteration zieht sich seither durch die Berichterstattung. Beiläufig wird darüber diskutiert, ob das Königshaus mit guter oder schlechter PR glänzte, worüber sich streiten lässt.

Die Krebserkrankung von Kate bewegt die Menschen. War die Bekanntmachung ein „PR-Desaster“? Kathrin Behrens gibt Antworten. (© picture alliance / Photoshot)

Gestern las ich einen Artikel in der „Die Zeit“, in dem von einem „selbstgemachten PR-Desaster“ die Rede war. Es sei eine Zumutung, eine krebskranke Frau für diese Botschaft zu bemühen, es sei zudem viel zu spät informiert worden.

Wo Informationen fehlen, wachsen Gerüchte. Darauf ist insbesondere dann Verlass, wenn es sich um das britische Königshaus handelt. Was hätte man besser machen können? Spielen wir die Varianten durch: 

(A) Das Königshaus hätte schneller über die Krebskrankheit berichtet – in einem üblichen Buckingham-Palace-Pamphlet

Richtig ist: Mit einer früheren Information wäre das Informationsvakuum über den Zustand der Thronfolger-Gattin nicht derart gewaltig geworden. Nur: Die Familie von Kate und William wäre unmittelbar von der öffentlichen Emotions-Woge überrollt worden, bevor sie selbst Zeit gehabt hätte, den Schock zu verdauen. Kein Platz für Privatsphäre, kein Platz Luft zu holen. Naiv ist, wer zudem denkt, die Boulevardmedien hätten in diesem Fall Ruhe gegeben. Spekulationen über den tatsächlichen Zustand der Prinzessin hätten ebenso die Titelblätter gefüllt – jeder PR-Profi weiß diese Dynamik im Vorfeld abzuschätzen.

(B) Nicht Kate, sondern das Königshaus hätte die Nachricht letzte Woche übermittelt

Die Nachricht wäre raus gewesen, die Prinzessin hätte sich die Parkbank sparen können. Auch gut? Nein. Jede Information ohne einen visuellen Status Quo von Kate hätte die Paparazzi befeuert, ihr Gesicht vor die Kamera zu kriegen. Die Yellow Press hätte alles gegeben, um die Neugier auf ihre Art zu befriedigen.

(C) Kate hätte sich schon früher auf die Parkbank gesetzt

Für die Öffentlichkeit wäre das ihr liebstes Szenario gewesen, für Kate jedoch erst recht eine unzumutbare Tortur.

Erfahrene PR-Profis können mediale Dynamiken antizipieren, das ist ihre Aufgabe. Es ist jedoch nahezu unmöglich das Loch zu füllen, das entsteht, wenn eine medial überpräsente Person wie die Frau des britischen Thronfolgers nicht mehr präsent ist. Wir haben gesehen, zu welcher Ungeduld, Spekulation und Unruhe dies führt.

Man mag vom royalen Glitzer halten, was man will. In einer Medienwelt, die seit Jahren von dunklen Nachrichten geprägt ist, war eine Prinzessin Catherine ein strahlender Kontrapunkt. Sie fehlte den Menschen in dieser Rolle, sie fehlte ihnen als die liebenswerte Persönlichkeit, die sie ins Herz geschlossen haben. Auch das ist ein Kriterium, der für PR-Entscheidungen relevant ist.

Das Königshaus hat den Menschen in der vergangenen Woche gegeben, wonach sie sich am meisten sehnen: die Wahrheit. Und Kate ganz persönlich. Das Informations-Vakuum ist erst einmal gefüllt. Wir alle wissen, die medialen Boulevard-Dynamiken werden dennoch ihren Lauf nehmen. Das ist nicht aufzuhalten.

Über allem schwebt aber Kates Schlusssatz ihrer Ansprache, der sich an jene richtet, die ebenfalls von Krebs betroffen sind: „Bitte verlieren Sie nicht den Glauben oder die Hoffnung. Sie sind nicht allein.“ Eine Botschaft, die vor allem Betroffene bewegt. Ein Inhalt, der nicht vermuten lässt, dass man diese selbstbewusste Frau hierfür auf die Parkbank „bemühen“ musste. Und ein Trost, der für viele Menschen mehr ist als gute oder schlechte PR.

Über die Autorin: Kathrin Behrens ist Partnerin bei elfvorzwölf, einer Boutique-Beratung für Transformation und Kommunikation für den Mittelstand. Sie unterstützt Unternehmen im Wandel dabei, eine wirkungsvolle Change-Strategie und -Story zu entwickeln. Als Trainerin vermittelt sie Kernkompetenzen der Kommunikation und Strategien für Profis.

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