Studien Facebook und Twitter bringen keinen politischen Dialog in Gang

Einen nachhaltigen politischen Dialog haben Facebook und Twitter bislang nicht nach Deutschland gebracht. Das ist die ernüchternde Erkenntnis einer Untersuchung von Journalistikprofessor Andreas Elter. Im Rahmen eines Forschungsprojektes der Münchener MHMK, Macromedia Hochschule für Kommunikation, hat sein Team die Social-Media-Kommunikation der sechs bundesweit aktiven Parteien während der Landtagswahlkämpfe des Jahres 2011 statistisch ausgewertet. Obwohl alle Parteien Facebook und Twitter zur direkten Wählermobilisierung nutzten, gelang es keinem Landesverband, ihre User und Follower über den Wahltermin hinaus in einen regelmäßigen Dialog zu verwickeln.

In einer rein quantitativen Betrachtung erbrachte die Untersuchung das Ergebnis, dass sich ein Engagement in den Social-Media-Kanälen auszahlt: So konnte ein linearer Zusammenhang zwischen der Anzahl an Facebook-Posts und der Anzahl von User-Kommentaren oder Likes nachgewiesen werden. Zusätzliche Likes erhielt eine Partei zudem, wenn sie auf User-Kommentare reagierte. Im Gegensatz zu diesen quantitativen Beobachtungen stehen die Aussagen über die Qualität der Interaktion: Tendenzen zu einem längerfristigen Dialog mit den Wählern sind in Social Media nicht erkennbar, so das ernüchternde Fazit von Andreas Elter. „Die Kommunikation über soziale Netzwerke besitzt erhebliches Potenzial zur dauerhaften, feedbackorientierten Wählerbindung durch eine Partei. Im Jahr 2011 wurde dieses Potenzial von den analysierten Landesverbänden bei Weitem nicht abgerufen – das kurzfristige, kommunikative Engagement unmittelbar vor dem Wahltermin verebbte hinterher ganz kläglich. Hier können die Parteien im Sinne eines echten regelmäßigen politischen Dialogs noch viel erreichen!“ Elter leitet den Studiengang Journalistik an der MHMK. Über 15 Jahren lang war er als Redakteur, Reporter und Regisseur für Presse, Rundfunk und TV tätig.
Die Studie ist als Online-Publikation im Springer Fachmedienverlag erschienen. Titel: „Interaktion und Dialog? Eine quantitative Inhaltsanalyse der Aktivitäten deutscher Parteien bei Twitter und Facebook während der Landtagswahlkämpfe 2011“; Publizistik, Volume 58 (Jahrgang 2013), Issue 2 , pp 201-220, VS-Verlag; Print ISSN 0033-4006; Online ISSN 1862-2569; Preis: 34,95 Euro. Die Studie kann unter diesem Link direkt beim Verlag bestellt werden.

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