Branche DPRG-Präsidentenwahl: Die Kandidaten antworten auf fünf Fragen von "neues PR-Portal"

Wie wir bereits gemeldet haben, kandidieren am 25. Juni in Mainz bei der DPRG-Mitgliederversammlung zwei Persönlichkeiten der Branche um das Amt des Präsidenten: Jürg W. Leipziger (61), Geschäftsführender Gesellschafter der Leipziger & Partner Kommunikation GmbH (GPRA), Frankfurt am Main und Ulrich Nies (47), Leiter Information Coordination der BASF AG, Ludwigshafen. Damit Mitglieder und die Branche sich über die Ziele der Kandidaten informieren können, stellte "neues PR-Portal" jedem die gleichen fünf Fragen - hier sind die Antworten.

1. Frage: Zum zweiten Mal gibt es in der 47-jährigen Geschichte der DPRG (nach 1988) zwei Kandidaten für das Amt des Präsidenten. Wie beurteilen Sie dies und könnte es evtl. am 25. Juni ein neues Präsidium mit Vertretern "beider Listen" geben?

Foto: LeipzigerJürg W. Leipziger:
Ich beurteile das sehr positiv, weil eine Wahl nur dann eine wirkliche Wahl ist, wenn die Mitglieder eine Alternative zur Auswahl haben. Dies ist auch in meiner urdemokratischen Grundeinstellung fest verankert.- Zur Frage der Vertreter beider Listen: Warum nicht - die Besten sollen es machen.

Foto: NiesUlrich Nies:
Konkurrenz belebt das Geschäft. Im Ernst, die Ankündigung der Kandidatur von Professor Leipziger hat bereits dazu geführt, dass sich unser Team noch stärker in die Riemen legt. Das kann für die DPRG nur gut sein. Wichtig ist jetzt, dass wir in den kommenden Monaten fair miteinander umgehen. In dieser Frage passt zwischen Professor Leipziger und mich kein Blatt Papier. Zur Beantwortung Ihrer zweiten Frage fehlen mir wesentliche Informationen. Wir kennen weder ein Team noch ein Programm der anderen. Was ich jedoch sagen kann, ist dass unser Personaltableau nicht beliebig ist. Ich kann auf keinen der Kollegen verzichten.

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2. Frage:
Ist die "Kampfabstimmung" eine Entscheidung zwischen einer unternehmensdominierten "Nies-Liste" und einer "Leipziger-Landesverbandsliste"?

Jürg W. Leipziger:
Nein

Ulrich Nies:
Das ist eine Unterscheidung, auf die ich mich nicht einlasse. Unsere Liste ist mit Beteiligung aus den Ländern und aus dem bestehenden Vorstand entstanden. Auch wenn uns aus mehreren Ländern große Zustimmung der Funktionsträger erreicht hat, bin ich nicht so vermessen zu sagen: diese Landesverbände stimmen für uns. Es sind die einzelnen Mitglieder die entscheiden. Alles andere wäre ein seltsames Demokratieverständnis.
Für mich zählt nur eines: Wie können wir die DPRG zu dem Berufsverband für unsere Branche entwickeln? Dieser hohe Anspruch erfordert Markt- und Meinungsführerschaft. Kein anderer Verband ist so nahe an diesem Anspruch dran. Aber auch wir erfüllen ihn derzeit nicht. Das zeigt der Erfolg unserer jungen Konkurrenz, für die ich hohe Achtung empfinde. Wenn ich jetzt einen Vorstand vorschlage, der sich neben gestandenen Agenturleuten wie Stephan Cremer und dem für die Ausbildung zuständigen FAZ-Mann Peter Steinke vor allem aus Kommunikationschefs großer Unternehmen zusammensetzt, hat das vor allem strategische Gründe. Diese Kollegen symbolisieren mit ihrer Bereitschaft sich persönlich zu engagieren, dass sie die DPRG für fähig halten, den Anspruch zu erfüllen: "Der Berufsverband“ zu sein. Und sie sind es sich und ihrer Reputation schuldig, das ihnen zur Verfügung stehende Know How und ihre Ressourcen einzusetzen, um dies Wirklichkeit werden zu lassen – gemeinsam mit den Landesvorständen und allen Mitgliedern. Diese in der Geschichte einmalige und in unserer Situation so ermutigende Chance sollten wir uns nicht entgehen lassen.    


3. Frage: Die DPRG hat durch den Pressesprecherverband "Konkurrenz" bekommen. Ist da was falsch gelaufen? Was muss für eine der Branche dienenden "Verbandslandschaft" anders gemacht werden?

Jürg W. Leipziger:
Ja. Es darf für einen Berufsverband keine Ausgrenzung geben. Wir alle sind PR-Leute und gehören deshalb alle in eine berufsständische Organisation - möglichst ohne Ausnahme.

