Rezensionen Rezension: Big Data helfen nur begrenzt weiter

Small Data BuchcoverTitel: Small Data; Was Kunden wirklich wollen – wie man aus winzigen Hinweisen geniale Schlüsse zieht; Autor: Martin Lindstrom; Verlag: Plassen 2016; 320 Seiten; 24,99 Euro; ISBN-13: 978-3864703515

Alle Welt spricht von Big Data. Industrie 4.0. Digitalisierung. Von künstlicher Intelligenz. Dass man jedoch auch aus winzigen Hinweisen geniale Schlüsse ziehen kann, was Kunden wirklich wollen, will Martin Lindstrom in seinem aktuellen Buch „Small Data“ darlegen. Denn Big Data, so der Däne, hülfen uns nur begrenzt weiter. Schließlich spielten wir alle mehr oder weniger, bewusst oder unbewusst Versteck. Den meisten Menschen dürfte nicht klar sein, welche Gewohnheiten und Sehnsüchte sie haben.

Lindstrom beginnt sehr sympathisch aus seinem Leben zu erzählen. Man fühlt sich in ein modernes Marketing-Märchenbuch hineingezogen und erfährt, was Lego mit kaputten Turnschuhen zu tun hat und warum unsere Hände immer schwächer werden. Ich bin amüsiert, nicke und erinnere mich an eigene Episoden von Small Data Analysen für Kunden. Und ich blättere weiter, amüsiere mich weiter und nicke weiter, doch dieses sympathische Erzählen hört nicht auf.

Nicht, dass ich etwas gegen sympathisches Aus-dem-Nähkästchen-Plaudern hätte, aber irgendwie hatte ich dann doch mit mehr „Meta-Ebene“ gerechnet. Schließlich verspricht das Cover, dass der Leser herausfindet, „was Kunden wirklich wollen“ und „wie man aus winzigen Hinweisen geniale Schlüsse zieht“. Das mag bei Lindstrom an vielen Beispielen auf vielerlei Weisen funktioniert haben, aber ich fühle mich nicht ausreichend angeleitet. Vielmehr bleibt der Restgeschmack von Zufall, Glück und – Verzeihung – Arroganz des Siegers, der mit den richtigen Buzzwords um sich wirft.

Wie gesagt: Gegen sympathisches Aus-dem-Nähkästchen-Plaudern habe ich nichts. Und wer sich vom Cover-Versprechen nicht irreleiten lässt, wird mit dem Schreibstil wirklich gut unterhalten. Konsequenz für mich: Das Buch landet auf dem Stapel der „Unterhaltungsliteratur, die auf einer wahren Begebenheit beruht“. Im Regal der Fachliteratur bleibt alles beim alten, denn mit der aktuellen Diskussion um Big Data hat es nicht viel zu tun.

Über die Autorin: Annett Bergk ist als Kommunikationsberaterin in Hamburg tätig. Zuvor baute sie die PR- und Marketingabteilung des Lebensmittelgeschäftes Mutterland auf und unterstützte kleinere und mittelständische Unternehmen unter anderem durch strategische Kommunikationsberatung. Sie ist Initiatorin der #FOMPreneurs Gründerberatung der FOM Hochschule.

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