Rezensionen Femers: Wirtschaftskommunikation

Eine Buchbesprechung von Norbert Schulz-Bruhdoel, PR-Trainer (Punktum PR + Dialog), Remagen
Mit freundlicher Unterstützung von PR+plus Fernstudium Public Relations, Heidelberg

Journalisten können ein vielstrophiges Klagelied darüber singen, wie sich Werbegeklingel und Verkaufsförderungsabsichten in Pressemitteilungen mischen. Die Ursachen dafür sind bekannt: Zahlreiche Pressestellen arbeiten als untergeordnete Einheiten von Marketingabteilungen, viele PR-Verantwortliche haben niemals die Luft einer Redaktionsstube geschnuppert. Müssen Sie auch nicht – wenn es Ihnen gelingt, Äpfel, Birnen und sonstiges Obst auseinander zu halten.

Susanne Femers, Professorin an der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin, hat für ihre Studenten (und natürlich für alle, die wichtige Techniken des  Kommunikationsmanagements kennen lernen wollen) ein Fach- und Lehrbuch vorgelegt, das erstmals die unterschiedlichen Disziplinen bündelt, für die in Unternehmen und Institutionen Textkompetenz gefordert wird. Das Buch zeigt die ganze Bandbreite – von journalistischen Textformen, die für die Medienarbeit nutzbar sind, über Texte für die interne Kommunikation im Unternehmen, für die Internetpräsenz, für die Werbung, bis hin zu Texten für den wissenschaftlichen Diskurs.

Nach der Einführung widmet sich ein umfangreiches Kapitel der Notwendigkeit, dem Formulieren von Texten eine sorgfältige Recherche und Sachanalyse vorzuschalten: Nur wer den Sachverhalt verstanden hat, über den er schreiben soll, wird auch die rechten Worte finden. Dabei geht die Darstellung ein wenig ins Klein-Klein, wenn ausführliche Empfehlungen den Umgang mit Suchmaschinen erleichtern sollen, oder wenn ein Rat heißt, beim Gang zur Buchhandlung sei es nützlich, vorab die nützlichen Titel zu kennen. Aber: Hier spricht die Hochschullehrerin heutige Studenten an – die leider in der Schule häufig viel zu wenig über Informationsbeschaffung und -bewertung erfahren haben.

Etwas willkürlich ist die Einordnung eines Unterabschnitts „Presse- und Medienarbeit“ in das Kapitel „Texte für die Unternehmenskommunikation“, während sich das vorhergehende über vierzig Seiten hinweg mit „Journalistischen Texten“ befasst. Solche sind aber im Kontext des Kommunikationsmanagements das zentrale Instrumentarium der Presse- und Medienarbeit. Ebenso sonderbar ist, dass taugliche Textformen für die Kommunikation mit Mitarbeitern, Kunden und Geschäftspartnern nicht gesondert behandelt werden, sondern auf wenigen Seiten summarisch unter zwölf Schlagworten („Erfolgsfaktoren“) eingereiht sind. Weder für das Kundenmagazin noch für den Geschäftsbericht, weder für die Imagebroschüre noch für das Mitarbeiter-Rundschreiben gibt es mehr als ein paar Worte.

Wie in einem Lehrbuch über qualitätvolles Texten nicht anders zu erwarten, sind gleich zwei Kapitel den Fragen von Stil und Strukturen gewidmet. Hier wie überall schmückt sich die Autorin niemals mit fremden Federn: Wenn ihr Buch in der Verlagsreihe „das Kompendium“ erscheint, dann gewiss auch, weil Femers aus zahlreichen Quellen zitiert und Wissenswertes zusammenträgt, statt der Versuchung nachzugeben, das Rad neu zu erfinden. Von Ciceros „De Orationem“ bis zum zeitnahen „Lexikon der Werbesprüche“ hat die kluge Autorin keine Angst vor disparaten Zitierstellen. Viel Mühe hat Susanne Femers auf die Suche nach aktuellen und überzeugenden Beispieltexten verwandt, die sich auf mehr als der Hälfte der Seiten zeigen. Hinzu gesellen sich für jedes Kapitel Hinweise, was sich zum Thema noch zu lesen lohnt.

Den Charakter des Lehrbuchs unterstreichen zahlreiche Checklisten und am Schluss eines jeden Kapitels knappe Zusammenfassungen – die in teils recht knifflige Kontrollfragen und Aufgaben münden. Das Schlusskapitel offeriert neben „Lösungen“ eine Menge „Lösungsvorschläge“. Das ist einem Arbeitsfeld angemessen, in dem Kreativität einen wichtigen Stellenwert hat und wo es häufig mehr als einen guten Ansatz gibt, eine Aufgabe zu bewältigen.

Auch wenn der einführende Text die Überschrift trägt: „Ein Buch für Multitexttalente“, verrät Femers schon im dritten Absatz Ihr Credo, „dass für das Texten Talent keineswegs hinderlich ist, allerdings nicht zwingend vorausgesetzt werden muss …“ Dieser häufig leicht ironische, manchmal in den Sarkasmus kippende Tonfall macht das Lesen des in elf Kapitel mit zahlreichen Abschnitten und Unterabschnitten gegliederten Buches kurzweilig und leicht. Wie schön, dass eine veritable Hochschullehrerin weitgehend auf Fachsprache und komplizierten Satzbau verzichtet, ohne das angemessene Niveau auch nur momentweise zu verlassen!

Femers, Susanne (2006): Wirtschaftskommunikation. Rinteln: Merkur  Verlag, Reihe „das Kompendium“ von Christian Jaschinski (Hrsg.), 396 Seiten, ISBN 978-3-8120-0610-1.

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