Kommentare Kerlikowskys Kommentar über... Dioxin und Tote in der Bundeswehr als Ablenker politischer Probleme

kerlikowsky1Guten Tag! "Brot und Spiele" dem Volk bieten, um Ruhe beim Regieren zu haben, war im alten Rom eine erfolgreiche Strategie. Im 20. Jahrhundert wurde das Rezept abgewandelt. Aufmärsche und Massenveranstaltungen im Hitler-Deutschland, in der DDR, in der kommunistischen Sowjetunion oder in der Volksrepublik China unter Mao Tse Tung und seinen Nachfahren, jeweils von allen Medien ins rechte Licht gerückt, sollten beweisen, wie die Regierenden und das Volk eine Einheit sind. Im 21. Jahrhundert, in der nicht nur Medien, sondern Millionen Internet-Nutzer Informationen um den Globus transportieren und glauben, informiert zu sein, hat sich die Strategie der Regierenden gewandelt. Um die wahren Probleme der Bevölkerung nicht in die Köpfe der Bevölkerung kommen zu lassen, gibt es nicht nur Fußball, sondern viele unwichtige Nachrichten und Berichte über Ereignisse, die eigentlich keine sind – und Medien transportieren sie in Schlagzeilen und – schlimmer – Talkshows als angeblich wichtige Informationen.

In den letzten Wochen wurde die Bevölkerung auf diese Weise in Atem gehalten. Das gefährliche Dioxin, das fast überall vorkommt, schien die deutsche Bevölkerung in ihrer Gesundheit zu gefährden; doch es gab keine Gefahr, wie sich herausstellte. Aber es war ein dankbares Thema für die Medien, egal ob Radio, Fernsehen, Zeitung, Zeitschriften oder Internet, weil es Ängste schürte – und die verkaufen sich beim Leser gut. Eine tote Offiziersanwärterin auf dem Schulschiff "Gorch Fock" und ein durch Leichtsinn eines Kameraden beim Umgang mit der Waffe getöteter Soldat lieferten tagelang die Schlagzeilen. Gibt es nicht jeden Tag Tote bei Arbeitsunfällen, Autounfällen oder Pannen in den Kliniken?

Politiker sorgten dafür, dass zumindest die Unfälle auf der "Gorch Fock" und im Lager der deutschen Afghanistan-Soldaten tagelang Thema blieben. Mit Verve kritisierten die Parlamentarier im Bundestag zu späte oder nicht ausreichende Information durch den Bundesminister der Verteidigung, Karl-Theodor zu Guttenberg, der wegen der Entfernung zu den Orten der tragischen Ereignisse auch kein fundiertes Urteil haben konnte. Aber alle Medien nahmen sich der parlamentarischen Verhöre an, die nichts bringen konnten.

Wäre es nicht besser, wenn die Parlamentarier im Bundestag sich mit Steuerreformen, Subventionsabbau, Euro-Rettung oder Abbau der Bürokratie beschäftigen und im Parlament vor den Augen der Öffentlichkeit diskutieren würden? Dazu kommt es nicht mehr; denn die parlamentarische Demokratie ist praktisch bei uns abgeschafft. Die Entscheidungen werden nicht mehr von Parlamentarien diskutiert und abgesegnet, sondern von dem kleinen Zirkel der an der Macht befindlichen Koalitionsparteien bestimmt. Die Parlamentarier können sich über ihren mangelnden Einfluß mit Diäten, Dienstreisen und Wichtigtuerei trösten.
Ihr

Dr. Horst Kerlikowsky
Berlin, den 27. Januar 2011

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