Personalien Plötzlich und unerwartet: Norbert Schulz-Bruhdoel ist tot

Schulz Brudoehl TraueranzeigeNorbert Schulz-Bruhdoel (Foto) ist tot. Diese traurige Nachricht erreichte die PR-JOURNAL-Redaktion erst am 10. August. Dabei ist der frühere Journalist, Buchautor und Dozent an zahlreichen Hochschulen und Fortbildungsinstituten bereits am 23. Juni 2023 plötzlich und unerwartet während eines UIrlaubs in Südfrankreich verstorben, wenige Tage nach seinem 71. Geburtstag. Norbert Schulz Bruhdoel oder „nsb“, wie sein Kürzel lautete, war ein versierter Journalist, der sich im weiteren Verlauf seiner Karriere stark in der Aus- und Fortbildung engagierte. Dort machte er sich einen Namen, nicht zuletzt mit seiner PR- und Pressefibel, die er zusammen mit Katja Fürstenau veröffentlichte, oder seinem Praxisbuch Medienarbeit 2.0. Für das PR-JOURNAL schrieb er von 2010 bis 2016 die Kolumne „Gerüchte + Gerichte“.

Norbert Schulz Bruhdoel studierte in München und Bonn Rechtswissenschaft und Geschichte, parallel dazu volontiert er beim „General-Anzeiger Bonn“. Schon damals waren Wissenschaft und Forschung "seine" Themen, ebenso wie in späteren beruflichen Stationen bei „DUZ - Deutsche Universitäts-Zeitung“, dem „Deutschen Forschungsdienst“ oder bei „The Times Higher Education Supplement“ – insgesamt etwa zehn Berufsjahre war er Mitglied einer Redaktion. Nach weiteren Erfahrungen als Pressesprecher der größten deutschen Fachhochschule in Köln und später der Universität Düsseldorf kam der Schritt in die Selbständigkeit mit „Punktum Text + Dialog Büro für Wissenspublizistik“ und als freier Journalist.

Erfahrungen als Dozent sammelte er bei der Kölner Journalistenschule, später bei der Fortbildungsakademie des Instituts der deutschen Wirtschaft und bei privaten Ausbildern in Kommunikationsberufen wie der Akademie Führung und Kommunikation, Bad Nauheim, und der Initiative Kommunikation Heidelberg. Lehraufträge haben ihn an die Universität Marburg, die Hochschule Osnabrück und die Donau-Universität im österreichischen Krems geführt sowie in viele Unternehmen, Institutionen und Verbände im gesamten deutschsprachigen Raum.

Im PR-JOURNAL spießte er im Rahmen seiner Kolumne "Gerüchte + Gerichte" mediale Missstände, Demokratiedefizite und Fehlverhalten von Unternehmen auf. Gleichzeitig versorgte der äußerst ambitionierte Koch die Leserschaft mit feinen Gerichten, bei deren Verzehr sie trefflich über seine Beiträge streiten konnten.

Aus Anlass seines Todes veröffentlichen wir nachfolgend noch einmal seine letzte Kolumne, die am 11. Januar 2016 im PR-JOURNAL veröffentlicht wurde und überlassen ihm damit das letzte Wort. Redaktion und Verlag möchten ihm damit ein ehrendes Andenken bewahren. Das Mitgefühl gilt seinem Mann Hartmut Sprung.

Gerücht: Nur die Wurst hat zwei - nsb verabschiedet sich

OLYMPUS DIGITAL CAMERA         (nsb) Schreiben kann viel Spaß machen, und die Themen liegen auf der Straße. Das sind Gemeinplätze, die jeder Journalist kennt. Es gäbe also noch unendlich viele kulinarische Rezepte und Histörchen mit kulturhistorischem Hintergrund über Wachteln, Grünkohl oder Jakobsmuscheln, die hier stehen könnten. Und mehr oder minder sarkastische Zeilen über das unerschöpfliche Potenzial deutscher Medien, richtig groß Scheiße zu bauen.

Aber „Norberts Gerichte + Gerüchte“ wird es künftig nicht mehr geben: Alles hat seine Zeit. Auch eines dieser Worte, die immer richtig bleiben werden.

Am 1. März 2010 ging es los mit dem „Gerücht“ über Außerirdische, die ein britischer Oberhaus-Lord ganz ernsthaft unter uns ausgemacht haben wollte. Ein erstes „Gericht“ folgte eine Woche später. Im Rückblick bezeichnend: Es behandelte eine vegetarische Köstlichkeit und verwies damit auf einen Trend, der seitdem deutlich Fahrt aufgenommen hat. In den ersten beiden Jahren haben sich im Durchschnitt rund 2.000 Interessenten diese Artikel angeschaut. Und ich bekam etliche E-Mails, die um eine Präzisierung eines Rezept-Details baten oder mit mir über ein „Gerücht“ diskutierten. Letztere waren nicht immer freundlich; wie schön.

Es gab in den vergangenen sechs Jahren mehrere komplette Menüs, es gab deftige und raffinierte Gerichte, insgesamt sind rund 180 Rezepte mit Hintergründen zu Warenkunde und Genussgeschichte hier erschienen. 52 Mal gab es nichts Kulinarisches, sondern „Gerüchte“, weil die Medienleute irgendwie einen Anlass für eine Glosse oder Polemik geboten hatten. Mehr als einmal war das die unbändige Lust mancher Schreiberlinge, Schlagzeilen auf der dünnstmöglichen Faktengrundlage zu produzieren. Wie zum Beispiel in diesen Tagen, wenn Unmengen bedrucktes Papier und versendeter Zeit darauf verwandt werden, die unsäglichen – und nach wie vor völlig unklaren – Vorkommnisse von Köln zu beschnattern.

Es könnte also weiter gehen – aber alles hat seine Zeit. Das sehen wohl auch die Nutzer des „PR-Journal“ ähnlich, die Klickzahlen für „Gerichte + Gerüchte“ sind deutlich gesunken und lagen im letzten Halbjahr bei rund 500. Das „PR-Journal“ sieht neuen Zeiten entgegen – Rubriken können altern und unpassend werden. Ich fand es ohnehin erstaunlich, wie gut die Leckerschmeckereien aufgenommen wurden, obwohl Feuilletons über Artischocken & Co. nicht zu den zentralen Anliegen eines Branchenportals für die Kommunikationswirtschaft gehören. Für die jahrelange Treue bedankt sich sehr herzlich bei seinen Lesern:

Ihr Norbert Schulz-Bruhdoel

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