Kommentare Kerlikowskys Kommentar über...den Untergang des Schiffs "Europa"

kerlikowsky1Guten Tag! Es erinnert an die "Titanic". Ein Wunderwerk der Technik, das wegen schlechter Schrauben an ihren stählernen Seiten zu schwach war, um der Gewalt eines Eisberges zu widerstehen. Nach dem ersten Schrecken wurde weiter getanzt, gelacht, gefeiert und getrunken. "Alles im Griff auf dem sinkenden Schiff" wäre heute das passende Lied für das Schiff "Europa".

Seit dem Beginn der Finanzkrise und der anschließenden Wirtschaftskrise, die vor drei Jahren in den USA begannen und nach Europa überschwappten, ist die Situation von einigen Euro-Ländern immer dramatischer geworden, obwohl inzwischen Billionen Euro von EU-Ländern, der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds in den Finanzkreislauf geflossen sind. Private Käufer von Anleihen wie Banken und Pensionsfonds erwarten bei staatlichen Anleihekäufen naturgemäß hohe Zinszahlungen. Woher sollen aber die Staaten das Geld nehmen? Natürlich von der Bevölkerung; denn die zahlt letztlich immer die Zeche.

Die von der EU bzw. der Kapitänin Angela Merkel verlangten Sparpläne in den Krisenländern haben zu steigender Arbeitslosigkeit und damit zu sozialen Problemen geführt. Und Arbeitslose hatten die EU-Länder ohnehin mehr als genug. Eurostat, das Statistikamt der EU, registrierte im März mit 17,365 Millionen Arbeitslosen 193.000 mehr als im Februar.

Die Dramatik liegt in der Jugendarbeitslosigkeit. Spanien hat 52% Arbeitslose unter 26 Jahren. Die aktiven und gut ausgebildeten jungen Spanier gehen ins Ausland. Ähnlich katastrophal ist die Lage in Portugal. Bei einer Arbeitslosenquote von 15% haben 115.000 gut ausgebildete Portugiesen das Land bereits 2011 verlassen. Der Trend der Auswanderung der Elite hat sich 2012 verstärkt. Sie gehen zumeist in das portugiesisch sprechende Brasilien und lassen ihren Anteil an den 78 Milliarden € Schulden, die Portugal von den Euro-Ländern und dem IMF hat, hinter sich. Bei einer Einwohnerzahl von 10,5 Millionen sind das 8.000 Euro pro Kopf. Die Abwanderung der Intelligenz dürfte auch in Griechenland fortschreiten. Die 10,5 Millionen Einwohner haben durch die Hilfen pro Kopf Schulden von 23.000 Euro, schreibt der Vertrauliche Schweizer Brief. Die Geberländer können die Kredite wahrscheinlich abschreiben.

Deutschland ist das größte Geberland, obwohl auch wegen der demographischen Entwicklung Sparen angesagt wäre. Zwischen 2010 und 2030 dürfte die "Aktivgruppe" der 25 bis 59jährigen von 40,5 auf 32,5 Millionen schrumpfen, die Einwohnerzahl dürfte bei circa 70 Millionen liegen. 29 Millionen von ihnen sind dann Rentner und Pensionäre. Heutzutage haben wir knapp 20 Millionen, deren Renten durch zusätzliche Belastungen im Sozialbereich und die Inflation innerhalb von 10 Jahren um 10% gekürzt wurden. Dafür ist Verständnis geboten; denn wir wollen das Schiff "Europa" doch nicht untergehen lassen. Das sind wir schließlich den Krisenländern schuldig, die über ihre Verhältnisse lebten. Oder?

Ihr
Dr. Horst Kerlikowsky

Berlin, den 4. Mai 2012

Mit freundlicher Genehmigung übernommen aus: ETAGE Media Selection (Copyright: Dr. Horst Kerlikowsky).
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