Kommentare Kommentar: Was nützen 71 Millionen Follower, wenn man nicht mit ihnen kommuniziert

ECCO Studie zur Fußball-WM: der Fall Özil zeigt, dass Zahlen Schall und Rauch sind

Oezil Mesut FIFA Friendly Match Austria vs Germany 2018 WikipediaDas sind schon beeindruckende Zahlen, die das PR-Netzwerk ECCO International Communications mit Hilfe der Agentur relatio PR da für die Nationalmannschaften zusammengetragen haben, die an der WM in Russland teilnehmen. Bei den Follower- und Fanzahlen wird jedes Unternehmen neidisch. Social Media mit Fußball-Prominenz funktioniert eben – quantitativ. Doch die Zahlen blenden, sie sagen nichts aus über die Qualität der Kommunikation zwischen Idol und Followern. Der Fall Mesut Özil (© wikipedia - Granada - CC-by-SA 4.0) macht das besonders deutlich.

Das ist keine Kritik an der Fleißarbeit der beiden genannten Agenturen, die pünktlich zum WM-Beginn die Zahlen erhoben haben. Doch es gibt eben schon zu denken, wenn diese Zahlen nichts anderes belegen als die Tatsache, dass es hier nur um die Selbstvermarktung der Nationalteams und ihrer Topspieler geht. So erklärt ja auch Studienleiter Patrick Sutter: „Die Topspieler machen den eigenen Namen zur Marke und zählen zu den wichtigsten Influencern in der digitalen Welt. Ihre Reichweite macht sie zu attraktiven Markenbotschaftern für Unternehmen.“

Nicht, dass das verwerflich wäre. Doch um eine wirkliche Kommunikation mit den Fans handelt es sich wohl nur in den seltensten Fällen. Die Nähe zu den Fans wird mit solchen Zahlen nur vorgetäuscht. Markenbotschafter ja, aber keine Botschaften, wenn es wirklich wichtig wäre.

Woran ich das festmache? Alleine schon daran, dass der deutsche Nationalspieler Mesüt Özil, der der Untersuchung zufolge rund 71 Millionen Follower hat, diese Reichweite nicht nutzt, um sich zu seiner mehr als fragwürdigen und irritierenden Begegnung mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan zu erklären. Kein Interview in TV- und Print-Medien, kein Statement in den sozialen Medien – nur Schweigen.

In Zeiten der unbegrenzten Kommunikationsmöglichkeiten, in denen gerade Fußballstars wie Özil zum permanenten Sender in Sachen Eigenvermarktung geworden sind, ist das mehr als schwach und dürftig. Deswegen sagen diese Zahlen über wirkliche Kommunikation nichts aus. Das muss man wissen.

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