Kommentare Schebens PRJ-Kolumne "Salz": Das Gleichnis vom Baum

schebenmathias-2010In einer Zeit, in der sich die Öffentlichkeit aus besonderem Anlass intensiv mit den traditionellen Werten der katholischen Kirche befasst, mag das Gleichnis vom Baum gelten.
Alles, was in unserer Welt unnatürlich groß und allzu prächtig wird, was die Bodenhaftung verliert und so der Windlast öffentlicher Kritik und Gegenwehr nicht mehr standhält, knickt irgendwann ein oder fällt um, hat fertig. Wie ein zu groß gewachsener Baum, dessen Krone im stürmischen Wind die Wurzeln überfordert, dessen Stamm die Äste nicht mehr trägt. 
Das gilt für den Limburger Bischofskäse ebenso wie für die Fifa, für Finanzrisiken und Gewinne ebenso wie für über die Maßen expandierende Firmen und für Regierende mit übertriebenen Machtanmaßungen. Es gilt für gigantisch dimensionierte Hoch- und Tiefbauten wie hoffentlich irgendwann auch für höllenlärmende Laubbläser. Die Liste fortzusetzen, würde Seiten füllen. Wer sich an die ersten Aufrufe zum Maßhalten erinnert, mag beim Club of Rome und seinen „Grenzen des Wachstums“ (1972/1992) ernsthafte Anregungen finden.

Die Macht der Kommunikation kann im Wertewandel die über das natürliche Maß hinausgeschossenen Sachverhalte wohl freundlich und wärmend umfächeln, sie kann Verhalten und Fakten aber auch aufwirbeln und als Hurrikan der Entrüstung ganze materielle und immaterielle Konstrukte zum Umsturz und Einsturz bringen. Dass Schweigen, Verschweigen und Vertuschen mächtig mache, entpuppt sich im Übrigen regelmäßig als Mär.  

Realismus, Bodenhaftung und Bescheidenheit  werden nicht nur vom Papst gepredigt, womit wir wieder in Limburg wären. Erstaunlich aber ist, dass kaum jemand in Unternehmen, Verbänden, Politik und im privaten Bereich sein Wissen um das „Weniger ist Mehr“ in die Tat umsetzt. Den PR-Schaffenden bleibt da eh nur die Gegenthese, ihren Job der Kommunikation betreffend: „Weniger wäre schlecht.“ Wenn‘s einer guten Sache dient.

Mathias Scheben, Kommunikationsberater, Andernach, www.scheben-kom.de

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