Tipps & Lesehinweise Studie belegt: Deutsche skeptisch gegenüber Führungskräften

Weltweit sehen Menschen ihre Erwartungen in Führungskräfte immer stärker enttäuscht. Besonders ausgeprägt ist diese Tendenz in Deutschland: Ob in Politik, Wirtschaft oder Sport - lediglich 19 Prozent der Bundesbürger bescheinigen den Führungskräften, heute besser durch schwierige Zeiten navigieren zu können als noch vor einem Jahr. International sind es 26 Prozent. Das ist ein Ergebnis des Ketchum Leadership Communication Monitors. Befragt wurden rund 4.000 Personen in 12 Ländern.

Erwartungen nicht erfüllt - so lässt sich nach Einschätzung der Befragten die Leistung von Führungskräften zusammenfassen. Die Führungsqualität von Managern bewerten lediglich 36 Prozent als effektiv; in Deutschland liegt der Wert bei nur 27 Prozent. Noch schlechter fällt die Einschätzung für die Politik aus: "Nur ein Viertel aller Befragten weltweit waren zufrieden mit der Führungsqualität - in Deutschland lag die Quote mit 16 Prozent sogar noch deutlich niedriger", so Dirk Popp, CEO von Ketchum Pleon Deutschland. Zum Vergleich: Idole aus dem Sport schnitten hierzulande mit 20 Prozent besser ab. "Grundsätzlich haben wir festgestellt, dass Europäer und US-Amerikaner mit ihren Führungseliten weniger zufrieden sind als die Menschen in den dynamischen Wachstumsmärkten, etwa Indien und China", fasst Popp zusammen.

Erhebliche Unterschiede gibt es mit Blick auf die Wirtschaftskapitäne. Wer bei Finanzdienstleistern und Versicherungen Leitungspositionen innehat, dem misstrauen die Deutschen - dort liegt die Zustimmung bei nur 19 und 18 Prozent. Deutlich besser schnitten mit 39 beziehungsweise 38 Prozent Top-Manager aus den Branchen Technologie und Automotive ab. "In der Automobilbranche liegt Deutschland über dem internationalen Durchschnitt von 29 Prozent", erklärt Popp. "Die vergleichsweise positive Wahrnehmung der Autobosse lässt sich sicher mit dem wirtschaftlichen Erfolg der vergangenen Jahre erklären. Aber selbst hier gibt es noch Luft nach oben."

Typisch deutsch: Vorbildfunktion ausdrücklich gewünscht
Denn noch wichtiger als der rein wirtschaftliche Erfolg ist den Bundesbürgern die Fähigkeit, Probleme effektiv zu lösen: Von ihren Führungskräften erwarten 70 Prozent, dass sie Streit oder Krisen auf ruhige, selbstsichere Art beenden können. Zwei Drittel (67 Prozent) der Befragten wünschen sich, dass Führungskräfte ihrer Funktion als Vorbild gerecht werden. An dritter Stelle der genannten Eigenschaften folgen mit jeweils 65 Prozent die offene und transparente Kommunikation sowie die Bereitschaft, schwierige Entscheidungen zu treffen. "Anspruch und Wirklichkeit liegen aber weit auseinander", sagt Popp. "Unsere Studie zeigt aber auch, dass Problemlösungskompetenz, Vorbildfunktion, Kommunikation und Entscheidungsfreude weitere Stellschrauben sind, um als erfolgreiche Führungskraft wahrgenommen zu werden."

In der Disziplin Kommunikation schneiden besonders Spitzenpolitiker schlecht ab. Nur 30 Prozent meinen, dass die politische Elite offen und transparent kommuniziert. Lediglich 29 Prozent der Befragten trauen ihr zu, Fehler öffentlich zuzugeben. Dazu Dirk Popp: "Die Messlatte liegt hier besonders hoch, da die Kraft des Arguments zum Rüstzeug der Politik gehört. Sie muss aufpassen, dass Krisen wie der Rücktritt des Bundespräsidenten Wulff ihre Glaubwürdigkeit nicht dauerhaft und grundsätzlich in Frage stellt." Auch für eine effektive Unternehmensführung spielt Kommunikation eine entscheidende Rolle - dieser Meinung sind 76 Prozent der befragten Bundesbürger. Weltweit sind es sogar 84 Prozent. In der Realität spricht jedoch nur rund jeder Dritte der Befragten (36 Prozent) Wirtschaftsführern diese Kommunikationskompetenz zu. "Ob in der Wirtschaft oder in der Politik: Offenbar wird immer noch unterschätzt, dass Führung eine Mischung aus überzeugenden Taten und ehrlicher, transparenter Kommunikation ist."

(Quelle: Pressemitteilung der Agentur Ketchum Pleon in Düsseldorf vom 21. März 2012 → ketchum.de )

Seitennavigation