Das PR-Interview Interview: Uwe Kohrs verspricht mehr Sichtbarkeit für den Deutschen Rat für PR

Der Deutsche Rat für Public Relations (DRPR) kommt nicht in die Gänge. Auch ein halbes Jahr nach dem Ausscheiden der Deutschen Gesellschaft für Politikberatung (de’ge’pol) und drei Monate nach dem Wechsel im Vorsitz des Rates von Professor Günter Bentele zu Professor Lars Rademacher hört man kaum etwas vom Selbstkontrollorgan der PR-Branche. Aufbruchstimmung sieht anders aus. Woran liegt das? Das „PR-Journal“ sprach darüber mit Uwe Kohrs, dem aktuellen Vorsitzenden des Trägervereins des DRPR.

Uwe Kohrs

PR-Journal: Herr Kohrs, als Vertreter der Gesellschaft PR-Agenturen versuchen Sie gemeinsam mit der Deutschen Public Relations Gesellschaft (DPRG) und dem Bundesverband deutscher Pressesprecher (BdP) dem Rat den Rücken frei zu halten für seine unabhängige Arbeit. Doch selbst nach dem Ausscheiden der de’ge’pol im Oktober 2017 und dem Wechsel im Vorsitz des Rats von Professor Günter Bentele hin zu Professor Lars Rademacher zum Jahreswechsel kommt der DRPR nicht in die Gänge. Woran liegt das?
Uwe Kohrs: Es mag in der Öffentlichkeit zwar so wirken, als würde der DRPR nicht in die Gänge kommen. Hinter den Kulissen ist aber eine ganze Menge passiert. So haben wir jetzt die Arbeitsmodalitäten deutlich vereinfachen können, so dass sie zeitgemäßen Anforderungen entsprechen. Es gab natürlich auch noch offene Altthemen, die wir einvernehmlich geregelt haben. Und natürlich war der Übergang von Professor Bentele zu Professor Rademacher samt Infrastruktur zu organisieren. Im Rat selbst sind in dieser Zeit eine ganze Reihe von Fällen aus dem Online-Bereich bearbeitet worden. Nur aufgrund des kurzen Vorlaufs der Online-Richtlinie hat der Rat noch keine Rügen ausgesprochen. Das wird sich allerdings ändern. Aber immerhin hat sich zum Beispiel der Mediamarkt auch aufgrund der Intervention des Rates zur Kennzeichnung seiner Subsites durchringen können.

Bearbeitung von Fällen vereinfacht

PR-Journal: Im Trägerverein, so hieß es zuletzt, sind sich die nach dem Ausscheiden der de’ge’pol verbliebenen Verbände BdP, DPRG und GPRA in den Grundzügen einig. Sie haben das Ausscheiden der de’ge’pol begrüßt und sagten, man könne sich nun auf die inhaltliche Arbeit des Rates konzentrieren. Wie sieht die denn konkret aus? Welche Ziele verfolgen Trägerverein und Rat konkret für das Jahr 2018?
Kohrs: Unsere Branche befindet sich in einem dynamischen Veränderungsprozess und der Rat hat eine wichtige Rolle als Korrektiv und Organ, das Standards und Richtlinien entwickelt. Allerdings muss man den Rat und seine Arbeit natürlich wahr- und ernstnehmen in der Branche. Dazu ist ein gemeinsames Verständnis über die Rolle des DRPR extrem wichtig. Das ist in der neuen Trägerstruktur gegeben und wir werden gemeinsam dafür sorgen, dass die Arbeit des Rates in der Branche wirkungsvoll ist.

PR-Journal: Wie wollen Sie diese Ziele erreichen? Zuletzt war es recht still um die Arbeit des DRPR. Außer der Meldung über den neuen Vorsitzenden Rademacher stammt die letzte Pressemitteilung vom 2. Oktober 2017. Und auch hier ging es nicht um einen Fall, sondern um die Veröffentlichung der neuen Online-Richtlinie.
Kohrs: Wir haben die Bearbeitung von Fällen vereinfacht und dadurch die Grundlage für eine höhere Taktung geschaffen. Dennoch wird die Anhörung von Betroffenen immer Bestandteil des Vorgehens bleiben, sodass natürlich keine Rügen von jetzt auf gleich ausgesprochen werden können. Aber unser Ziel ist es, hier künftig deutlich stärker auf Ballhöhe mit der Branchenentwicklung zu sein.

Mehr Sichtbarkeit des DRPR in den Verbänden

PR-Journal: Nach dem Ausscheiden der de’ge’pol waren die verbliebenen Mitglieder des Trägervereins der Meinung, Public Affairs seien ausreichend vertreten. Man habe mehr Mitglieder aus dem Bereich Public Affairs vertreten als die de’ge’pol, sagten Sie. Nun sind aber seither keine neuen Fälle bekannt geworden. Mangelt es an Fällen oder an der Akzeptanz des Rates nach den internen Auseinandersetzungen im Trägerverein?
Kohrs: Der Bereich Public Affairs ist auch in Zukunft sehr gut im Rat vertreten und spiegelt eine ordentliche Marktabdeckung durch die Mitglieder der Trägerverbände wider. Nach den jüngsten politischen Entscheidungen ist davon auszugehen, dass wieder mehr Arbeit in diesem Bereich auf den Rat zukommt.

PR-Journal: Der neue Ratsvorsitzende Rademacher hat angekündigt, die Taktzahl der zu behandeln Fälle erhöhen zu wollen. Wie werden Sie darin unterstützen?
Kohrs: Wir werden dem DRPR in unseren Verbänden wieder mehr Sichtbarkeit verschaffen, um die Ratsarbeit zum Beispiel mit der Einreichung von neuen Fällen zu unterstützen. In der Vergangenheit war das Thema ja durch die permanenten Konflikte mit der de’ge‘pol nicht vergnügungssteuerpflichtig. Lars Rademacher kann sich jetzt voll auf die Ratsarbeit konzentrieren, - wir halten ihm im Trägerverein dazu den Rücken frei und vor allem kann er sich auf die kollegiale Zusammenarbeit der Verbände verlassen. Wir wollen uneingeschränkt, dass seine Arbeit und die des Rates erfolgreich ist.

Online-Richtlinie: Positive Rückmeldung aus anderen Verbänden

PR-Journal: Herr Kohrs, zuletzt haben Sie angedeutet, der Geltungsbereich des DRPR könne möglicherweise künftig ausgeweitet werden. Sie sagten im Oktober 2017, sie seien im Gespräch mit anderen Verbänden, die beispielsweise die jüngste Online-Richtlinie begrüßen würden. Vielleicht, so erklärten Sie weiter, könne man mit der Arbeit des Rates zum Impulsgeber für die gesamte Kommunikationsbranche werden. Wie sieht es hier konkret aus? Was haben die Gespräche gebracht?
Kohrs: Das ist ein spannendes Thema, das alle Verbände bewegt. Ich habe viele Gespräche geführt und die GPRA Employer-Branding Kooperation hat die notwendige Vertrauensbasis für eine gemeinsame übergreifende Initiative geschaffen. Die Rückmeldungen aus den anderen Verbänden sind bislang alle positiv und ich bin überzeugt, dass wir das in den nächsten Monaten hinkriegen.

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