Kommentare Bundeswehr: Kulturkampf statt Kulturwandel

stoltenow saschaWenn ich die aktuelle Berichterstattung über Ereignisse, die die Bundeswehr betreffen, richtig bewerte, stehen zu Guttenberg und die neue Führung der Bundeswehr vor einer ersten fundamentalen Krise, gegen die sich die medialen Erregungswellen und Kundus und Kerner harmlos ausnehmen.

Worum geht es? Derzeit werden vor allem drei Fälle öffentlich  diskutiert:

- Von Unbekannten vermutlich geöffnete Feldpostbriefe aus Afghanistan
- Der Unfalltod einer Offizieranwärterin der Marine auf dem Segelschulschiff Gorch Fock
- Der Tod eines Soldaten in Afghanistan, der vermutlich durch einen Kameraden wegen unsachgemäßen Umgangs mit einer Waffe verschuldet ist.

Warum sind das Zeichen einer fundamentalen Krise?

Im Oktober 2009 habe ich hier geschrieben, dass die Bundeswehr vor einem Kulturwandel stehe. Eineinhalb Jahre und eine Weise-Kommission später zeigt sich nun, dass der Wandel nun zum Kampf wird. Die Indizien sind eindeutig: Nicht der Minister hat die Aufklärung der o.g. Vorfälle aktiv betrieben, sondern der Wehrbeauftragte des Bundestages, Hellmut Königshaus, hat sie auf die Agenda gesetzt.

Damit bieten sich zwei Lesarten an:

1. Zu Guttenberg hat versucht, die unselige Tradition des Verschweigens und Vertuschens seines Vorgängers Franz-Josef Jung fortzusetzen. Dann hat er jetzt trotz seiner dynamischen Forderungen nach rückhaltloser Aufklärung ernsthafte Zweifel an seiner Glaubwürdigkeit geweckt.

2. Die Truppe (und ihre Führung) haben das Ministerium nicht ausreichend über die Vorgänge informiert, was nichts anderes bedeutet, als dass sie zu Guttenberg nicht folgen. Strafmildernd könnte hier allenfalls der Umstand sein, dass die Verantwortlichen die Brisanz der Vorgänge unterschätzt haben. Das aber wäre nichts anderes, als den schon vor zu Gutenberg geforderten aktiven Gehorsam verweigert zu haben.

Sascha Stoltenow, Waldems
mit Genehmigung des Autors übernommen von seiner Seite "Bendler-Blog - Anmerkungen zur sicherheitspolitischen Kommunikation".

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