Das Buch beschäftigt sich mit der Frage, warum die Dinge in Hierarchien nicht funktionieren, wie sie funktionieren sollen. Es geht von der These aus, dass in Hierarchien Chaos herrscht und alle Versuche, Ordnung hineinzubringen, nur an der Oberfläche stattfinden und daher erfolglos bleiben müssen. Wer dies erkennt – und das ist die Mehrheit -, unterliegt dem Dilemma, Ent-scheidungen treffen zu müssen im Wissen um ihre Erfolglosigkeit. Dies führt beim Betroffenen zu einem  Bündel von Krankheitssymptomen, dem Chaos-Syndrom, das sich z.B. in Resignation, Hyper-Aktivität oder der Suche nach einfachen Rezepten und Heilslehren äußert. Der Ausweg besteht darin, das Chaos als attraktive Umgebung zu akzeptieren, ohne ihm zu erliegen.

Zielgruppe des Buches ist daher der Bildungsbürger, der sich selbst täglich in den Mühlen einer chaotischen Hierarchie befindet und nur unvollständig versteht, was passiert. Er ist Leitender Angestellter eines Großkonzerns, Höherer Beamter, Offizier, Mitarbeiter eines Medienunternehmens oder einer, der diese Ebene zu erreichen hofft. Er hat von Parkinsons Gesetz gehört, "Das Peter-Prinzip“ gelesen, einige Broschüren über Murphys Law im Schreibtisch liegen und die schönen Fraktale aus der Chaosforschung im Kopf. Er sucht Rat, genauer: die ultimative Lösung seiner Probleme in der Hierarchie und glaubt noch, dass es sie gibt. Er sucht sowohl Neues als auch Bestätigung bisheriger Erfahrungen.


Der Inhalt ist - nach einer Einleitung – in fünf Kapitel gegliedert:
1. die Ursachen des Chaos, zu denen der Mensch, die Struktur, die Prozesse gehören. Mensch: Der Ignorant wie der Könner, der Häuptling wie der Indianer tragen gleichermaßen zum Chaos bei. Die Struktur verwirrt, weil zwischen der Organisation und ihren Aufgaben keine Deckung besteht; es wirkt Parkinsons Gesetz. Die Prozesse in Hierarchien führen zum Aufstieg von Ignoranten (Peter-Prinzip) und - aufgrund der Komplexität der Prozesse - zum Versagen der Kommunikation, zu Konflikten und Fehlern (Murphy). Dazu kommen externe Einflüsse, z.B. externe Berater.
2. Der Kampf gegen das Chaos besteht aus der Suche nach Problemlösungen. Häufige Irrwege sind die Befassung mit Pseudo- und unvollständig verstandenen Problemen sowie das Wegschieben, Ignorieren und Bewältigen lästiger Probleme. Systematische Entscheidungsfindungsprozesse finden selten statt, sind im allgemeinen fehlerhaft und intuitiven Entscheidungen kaum überlegen.
3. Das Kapitel Durchsetzung von Lösungen (das heißt auch der falschen) wird durch eine kurze Abhandlung zum Thema Macht eingeleitet. Die beiden wichtigsten Mittel, Zwang (Unterdrückung) und Täuschung (Verführung) werden in ihren verschiedenen Ausprägungen vorgestellt.
4. Der Kreis schließt sich mit dem Kapitel Folgen von Lösungen, denn diese müssen wegen ihrer Nebenwirkungen und Spätfolgen als Ursache neuer Probleme, neuem Chaos, angesehen werden.
5. Das letzte Kapitel Chaos und Hierarchie zeigt einen schwierigen, aber gangbaren Ausweg. Chaos darf nicht eines der vielen Probleme sein, das gelöst werden muss, sondern natürliche Umgebung und wichtigstes Grundmuster unseres Lebens. Die Eigenschaften des Chaos: Stabilität, Dynamik, Selbstorganisation und Selbstregulierung machen Organisationen und Verfahren möglich, die schöpferischer sind und mehr Spaß machen.
Methodisch wird von folgenden Prämissen ausgegangen: Der Leser sucht Dreierlei: Bestätigung, Verstehen komplexer Vorgänge, einfache Rezepte.

Daher müssen Sachverhalte und Meinungen auf verschiedene Weisen  vorgetragen werden:
1. Zu einem kleineren Teil (vorn im Text) werden verbreitete Urteile, auch Vorurteile, wiederholt. Reaktion des Lesers: "Genau! Habe ich immer schon gesagt. Gutes Buch.“
2. Mehr Raum nehmen neue, einfache Erklärungen ein. Reaktion des Lesers: "Da hätte ich auch drauf kommen können. Der Autor hat es aber besser formuliert.“
3. Einige vereinfachende, prägnante Regeln sind Fixpunkte. Obwohl das Leitmotiv des Buches "Die goldene Regel ist, es gibt keine goldene Regel“ lautet, werden dennoch einige Gesetze, Hypothesen, Paradoxa formuliert, weil der Leser überspitzte "Wahrheiten“ leichter aufnimmt, behält (und später zitiert).
4. Beispiele aus Geschichte und Wirtschaft sowie Zitate sollen den Text beleben.
Stilistisch blieb also eigentlich nur die Mittel der Satire, der Ironie und zuweilen des Sarkasmus, wenngleich diese im letzten Kapitel versagen. Hier aber wird ihr Fehlen nicht empfunden. In einigen wenigen Fällen wurden hintergründige Formulierungen hart am Rande des Nonsens für passender empfunden.

Warum sollte man das Buch lesen?
Genauer: warum ist es für die Zielgruppe ein Gewinn?
1. Das Thema ist immer aktuell, oft akut; neue Sichtweisen, neue Argumente tun gut.
2. Es ist kein trockenes Sachbuch, vergnüglich zu lesen und erleichtert dennoch das Verständnis von Phänomenen in der Hierarchie.
3. Es ist ein Anstoß, den eigenen Beitrag innerhalb der Hierarchie selbstkritisch zu betrachten, den anderer hingegen gelassener.
4. Das Buch gibt Anregungen zu neuen, realistischen Überlegungen zur Struktur von Organisationen und zu lösungsorientierten Abläufen.

Buchtitel: ChaossyndromHorst Michael Hanika: "Das Chaossyndrom. Warum Hierarchien nicht funktionieren, wie sie sollen"; Signum-Verlag; März 2005; 230 Seiten; Preis: D/A 19,90 Euro - CHF 34,90; ISBN: 3-85436-367-2.

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