Studien Interne Kommunikation: Weniger ist mehr

Eine Umfrage der Hamburger Agentur nwtn bringt es an den Tag, weniger – und seltener – ist in der internen Kommunikation mehr. Die Nachrichtenflut und die vielen Kanäle lösen Stress bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus. Der Wunsch aus der Belegschaft: Lieber nur wöchentlich und dann eine Information, wenn es wirklich etwas Neues gibt. Die Befragung von bonsai Research im Auftrag von nwtn zeigt, dass die Unzufriedenheit mit der internen Kommunikation zunimmt.

Die Nachrichtenflut kann Stress auslösen. Das gilt auch für die interne Kommunikation. (Grafik: nwtn)

Dass es in Zeiten einer zunehmenden Informationsüberflutung immer schwerer ist, die Gunst des Publikums zu gewinnen oder überhaupt wahrgenommen zu werden, ist seit Jahren Alltag und Herausforderung für die externe Kommunikation. Nun steht auch die interne Kommunikation immer mehr im internen Wettbewerb. Tool-Vielfalt, Format-Inflation und gestiegenes internes Sendungsbewusstsein lassen Mitarbeitende selektiver und gleichgültiger gegenüber den Nachrichten aus Unternehmenskommunikation, Marketing, HR und Unternehmensspitze werden.

Die Folge: Obwohl mehr intern kommuniziert wird, wächst die Unzufriedenheit bei Mitarbeitenden. Eine repräsentative Umfrage von bonsai Research im Auftrag der Hamburger Agentur nwtn zeigt, was Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer dazu denken.

„Mitarbeitende wünschen sich Orientierung und Formate, die zu ihrem Joballtag passen und diesen bestenfalls bereichern. Um wahrgenommen zu werden, kann beispielsweise eine interne Absendermarke helfen“, sagt Anke Meier-Höppner von der Hamburger Agentur nwtn.

Die Umfrage brachte vier Kernergebnisse zutage:

  1. Stressfaktor Nachrichtenflut
    Fast 55 Prozent aller Mitarbeitenden in Großunternehmen bemängeln die interne Kommunikation. Viel hilft viel – das gilt in der internen Kommunikation nur bedingt – insbesondere in großen Unternehmen. Hier fühlt sich nicht einmal die Hälfte der Mitarbeitenden in Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitenden gut informiert. 54 Prozent haben was zu meckern.
    Die Gründe sind vielfältig: 14,6 Prozent finden es schlichtweg schwer, den Überblick zu behalten und zu unterscheiden, was wichtig oder unwichtig ist. 20,8 Prozent stören sich daran, dass über zu viele Kanäle und Tools kommuniziert wird. Wirklich punkten beim Informationsfluss können nur kleine Unternehmen mit weniger als 20 Mitarbeitenden.
    „Wenn interne Kommunikation in Stress ausartet, konterkariert sie ihre gute Absicht. So verlockend die vielen Kanäle für Kommunikatoren auch sein mögen, so sorgfältig und themenspezifisch sollten sie genutzt werden”, sagt Anke Meier-Höppner von der Agentur nwtn.
  2. Knappes Zeitfenster für die interne Kommunikation
    Nicht einmal ein Drittel ist bereit, mehr als sechs Minuten am Tag für die interne Kommunikation aufzuwenden. Wer sich über sein Unternehmen informieren will, braucht im Arbeitsalltag Zeit dafür. Die optimale Spanne scheint hier bei 15 bis 30 Minuten in der Woche zu liegen: 31 Prozent der Befragten geben diese Zeitspanne an, um interne Themen und Formate zu konsumieren.
    Am eiligsten haben es die Mitarbeitenden in Unternehmen unter 20 Mitarbeitenden. Sie geben 15 Minuten pro Woche an, um up-to-date zu sein (33 %).
    In Unternehmen mit bis zu 1.000 Mitarbeitenden wiederum, fühlen sich nicht mal 20 Prozent nach einer Viertelstunde ausreichend abgeholt.
    Mehr als 60 Minuten pro Woche sind eher für die Mitarbeitenden in Unternehmen mit mehr als 1.000 Angestellten drin (16,2 Prozent).
    „Die Zeit für interne Kommunikation wird immer kürzer und es wird schwerer, die Mitarbeitenden in ihren unterschiedlichen Zeitfenstern zu erreichen. Timing, Taktung und Format werden deshalb zum Schlüssel zur Aufmerksamkeit", sagt Meier-Höppner.
  3. Taktung und Relevanz sind entscheidend
    Wenn es um die zeitlichen Abstände zwischen den Informationseinheiten geht, kommt es auf das richtige Maß an. Besonders erwünscht ist die Information im Wochenrhythmus, für die sich – über alle Unternehmensgrößen hinweg – rund 40 Prozent der Befragten entscheiden. Auch der Faktor Relevanz spielt eine Rolle: Etwa ein Viertel aller Befragten möchten nur dann informiert werden, wenn es wirklich etwas Neues gibt. In Unternehmen mit mehr als 1.000 Angestellten wünschen sich das sogar 31,5 Prozent.
  4. Sonderfall Gen Z: Info-Junkies im internen Info-Dschungel
    Schnell und parallel mit verschiedenen Tools jonglieren: Eigentlich kein Problem für die Digital Natives der Gen Z. Überraschenderweise hadert die junge Generation jedoch am stärksten mit der internen Kommunikation. Großer Kritikpunkt ist, dass ihr Unternehmen zu viele Info-Kanäle und Kommunikations-Tools nutzt (19,6 %). Nur sechs Prozent der 60- bis 67-Jährigen sehen dies auch so.
    Und Orientierung kostet Zeit: Der Großteil der Gen Z Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer (33,7 %) benötigt 30-60 Minuten, um sich intern zu informieren. Der größte Teil der Älteren schafft das in nicht einmal einer Viertelstunde. Trotz erhöhten Zeitbedarfs hängt die Gen Z am Newspuls: unabhängig davon, ob wirklich etwas Relevantes passiert, wollen die Arbeitsmarkt-Newbies mehr als alle anderen Generationen versorgt werden: täglich oder wöchentlich.
    Der größte Anteil der GenÜ60 wiederum will nur wöchentlich oder dann Infos, wenn auch es auch etwas Relevantes zu sagen gibt.
    Einig sind sich Jung bis Alt, wenn es um den bevorzugten Kanal geht: die E-Mail bleibt der Klassiker aller Generationen. Persönliche Meetings müssen es für die Gen Z im Vergleich zu anderen Generationen nicht sein.
    „Bei der Gen Z zeigt sich eine grundsätzlich veränderte Wahrnehmung des Themas interne Kommunikation. Sie nutzt unabhängig vom Absender – sämtliche Tools und Kanäle und neigt so eher dazu, sich ‚überzuinformieren‘ und selbst zu kuratieren”, so Meier-Höppner.

Über die Befragung: Für die repräsentative Umfrage von bonsai Research im Auftrag der Agentur nwtn wurden im Juni 2023 1.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland im Alter von 18 bis 67 Jahren befragt. Es wurden Unternehmen unterschiedlicher Größe (unter 20, 50, 100, 1.000 und mehr als 1.000 Mitarbeitende) befragt.

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