Rezensionen Pörksen: Trendbuch Journalismus

Rezension von Lars Rademacher, Hannover


Darf ein Rezensent von einem Buch einfach mal restlos begeistert sein? Vielleicht nicht, aber der vorliegende Band macht einem die neutrale Distanznahme nicht eben leicht. Der "gescheite Bernhard Pörksen“ (Heinz von Foerster) hat mit der vorliegenden Gelegenheitsarbeit mal wieder zweierlei unter Beweis gestellt: dass es nicht immer die großen Vorhaben sein müssen, aus denen wunderbare publizistische Produkte entstehen – und dass der journalistische Nachwuchs unendlich viel zu bieten hat. Mit seinem spannenden Band tritt er zudem den Beweis dafür an, dass die von Ralf Dulisch bereits 1998 erkannte Auflösung tradierter Ausbildungswege im Mediensystem immer mehr Realität wird: Die Grenzen zwischen Journalismus, Unterhaltung, Werbung und PR lösen sich auf, die alten Formate verlieren an Bedeutung. Neue Mischungen und Darstellungsformen entstehen – und mit ihnen neue Anforderungsprofile und Berufsbilder.

24 Studierende der Journalistik an der Hamburger Universität haben unter der Anleitung von Bernhard Pörksen und Brand Eins-Redakteur Jens Bergmann einen repräsentativen Querschnitt der journalistischen Elite in Deutschland vorgenommen und sie nach allen Regeln der (journalistischen) Kunst und ihrem eigenen Werdegang, aber auch zu den Veränderungen des Medienzirkus befragt.

Ebenso spannend wie die journalistischen Ikonen der Gegenwart (von Aust und Beckmann über Diekmann, Funk und Maischberger bis Naumann, Spreng, Strunz und Will) sind die Grenzgänger Andreas Fritzenkötter (Bauer Verlag) oder Sebastian Turner (Scholz & Friends), die noch vor einigen Jahren sicher nicht in einem solchen Band enthalten gewesen wären. Von Fritzenkötter lernen die PRler wieder einmal, dass man wohl noch erfolgreicher betreiben kann, wenn man einige Jahre im Journalismus gelernt hat, damit man versteht, was Journalisten wollen – nicht was sie wollen sollen.

Mit dem Projekt, das auf einem Schreibseminar von Pörksen und Bergmann am Hamburger Institut für Journalistik und Kommunikationswissenschaft beruht, bekommen die Jungprofis gleich eine gute Visitenkarte in die Hand: Ohne Scheu haben sie die großen Tiere ihrer Zunft interviewt und damit bewiesen, dass große Namen sie nicht schrecken oder behindern. Direkt sind ihre Frage, mutig bisweilen. Und zumeist sehr unterhaltsam. Die Idee selbst, dass junge Journalisten solche kleinen Glanzstückchen erarbeiten, die dann veröffentlicht werden und eine gute Visitenkarte für den Berufseinstieg abgeben, ist nicht unbedingt neu und wurde m.E. v.a. von der Dortmunder Journalistik betrieben. Die Perfektionierung des Mechanismus, zu dem neben einer Idee auch die perfekte Umsetzung gehört (mit großen Namen und einem klugen kleinen Verlag), darf man Pörksen schon attestieren. Gescheit halt.

 

Buchtitel: trendbuchBernhard Pörksen (Hsg.): "Trendbuch Journalismus. Erfolgreiche Medienmacher über Ausbildung, Berufseinstieg und die Zukunft der Branche"; unter Mitarbeit von Jens Bergmann; Herbert von Halem Verlag, Köln; 2005; 300 Seiten; Preis: 16,00 Euro; ISBN: 3-931606-87-2.

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