Ulrich Nies:
Natürlich haben wir etwas falsch gemacht oder nicht genug gemacht. Und das ist umso ärgerlicher als wir es im vorangegangenen Jahr geschafft hatten, mit der inkom den führenden Verband für interne Kommunikation zu integrieren. Für diese Fusion habe ich fast ein Jahr lang als inkom-Präsident gekämpft. Da tut es doppelt weh, wenn sich eine Teildisziplin der Kommunikationsbranche anderswo konstituiert. Man stelle sich vor, da stehen ein paar honorige junge Leute zusammen und überlegen, wer sie in ihrer Rolle als PR-Mitarbeiter in Unternehmen vertritt und es fällt ihnen nicht die DPRG ein. Und anschließend haben sie auch noch aus dem Stand einen Riesenerfolg. Da kann man nur gratulieren.
Natürlich genügt es nicht, da einfach einen noch gewichtigeren DPRG-Vorstand entgegenzusetzen. Wir müssen vielmehr Prozesse in der DPRG gemeinsam entwickeln und implementieren, die unsere enormen Kräfte besser frei setzen. Daran arbeiten wir derzeit im Vorstand mit den Landesvertretern in einem Strategieprozess, zu dem wir am letzten Wochenende erneut zusammengekommen sind. Mehr Verantwortung für Landesgruppen und Hauptausschuss, strategische Ressourcenzuweisung, professionelle Kommunikation und ein  zielorientierter Planungsprozess sind nur einige der Themen an denen wir in den nächsten Monaten weiterarbeiten werden. Der Strategieprozess zeigt, wie eng, offen und sachorientiert Länder und Bundesvorstand derzeit zusammenarbeiten. Wir haben konkrete weitere Schritte vereinbart, die mich sicher machen, dass im Juni bereits eine ganz andere DPRG zu ihrem PR-Tag zusammenkommen wird. Wir alle sind uns darüber einig, dass wir jetzt nicht innehalten und notwendige Schritte auf die Zeit nach der Wahl verschieben dürfen. Das würde der DPRG großen Schaden zufügen.
Mit dem BdP wollen wir auf Augenhöhe das Gespräch suchen, schauen, wo wir gemeinsam etwas besser machen können und dann einfach mal sehen, was sich entwickelt. Auch hier kommt es auf die Entwicklung beider Verbände an. 

 

4. Frage: Im Bereich PR-Ausbildung und vor allem der PR-Prüfungen wurde in der Vergangenheit im Zusammenhang mit den Themen DAPR Deutsche Akademie für Public Relations/eigene DPRG-Zertifizierungen und -Prüfungen nicht gerade
professionell operiert. Kommt nun die große Lösung aller Kommunikationsverbände? Was ist im Interesse der Betroffenen notwendig?

Jürg W. Leipziger:
Ich strebe eine solche Lösung an. Ich möchte, dass es in unserer Berufsbranche eine von allen Bereichen anerkannte Prüfung gibt. Dies ist zu Gunsten unseres Berufsstandes und zu Gunsten der Geprüften.

Ulrich Nies:
Bitte verstehen Sie, dass ich Ihr Eingangsstatement mangels historischem Background nicht kommentieren kann. Was ich aber weiß, ist, dass wir hier auf einem guten Weg sind. Das verdanken wir einem Verhandlungsteam in dem Peter Steinke die DPRG vertritt und aus dem er uns über große Offenheit auf allen Seiten und gute Fortschritte berichtet. Ich bin da sehr optimistisch, dass auch dieses Thema nicht einfach an die neue Vorstandsmannschaft delegiert wird. Die jungen Leute haben einfach ein Recht darauf, dass wir uns rasch einigen.    


5. Frage: Was ist Ihr Programm (in Stichworten) für die Zukunft des Berufsverbandes DPRG?

Jürg W. Leipziger:
Ich habe noch kein festgelegtes Programm, weil ich möglichst viele Meinungen anhören möchte, um die richtigen, notwendigen Weichenstellungen auch für die Zukunft vornehmen zu können.

Ulrich Nies:
Ich hielte es für vermessen wenn unser Team so vorgehen würde, jetzt einen Entwicklungsplan für die DPRG zu schreiben. Den wollen wir in den nächsten Monaten gemeinsam mit den Funktionsträgern und Mitgliedern erarbeiten. Natürlich liegen einige Themen quasi auf der Strasse. Dazu gehört die Integration des Nachwuchses. Am Wochenende habe ich zu meiner großen Verblüffung gelernt, dass die Juniorenmitglieder kein Stimmrecht haben. Das hat mich fast in einen Lachkrampf getrieben. Den Bundestag darf ich mit 18 wählen, das DPRG-Präsidium erst mit 35 – es sei denn ich zahle vorher den vollen Beitrag.
Aber stichwortartig zu den weiteren Arbeitsfeldern: Aufbau in den neuen Bundesländern, Prüfung des Potentials im Non-Profit-Bereich, Schnittstellenprüfung zur Werbung und anderen Disziplinen, Services für unterschiedlichste Mitgliedergruppen, Überprüfung der Beitragsmodelle und Themenscouting in einer sich globalisierenden  PR-Welt. Das sind nur einige Themen, derer wir uns annehmen müssen.
Voraussetzung für den Erfolg sind vor allem Prozesse, die Mitglieder und Funktionsträger stärker einbinden. Das gilt für die Strategieentwicklung wie für die konkrete "Geschäftsplanung“ eines Jahres. Mehr Freiheit, aber auch mehr Verantwortung für die Landesgruppen – das ist unser Weg. Wenn uns dies gelingt, werden wir 2008 unsere 50 Jahre DPRG als der Berufsverband feiern können.

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