Kommentare Das Schweigen der Banker - ein PR-Ratschlag?

Weltweite Finanzkrise - die Menschen sind in Sorge. Und die Branche, die der Verursacher der Misere ist, schweigt sich aus. Lediglich der Image-Award-Preisträger 2008, Commerzbank-Aufsichtsratschef Klaus-Peter Müller lässt sich interviewen - auch als Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken. Er und seine PR-Chefs haben den Preis im September wohl zu Recht erhalten. Aber alle, die sich sonst vor Kameras und Mikrofonen sowie in die Talkshows drängen, scheinen im Urlaub oder auf Auslandsreisen zu sein. Die Führungsetagen schweigen und selbst unkritische Journalisten können nichts fragen, um Antworten für ihre Leser, Hörer und Zuschauer zu erhalten. Die Bankmanager versagen in der Führungsaufgabe Kommunikation. Und mit ihnen auch ihre Pressesprecher, PR-Chefs oder wer sonst noch hochbezahlte Auftragskommunikation machen sollte. Und das wohl nicht nur in Schönwetter-Zeiten - oder?

Auch das NDR-Medienmagazin "Zapp" hat das Thema am 22. Oktober aufgegriffen. Dabei erhebt sich ein neuer Verdacht: haben die PR-Manager und/oder ihre PR-Agenturen gar selbst den Rat gegeben, wegzutauchen? Wären die Chefs denn überfordert, zu erklären, was sie doch vorher wortreich verkaufsfördernd den betrogenen Bankkunden untergejubelt haben? Mir scheint (übrigens nicht zum ersten Mal), dass feiges Kneifen vor der öffentlichen Meinungsbildung zu einem unprofessionellen Teilaspekt von Pressesprecher-Arbeit wird. Man muss ja nicht gleich an Täuschungen denken...

Und beim Magazin "Frontal 21" im ZDF am 21. Oktober sagte Sepp Dürr, MdL, Bündnis 90/Die Grünen: "Dieses arrogante Auftreten der Banker hat mich sehr schockiert. Sie haben Milliarden verschleudert und haben sich aber hingestellt, als hätten sie alles richtig gemacht und hätten die Weisheit mit Löffeln gefressen. Und das finde ich unerhört." Damit sprach er auch die Riesengehälter und die noch riesigeren Boni hat. Mit welchem Recht - für Milliardenverluste? Bezahlen müssen nämlich am Ende wir alle - spätestens 2009 (nicht nur als Steuerzahler). Kommunikationsbedarf auch hier - aber wieder Fehlanzeige.

Im Schlechtimage-Zentrum steht wieder mal (berechtigterweise) Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann. Übrigens: ihm wird am 13. November in Bonn der Zukunftspreis der Initiative Forum Zukunft der CDA/CDU/CSU überreicht. Und: in der Oktober-Ausgabe vom "medium magazin" ernannte Dr. Who (ein Pseudonym, hinter dem sich nach einem Branchenondit Norbert Essing verbergen soll) zum zweiten Mal den PR-Chef der Deutschen Bank Stefan Baron zum PR-Manager des Monats. Wohl etwas voreilig. Für mich eher ein weiterer Beweis, dass gute Journalisten (selbst "WirtschaftsWoche"-Chefredakteure) nicht zwangsläufig auch gute PR-Manager werden. Oder hört sein Chef Ackermann nicht auf ihn? Wäre auch kein Qualitätsausweis...   -fff-

N.S.: Am 24. Oktober wurde bekannt, dass Josef Ackermann den ihm bereits im November 2007 zugedachten Preis nicht annehmen wird. Bundeskanzlerin Angela Merkel soll über die Preisvergabe-Bekanntmachung sehr verärgert gewesen sein.

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