Personalien Allzu offenes Interview führt zur Trennung: Flughafen BER setzt Kommunikationschef Abbou vor die Tür

Abbou Daniel KomChef Flughafen BERKarsten Mühlenfeld, der Vorsitzende der Geschäftsführung des Flughafens BER, hatte es vor Weihnachten sehr eilig, seinen neuen Sprecher vorzustellen. Sein Statement für seinen neuen Sprecher war voller Vorschusslorbeeren (wir berichteten): „Ich freue mich mit Daniel Abbou einen Kommunikationsprofi gewonnen zu haben, der sowohl in den Medien als auch in der Politik über ein großes persönliches Netzwerk verfügt und Vertrauen genießt. Herr Abbou wird die Kommunikation der Flughäfen Tegel, Schönefeld und vor allem die des neuen Flughafens BER neu strukturieren. Er hat schon in der Vergangenheit schwierige kommunikative Aufgaben übernommen und diese erfolgreich gemeistert.“ Jetzt, gut viereinhalb Monate später, sieht die Welt anders aus. Abbou wurde aufgrund eines allzu offenen Interview mit dem „prmagazin“ von seinen Aufgaben freigestellt - vorerst, wie es in einigen Medien hieß. In einer Stellungnahme meldete sich auch der Präsident der Deutschen Public Relations Gesellschaft (DPRG), Norbert Minwegen, zu Wort. Er betonte, wie wichtig die Abstimmung von CEO und „seinem“ Kommunikationschef sei.

Es waren wohl Passagen wie die folgenden, die ihn seinen Job kosteten. Zu den wiederholten Verschiebungen der Eröffnung sagte Abbou: „... Mein Technikchef hält weiter daran fest, dass es eine Chance gibt, 2017 einzuhalten. Und wenn er das glaubt und mir das auch kommuniziert, dann ist es so.“ Doch auf den Einwand der Redaktion, es sei ja für den Regierenden Bürgermeister Michael Müller ungünstig, wenn es dann doch erneut zu einer Verschiebung käme, sagte Abbou: „Glauben Sie mir, kein Politiker, kein Flughafendirektor und kein Mensch, der nicht medikamentenabhängig ist, gibt Ihnen feste Garantien für diesen Flughafen.“

Darüber hinaus kritisierte Abbou seinen Chef Mühlenfeld ungewöhnlich offen. Über einen Brief Mühlenfelds, in dem er auf Kritik aus dem Brandenburger Landesrechnungshofs reagierte und auf Geheimhaltung pochte, habe er „sehr mit der Stirn gerunzelt“, heißt es an einer Stelle. An einer anderen Stelle nahm er Stellung zu einem zitierten Satz Mühlenfelds, in dem dieser den Rechnungshof um Aufklärung darüber bat, wie der Bericht zur Presse gelangt sei, und sagte: „Da war der Punkt, an dem ich meinen Kopf auf die Tischplatte geschlagen habe.“

Das war dann wohl zuviel der Offenheit. In einer Erklärung des Flughafenchefs Mühlenfeld heißt es lapidar zur Begründung der Trennung: „Das Interview von Herrn Abbou mit dem ‚prmagazin‘ ist nicht mit der Geschäftsführung abgestimmt.“

DPRG-Präsident Minwegen unterstrich in seiner Stellungnahme, dass Transparenz und Offenheit aus Sicht der DPRG wichtige Säulen der Unternehmenskommunikation seien, die zur Positionierung und Wahrnehmung eines Unternehmens oder einer Organisation als aufrichtiger Partner der Öffentlichkeit beitrügen. „Diese fortschrittliche Haltung setzt für den Fachverband für Kommunikationsprofis allerdings eine kommunikationsstrategische Grundlage und Koordination sowie ein Höchstmaß an Vertrauen im Unternehmensmanagement voraus. Die Abstimmung von CEO und ,seinem' Kommunikationschef rangiert in diesem Zusammenhang an oberster Stelle. Die Presseberichte zur Entlassung des BER-Pressesprechers Daniel Abbou deuten darauf hin, dass diese Grundmaxime eines vertraulichen Verhältnisses verletzt worden ist." Weitere Informationen stünden der DPRG bis dato nicht zur Verfügung, so dass eine Wertung des Sachverhalts und der beteiligten Personen zum jetzigen Zeitpunkt ausgeschlossen werde.

Zum Interview mit Daniel Abbou im „prmagazin“ (kostenpflichtig) geht es hier.

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