Das PR-Interview PR-Interview Nr. 71 - Frank Scheulen: „PR ist wichtig für die Prävention“

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scheulen-frankInterview mit Frank Scheulen über die Besonderheiten der PR des Landeskriminalamts Nordrhein-Westfalen

PR-Journal: Sie sind von Haus aus Kriminalhauptkommissar. Wie kommt man von dort zur PR?

Frank Scheulen: In Nordrhein-Westfalen sind alle Polizeisprecher Polizeibeamte. Sie vertreten die Exekutive in der Öffentlichkeit. Das kann man am besten, wenn man das System von innen kennt und um die internen Strukturen, Wege und Gepflogenheiten weiß. Als Polizist müssen sich nicht erst in die polizeiliche Denke und den Sprachgebrauch einfinden, sondern sind darin zu Hause. So gesehen, ist der Weg dann gar nicht so weit.

PR-Journal: Welchen Stellenwert hat die PR generell für die Polizeiarbeit? 

Frank Scheulen: Einen sehr hohen. Zum einen beantworten wir natürlich die vielen Anfragen von Journalisten. Zum anderen betreiben wir selbst Medienarbeit, insbesondere wenn es um das Thema Prävention geht. Denn nicht nur in den Redaktionen gibt es „Alle Jahre wieder“-Themen, sondern auch bei uns, zum Beispiel die regelmäßig steigende Zahl von Wohnungsaufbrüchen in den Sommerferien oder der dunklen Jahreszeit. Denen setzen wir landesweite Aufklärungs-Kampagnen wie „Riegel vor!“ entgegen. Die Aktionsprogramme reichen vom Aktionslogo bis zu einfach umzusetzenden Präventionstipps. Wir bieten die verschiedenen Materialien an – wie sie genutzt werden, liegt bei den ortsansässigen Polizeibehörden und ist individuell unterschiedlich.
PR-Journal: Ihr Job unterscheidet sich von dem eines „normalen“ Pressesprechers. Was dürfen Sie sagen, was nicht?
 

Frank Scheulen: Der erste Unterschied liegt darin, dass das LKA als staatliche Behörde nach dem Landespressegesetz NRW verpflichtet ist, „den Vertretern der Presse die der Erfüllung ihrer öffentlichen Aufgabe dienenden Auskünfte zu erteilen“. Einer solchen Verpflichtung unterliegen Unternehmen nicht. Der nächste Unterschied ist der, dass wir nur etwas zu Sachverhalten sagen, für die das LKA sachlich zuständig und in die es involviert ist. Aus verständlichen Gründen geben wir keine Statements zu Fragen der Einsatz- oder Ermittlungstaktik. Und wir sagen nicht, was Täter „falsch gemacht“ haben, denn wir wollen Nachahmern ja keine Tipps geben, wie sie es besser machen können. 

PR-Journal: Entscheidend ist oft auch, wie Sie manches sagen? 

Frank Scheulen: Stimmt. Polizei und Justiz haben sozusagen eine eigene Sprache. Wir sind daran gewöhnt, uns juristisch korrekt auszudrücken. Die hohe Kunst besteht darin, Sachverhalte medial so rüberzubringen, dass sie der Normalbürger versteht, wir uns aber rechtlich nicht angreifbar machen. Das ist manchmal ein schmaler Grat.

PR-Jornal: Was halten Sie von der privaten Tätersuche per Facebook? Hat es kürzlich in Köln gegeben.

Frank Scheulen: Die Fahndung nach Straftätern ist ureigenste Sache der Polizei. Die Beamten sind dafür ausgebildet, und sie sind an Recht und Gesetz gebunden. Vor jeder Öffentlichkeitsfahndung mit einem Foto oder einer Fotomontage stehen erst die polizeiliche und die staatsanwaltschaftliche Ermittlung und Prüfung, und dann befasst sich ein Richter mit dem Fall. Immer – und aus gutem Grund – ist in solchen Fällen ein richterlicher Beschluss vonnöten. Stellen Sie sich nur einmal vor, jemand stellt ein falsches Bild ins Netz. Ob in bester Absicht oder nicht – ich möchte nicht in der Haut desjenigen stecken, der da fälschlicherweise öffentlich am Pranger steht. Im schlimmsten Fall beginnt ein Kesseltreiben, das dramatische Folgen haben kann. Also: Keine Tätersuche auf eigene Faust. Nicht zu Fuß und nicht in Facebook.

Frank Scheulen (51) ist Erster Kriminalhauptkommissar und Pressesprecher des LKA NRW in Düsseldorf. www.lka.nrw.de

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